ISTANBUL (dpa) — Seit über dreißig Jahren fertigt der Istan­bu­ler Schus­ter Öncel Kalkan extra­gro­ße Schuhe. Er selbst hat die ganz norma­le Schuh­grö­ße 39.

Er selber trägt nur Schuh­grö­ße 39, aber seine Kunden leben meist wortwört­lich auf großem Fuße: Öncel Kalkan ist Schuh­ma­cher in Istan­bul, aber weit über die Grenzen der Türkei bekannt für seine Arbeit.

Er fertigt Schuhe für Menschen mit beson­ders großen Füßen und hat Kunden in der ganzen Welt. «Sowas wie ich macht kaum jemand», sagt der gelern­te Schuster.

In einer schma­len Passa­ge gleich an der bekann­ten Istan­bu­ler Einkaufs­stra­ße Istik­lal hat Kalkan seinen Laden Adim (auf Deutsch: Schritt) — seit 1988. Ein golde­nes Schild im Schau­fens­ter des von außen recht unschein­ba­ren Ladens verrät, dass hier großes verkauft wird, Schuhe ab der Größe 45. Werbung braucht der Schus­ter keine: «Die Kunden kommen so oder so. Das geht über Mund-zu-Mund-Propa­gan­da.» Sein Handwerk betreibt der 57-Jähri­ge tradi­tio­nell, Schuhe fertigt er in einer nahe gelege­nen Keller­werk­statt, meist auf Bestel­lung. Einen Online-Shop hat er nicht.

Mit verschmitz­tem Lächeln zieht er den größten Schuh, den er je gefer­tigt hat, aus dem Regal: Der ist aus braunem Leder und hat die statt­li­che Größe 57. Manche sagten, er «ferti­ge Schuhe für Riesen». Beson­ders Basket­ball­spie­ler und andere Sport­ler kaufen jetzt bei ihm ein, sagt Kalkan.

Zu seinem Beruf und der Spezia­li­sie­rung auf große Füße ist er zufäl­lig gekom­men: «Mein Vater war Bauer in Konya, das war nicht mein Ding.» Mit 15 Jahren bricht er auf nach Istan­bul, «weil ich unbedingt ein Besik­tas-Spiel sehen wollte», sagt der kahlköp­fi­ge Kalkan und lächelt hinter seiner Maske. Er selbst nennt sich einen «fanati­schen» Anhän­ger des Istan­bu­ler Fußball­ver­eins. In Istan­bul angekom­men, habe er auf der Suche nach einem Job Bekann­te aus Konya getrof­fen. «Sie sagten, sie lernen Schus­ter. Ok, das mach ich auch, hab ich gesagt.» Einen Tag später begann seine Ausbildung.

Kurz nach der Laden­er­öff­nung seien zwei US-ameri­ka­ni­sche Basket­ball­spie­ler in seinen Laden gekom­men und hätten nach Schuhen in Größe 52 gefragt. Einer davon war Marcus Webb, erzählt Kalkan. Der Schus­ter machte sich an die Arbeit — und Webb fuhr mit 32 neuen Paar Schuhen nach Hause. Seither produ­ziert Kalkan nur noch in Ausnah­me­fäl­len Schuhe in gängi­gen Größen. Auch Frauen sind Kundin­nen, eine Volley­ball­spie­le­rin mit Schuh­grö­ße 46 zum Beispiel. Maximal 600 türki­sche Lira nimmt er für ein Paar — umgerech­net knapp 60 Euro.

Seine Arbeit mache ihm Spaß, aber nach über dreißig Jahren im Geschäft sei er langsam müde. Zwei, drei Jahre will er den Laden noch halten, dann aufs Dorf ziehen «und entspan­nen». Um sein eigenes Fußkleid macht er sich übrigens nur wenig Gedan­ken. «Ich kaufe, was mir so über den Weg läuft.»