LINDAU – Am Sonntag, 13. Dezem­ber, bekommt die Lindau­er Bahnge­schich­te ein neues, zukunfts­wei­sen­des Kapitel. Dann geht der neue Bahnhof in Reutin ans Netz. Für Lindau ein wahrhaft bahnbre­chen­des Ereig­nis, denn zum einen wird damit die Anbin­dung an die Strecke München-Zürich deutlich besser. Zudem ergeben sich auf den zukünf­tig nicht mehr benötig­ten Bahnflä­chen große Entwick­lungs­chan­cen für Lindau.

Noch wirkt manches am neuen Bahnhof impro­vi­siert, roh. „Wir arbei­ten natür­lich noch Zug um Zug weiter“, sagt Lindaus Oberbür­ger­meis­te­rin Claudia Alfons. Aber seine wichtigs­te Funkti­on erfüllt der Bahnhof Reutin aus ihrer Sicht bereits: „Mit diesem neuen Bahnhof entsteht hier eine wichti­ge Verkehrs­dreh­schei­be für die Stadt und die gesam­te Region. Davon werden wir alle profi­tie­ren. Zudem trägt der Bahnhof in Reutin dem Umstand Rechnung, dass sich dieser Stadt­teil längst ein lebhaf­ter Dreh- und Angel­punkt ist.“

Für die Lindau­er geht damit auch eine jahrzehn­te­lan­ge Diskus­si­on um den Stand­ort des Bahnhofs zu Ende. Neben dem Insel­bahn­hof wird die Stadt jetzt noch einen weite­ren Bahnhof haben: Kombi­lö­sung ist das Zauberwort.

Mit dieser Formel sicher­te die Stadt, dass weiter­hin der Euroci­ty München-Zürich in Lindau hält. Für Bürge­rin­nen und Bürger, aber auch für die örtli­che Wirtschaft ein wichti­ger Stand­ort­fak­tor. Durch die Elektri­fi­zie­rung wird sich die Fahrzeit nach München verkür­zen. „Die Elektri­fi­zie­rung der Strecke Lindau-München und der Südbahn bringen unsere kleine Stadt noch näher an die Welt und die Welt leich­ter zu uns“, sagt Alfons.

Zur Inbetrieb­nah­me im am 13. Dezem­ber werden täglich zwölf Fernver­kehrs­zü­ge der beschleu­nig­ten ECE-Strecke München-Zürich in Reutin halten. Dazu kommen 14 Züge der Regio­nal­ex­press Linie Augsburg-Kempten-Lindau und 56 Regio­nal­zü­ge aus Vorarlberg.

17 Züge aus Vorarl­berg fahren aber noch ohne Halt durch Reutin, um auf der Insel den Anschluss in Richtung Fried­richs­ha­fen zu schaf­fen. Noch gibt es also Optimie­rungs­be­darf am Bahnkno­ten Lindau.

Dafür ist der neue Bahnhof barrie­re­frei und mit einem Leitsys­tem für Sehbe­hin­der­te und Blinde ausge­stat­tet. Alle Bahnstei­ge sind über Aufzü­ge erreich­bar, zudem ist der Zugang zu vielen Nahver­kehrs­zü­gen stufen­los möglich, wie die Bahn verspricht.

Der Kauf von Fahrkar­ten ist in Reutin über ein Video­ter­mi­nal möglich. Das Kunden­cen­ter auf dem Insel­bahn­hof bleibt, laut Bahn, erhalten.

Die Bahn verspricht sogar einen weite­ren Ausbau des Zugan­ge­bots. Dafür muss aber zunächst der Bahndamm saniert sein und der Hasen­weid­weg Ost durch eine Unter­füh­rung ersetzt werden. Auch die Zufahrt zum Giebel­bach ist zwingen­de Voraus­set­zung für das Funktio­nie­ren des Bahnkno­tens Lindau.

Dessen Bedeu­tung schätzt Alfons sehr hoch ein: „Zumal durch die Stati­ons­of­fen­si­ve der Bahn noch weite­re Bahnhal­te dazukom­men werden, die unseren Öffent­li­chen Perso­nen- und Schie­nen­nah­ver­kehr attrak­ti­ver und dadurch zukunfts­fä­hi­ger machen werden“, ist sie überzeugt.

Der Bahnhofs­vor­platz und die westli­chen Flächen des Parkplat­zes sind bereits nutzbar, bis Weihnach­ten soll der östli­che Teil dazukom­men. Sogar ein Bäcker ist bereits gefun­den, der einen Verkaufs­wa­gen aufstellt, sodass Reisen­de sich direkt vor Ort noch verpfle­gen können.

Dennoch geht die Arbeit mit Volldampf weiter. Das alte Bahnhofs­ge­bäu­de bleibt zunächst stehen, bis eine Bauge­neh­mi­gung für einen Neubau vorliegt. Dafür soll im kommen­den Jahr ein Wettbe­werb vorbe­rei­tet werden, der dann voraus­sicht­lich 2021/2022 stattfindet.

Den Auslo­bungs­text, der die Anfor­de­run­gen an den neuen Bahnhof und seine Umgebung formu­liert,  wollen die Verant­wort­li­chen in der Stadt­pla­nung zusam­men mit Bürge­rin­nen und Bürgern erarbei­ten  und dann mit dem Stadt­rat abstim­men. Gebaut werden kann aber  schät­zungs­wei­se frühes­tens 2025.

Gut Ding will also Weile haben.

Die Bahn hat zur Eröff­nung des Bahnhofs einen Flyer aufge­legt, der unter https://bahnland-bayern.de/infomaterial im Inter­net bestellt werden kann.