Chris Barber stand noch bis ins hohe Alter auf der Bühne und trat mit seiner Big Band regel­mä­ßig auch in Deutsch­land auf. Sein Leben lang blieb der Posau­nist dem frühen New-Orleans-Jazz treu.

LONDON (dpa) — Der legen­dä­re Jazzmu­si­ker Chris Barber ist tot. Der Posau­nist, der mit «Ice Cream» einen bis heute populä­ren Welthit hatte, sei im Alter von 90 Jahren nach einer Demenz-Erkran­kung gestor­ben, teilte sein Label Last Music Co. am Mittwoch mit.

Barber war einer der letzten großen Big-Band-Leader und spiel­te sich seit den 1950er Jahren in die Herzen der Jazz-Fans mit Hits wie «Ice Cream», «Wild Cat Blues» und «Petite Fleur». Der Pate des briti­schen Jazz stell­te aber auch die Weichen für die Blues- und Rock-Explo­si­on, aus der Gigan­ten wie die Beatles und Rolling Stones hervorgingen.

Der Musiker wurde am 17. April 1930 nördlich von London geboren. Er studier­te Posau­ne und Kontra­bass an der berühm­ten Londo­ner «Guild­hall School of Music and Drama» und gründe­te schon mit 19 seine erste Jazzband. Die klassi­sche Ausbil­dung prägte seine Auffas­sung von Jazz-Impro­vi­sa­tio­nen: Man müsse trotz­dem die richti­gen Noten spielen, befand er.

In den 50ern war Barbers Big Band in Großbri­tan­ni­en so bekannt wie die Beatles in den 60ern. 1958 gründe­te er mit einem Geschäfts­part­ner den legen­dä­ren Londo­ner Marquee Club, in dem später die Rolling Stones auftraten.

1959 schaff­te Barber den inter­na­tio­na­len Durch­bruch mit «Petite Fleur», einem Stück mit dem Solo des Klari­net­tis­ten Monty Sunshi­ne. Im selben Jahr heira­te­te er die Blues­sän­ge­rin Ottilie Patter­son (1932–2011). 1983 ließen sie sich schei­den, arbei­te­ten aber immer wieder zusammen.

Barber liebte den frühen New-Orleans-Jazz und brach­te viele afroame­ri­ka­ni­sche Gospel- und Blues-Legen­den nach Großbri­tan­ni­en. Neben­bei verhalf er damit der E‑Gitarre zum Einzug in die briti­sche Rhythm-and-Blues-Szene.

Der Posau­nist und seine Band verlo­ren dadurch an Popula­ri­tät in ihrer Heimat, wurden aber vor allem in Deutsch­land immer belieb­ter — beson­ders mit dem fröhli­chen «Ice Cream, You Scream…». Erst im Alter von 89 Jahren zog sich der Bandlea­der nach einem Sturz ins Privat­le­ben zurück.