BERLIN (dpa) — Noch rät die Bundes­re­gie­rung wegen Corona generell von touris­ti­schen Reisen ins Ausland ab. Gleich­zei­tig fällt aber eine konkre­te Beschrän­kung nach der anderen — jetzt auch für viele Urlaubsgebiete.

Wegen sinken­der Corona-Infek­ti­ons­zah­len streicht die Bundes­re­gie­rung am Sonntag Itali­en, Tsche­chi­en und weite Teile Öster­reichs von der Liste der Risikogebiete.

Das gilt auch für belieb­te Urlaubs­ge­bie­te in Kroati­en, 8 von 26 Schwei­zer Kanto­nen sowie für die franzö­si­sche Insel Korsi­ka, wie das Robert Koch-Insti­tut (RKI) am Freitag mitteil­te. Hinzu kommen einige Übersee­ge­bie­te Frank­reichs und der Nieder­lan­de sowie der Vatikan. Wer aus diesen Gebie­ten auf dem Landweg nach Deutsch­land kommt, muss künftig keiner­lei Einrei­se­be­schrän­kun­gen wegen Corona mehr beach­ten. Nur Flugpas­sa­gie­re müssen noch einen negati­ven Test vorweisen.

Gelockert werden die Einrei­se­be­schrän­kun­gen auch für die Türkei, Schwe­den und Litau­en. Diese drei Länder werden vom Hochin­zi­denz- zum Risiko­ge­biet zurück­ge­stuft. Damit entfällt die generel­le Quaran­tä­ne­pflicht von fünf bis zehn Tagen bei Einrei­se nach Deutsch­land. Wer einen negati­ven Test vorwei­sen kann, muss sich nicht mehr selbst isolieren.

Als Hochin­zi­denz­ge­bie­te werden in der Regel Länder einge­stuft, in denen die Zahl der Neuin­fek­tio­nen pro 100.000 Einwoh­ner inner­halb einer Woche (Sieben-Tage-Inzidenz) über 200 liegt. Als Risiko­ge­bie­te gelten Länder mit einer Inzidenz über 50. Deutsch­land liegt inzwi­schen knapp unter 30.

Die neuen Einstu­fun­gen sind vor allem mit Blick auf die Sommer­fe­ri­en inter­es­sant, die in zwei Wochen in den ersten Bundes­län­dern begin­nen. Die Bundes­re­gie­rung hatte die Quaran­tä­ne- und Testpflich­ten für das europäi­sche Ausland schon in den vergan­ge­nen Wochen nach und nach gelockert. Im März wurde Mallor­ca als erstes belieb­tes Urlaubs­ge­biet der Deutschen von der Risiko­lis­te des RKI gestri­chen. Später folgten das portu­gie­si­sche Festland, Malta und die Kanaren.

Jetzt ist Itali­en an der Reihe. Das zweit­be­lieb­tes­te Urlaubs­land der Deutschen nach Spani­en war zu Beginn der Pande­mie beson­ders hart vom Corona­vi­rus getrof­fen worden. Nach einer Entspan­nung der Lage im vergan­ge­nen Sommer wurde es im Novem­ber wieder als Risiko­ge­biet einge­stuft. Ab Sonntag gilt Itali­en nach einem halben Jahr aus deutscher Sicht wieder als «risiko­frei».

Das Mittel­meer­land lockert quasi wöchent­lich Corona-Beschrän­kun­gen. Seit Diens­tag dürfen Bars und Restau­rants ihre Gäste wieder innen bedie­nen. In den ersten Regio­nen gibt es auch keine nächt­li­chen Ausgangs­be­schrän­kun­gen mehr. Wer in Itali­en Urlaub machen möchte, muss sich aller­dings auf dem Hinweg noch testen lassen, um sich von der Quaran­tä­ne zu befreien.

Wie Itali­en hofft auch Öster­reich auf deutsche Touris­ten in diesem Sommer. Die Bundes­län­der Tirol und Vorarl­berg bleiben aller­dings vorerst noch Risiko­ge­bie­te. In Kroati­en werden drei von sieben Küsten­re­gio­nen von der RKI-Liste gestri­chen: Istri­en, Dubrov­nik-Neret­va und Split-Dalma­ti­en. In der Schweiz sind es die Kanto­ne Aargau, Basel-Stadt, Basel-Land, Graubün­den, Solothurn, Tessin, Zug und Zürich.

Für alle diese Regio­nen entfällt nun auch die Reise­war­nung des Auswär­ti­gen Amts. Die Bundes­re­gie­rung rät aber trotz­dem immer noch grund­sätz­lich von touris­ti­schen Reisen ins Ausland ab. Wann das geändert wird, ist völlig offen. Es hat aber auch nur den Charak­ter einer Empfehlung.

Auch für das belieb­tes­te Urlaubs­ziel der Deutschen außer­halb Europas gibt es Hoffnung: die türki­sche Mittel­meer­küs­te. Wer dorthin reisen will, muss nun nicht mehr in Quaran­tä­ne. Vor einem Monat war der türki­sche Außen­mi­nis­ter Mevlüt Cavuso­glu nach Berlin gekom­men, um unter anderem über die Reise­be­schrän­kun­gen zu reden. Bundes­au­ßen­mi­nis­ter Heiko Maas versprach ihm damals: «Wir wollen, dass im Sommer so viel Urlaub möglich ist, wie eben verant­wort­bar ist.»

Für die türki­sche Wirtschaft hat der Touris­mus­sek­tor große Bedeu­tung. Im vergan­ge­nen Jahr kamen wegen Corona nach offizi­el­len Angaben rund 70 Prozent weniger Besucher ins Land als noch 2019. Die Deutschen waren die dritt­größ­te Urlaubergruppe.

Bei allen positi­ven Nachrich­ten gibt es aber auch immer noch Länder, in denen sich die Pande­mie­la­ge verschlech­tert. Neu auf der Liste der Risiko­ge­bie­te sind zwei Regio­nen in Norwe­gen. Und Urugu­ay wird in die höchs­te Risiko­ka­te­go­rie der Virus­va­ri­an­ten­ge­bie­te einge­stuft. Damit gelten ab Sonntag für das kleine südame­ri­ka­ni­sche Land drasti­sche Einrei­se­be­schrän­kun­gen. Aus Virus­va­ri­an­ten­ge­bie­te dürfen nur deutsche Staats­bür­ger und Auslän­der mit Wohnsitz in Deutsch­land mit Flugzeug, Bahn oder Bus einrei­sen. Und sie müssen dann für 14 Tage in Quaran­tä­ne, die auch nicht durch einen negati­ven Test verkürzt werden kann.

Mit den neuen Einstu­fun­gen sinkt die Zahl der weltweit als Hochin­zi­denz­ge­bie­te einge­stuf­ten Länder von 28 auf 24, die der Virus­va­ri­an­ten­ge­bie­te steigt von 12 auf 13. Es gibt weiter­hin mehr als 100 Länder, die ganz oder teilwei­se als einfa­che Risiko­ge­bie­te einge­stuft sind.

Von Micha­el Fischer, dpa