In einer Befra­gung des CDU-Nachwuch­ses liegt Fried­rich Merz mit knapp 51,6 Prozent vorne. Die Abstim­mung ist für die JU-Mitglie­der bei der Mitte Januar geplan­ten Wahl zwar nicht bindend. JU-Chef Kuban sieht das Ergeb­nis für sich aber als Auftrag.

Der Außen­po­li­ti­ker Norbert Röttgen lag mit 27,9 Prozent auf Platz zwei vor Nordrhein-Westfa­lens Minis­ter­prä­si­dent Armin Laschet, der 19,8 Prozent der Stimmen erziel­te. Die Wahlbe­tei­li­gung lag bei 20,1 Prozent — von gut 75.000 stimm­be­rech­tig­ten JU-Mitglie­dern hätten sich knapp 15.000 an der Befra­gung beteiligt.

Die Abstim­mung galt als Stimmungs­test vor der für Mitte Januar geplan­ten Wahl eines neuen Partei­vor­sit­zen­den. Die JU wird in der Partei tradi­tio­nell als eher konser­va­tiv einge­schätzt — Merz galt schon vor der Befra­gung als Favorit des Nachwuch­ses. Kuban sagte, es hande­le sich um eine insge­samt unver­bind­li­che Abstim­mung. Auf die Frage, ob es neben Merz, Laschet und Röttgen noch weite­re Kandi­da­ten für den Partei­vor­sitz geben werde, sagte Kuban, er rechne nicht damit, dass sich am Perso­nal­ta­bleau bis zum Partei­tag noch etwas ändere. Dieser ist am 16. Januar geplant.

In der CDU hieß es zum Abschnei­den Röttgens, dieser erschei­ne offen­bar für viele der jungen JU-Mitglie­der als frisches, neues Gesicht. Beim Partei­tag zur Wahl eines Nachfol­gers von Partei­che­fin Annegret Kramp-Karren­bau­er werden ihm aller­dings nur Außen­sei­ter­chan­cen gegeben.

Das Resul­tat der Mitglie­der­be­fra­gung gilt als Empfeh­lung des CDU-Nachwuch­ses für die Vorsit­zen­den­wahl. Kuban kündig­te an, er selbst werde sich beim Wahlpar­tei­tag an das Ergeb­nis halten. Die JU — die gemein­sa­me Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on von CDU und CSU — hatte die gut 70.000 der rund 100.000 JU-Mitglie­der befragt, die nicht aus Bayern stammen, da es um den CDU-Vorsitz geht. Nicht alle JU-Mitglie­der gehören der CDU an. Unter den 1001 Delegier­ten des CDU-Partei­tags sind nach JU-Angaben etwa 100 auch Mitglied der Jugendorganisation.

Die CDU will Mitte Januar bei einem Bundes­par­tei­tag über ihren Vorsitz entschei­den. In Betracht kommen nach einem hefti­gen Streit und einer Einigung der drei Kandi­da­ten Merz, Laschet und Röttgen vom Wochen­en­de neben einem Präsenz­par­tei­tag ein dezen­tra­ler Präsenz­par­tei­tag oder ein Online-Partei­tag mit elektro­ni­scher Abstim­mung und schrift­li­cher Schluss­ab­stim­mung per Brief­wahl. Wegen der drastisch wachsen­den Zahlen von Corona-Infek­tio­nen gilt der Online-Partei­tag mit schrift­li­cher Schluss­ab­stim­mung intern als wahrschein­lichs­te Variante.

Nach der bishe­ri­gen Planung will die CDU-Spitze die Auswir­kun­gen der Pande­mie auf die Partei­tags­pla­nung am 14. Dezem­ber neu bewer­ten und endgül­tig über die Organi­sa­ti­on des Partei­tags entschei­den. Das Thema dürfte aber auch bei Gremi­en­sit­zun­gen im Novem­ber eine größe­re Rolle spielen. So kommt das CDU-Präsi­di­um, die engste Führungs­spit­ze um Kramp-Karren­bau­er, am 9. und 16. Novem­ber zusam­men. Der größe­re Vorstand tagt am 16. November.

Merz, Laschet und Röttgen hatten sich am 18. Oktober bei einer im Inter­net übertra­ge­nen Vorstel­lungs­run­de der JU erstmals gemein­sam auf einer Bühne einem breite­ren Partei­pu­bli­kum präsen­tiert. Anschlie­ßend starte­te die zweiwö­chi­ge Mitglie­der­be­fra­gung. Kuban wollte Merz im Laufe des Diens­tags einen Sieger­po­kal in Form eines Mikro­fons mit der Aufschrift «Die Stimme der JU 2020» überreichen.