Liebe Wochen­blatt-Leserin­nen und –Leser,

wenn meine zwei Jungs Wasser sehen, drehen sie durch. Wo andere Kinder nett und harmlos planschen, ziehen die zwei sich in Sekun­den­schnel­le split­ter­fa­ser­nackt aus und stürzen sich in die “Fluten”.

Die kennen da kein Scham­ge­fühl. Egal ob Brunnen, Stadt­bach oder Pfütze. Das ist seltsam, denn wenn ich zuhau­se sage: “Es geht jetzt ins Bett, Schlaf­an­zug anzie­hen”, dann passiert das Auszie­hen in Zeitlu­pe. Und der große Bruder sagt “Mamaaa, ich habe einfach keine Kraft mehr!”. Ich überle­ge mir also meistens ganz genau, ob es dort, wo wir hinge­hen, Wasser gibt. Wenn ja, muss ich aufrüs­ten! Mit Handtuch und Ersatz­kla­mot­ten — am besten in doppel­ter Ausfüh­rung. Denn nur weil Mama sagt “die Klamot­ten bleiben an”, heißt das ja nicht, dass die Kinder nichts ins Wasser hüpfen.

Ich glaube, darum mögen die zwei auch Regen-Spazier­gän­ge so gerne. Ist ja fast wie baden — mit Jacke an. Manch­mal ist es auch kalt draußen. Also wirklich kein Brunnen-Badewet­ter. Dann verbie­te ich ihnen das Planschen. Das Ergeb­nis ist, dass sie erst sauer sind, dann enttäuscht, dann weinen — und ich mich wie eine Raben­mut­ter fühle, weil meine Kinder nicht bei zehn Grad nackig im Brunnen baden dürfen.

Bleibt gesund,

Eure Julia

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