LOS ANGELES (dpa) — Jahrzehn­te lang war Bill Cosby ein Super­star im US-Fernse­hen. Die #MeToo-Bewegung aber brach­te die andere Seite des Mannes ans Licht. Schon 2018 wurde er als Sexual­straf­tä­ter zu mehre­ren Jahren Haft verurteilt.

Der US-Komiker und Schau­spie­ler Bill Cosby (84) ist erneut des sexuel­len Missbrauchs für schul­dig befun­den worden.

Eine Jury aus acht Frauen und vier Männern sah es am Diens­tag als erwie­sen an, dass Cosby die heute 64 Jahre alte Kläge­rin in der Playboy-Mansi­on in Los Angeles missbrauch­te, als sie 16 Jahre alt war.

Der Anfang Juni eröff­ne­te Zivil­pro­zess fand an einem Gericht im kalifor­ni­schen Santa Monica statt. Cosby war nicht selbst erschie­nen, hatte die Vorwür­fe aber über seiner Vertei­di­ger zurück­wei­sen lassen. Der Kläge­rin sprach die Jury 500.000 Dollar (etwa 475.000 Euro) zu.

Die Frau hatte die Vorwür­fe bereits 2014 erhoben. Zu einem Straf­pro­zess kam es nicht, weil der Vorfall bereits verjährt war. Weil die Frau zu dem Zeitpunkt aber minder­jäh­rig war, kann sie heute noch zivil­recht­lich mit Schaden­er­satz­an­sprü­chen gegen Cosby vorgehen.

Das Zivil­ver­fah­ren war ausge­setzt worden, als Cosby im US-Staat Pennsyl­va­nia 2017 straf­recht­lich belangt wurde. Mehr als 60 Frauen hatten dem Schau­spie­ler sexuel­le Übergrif­fe unter­schied­li­cher Art vorge­wor­fen. Der Enter­tai­ner hatte die Vorwür­fe stets zurückgewiesen.

Verur­tei­lung zu Haftstra­fe gekippt

2018 war Cosby wegen sexuel­ler Nötigung zu einer mehrjäh­ri­gen Haftstra­fe verur­teilt worden. In dem Prozess ging es um einen Fall aus dem Jahr 2004. Cosby hatte rund drei Jahre in Haft verbracht, als das höchs­te Gericht in Pennsyl­va­nia im Juni vorigen Jahres seine Verur­tei­lung aufgrund eines Verfah­rens­feh­lers überra­schend kippte — Cosby kam auf freien Fuß.

Der heute 84-Jähri­ge galt einst als Super­star und durch seine «Bill Cosby Show» Ameri­kas Vorzei­ge-Vater. Für Millio­nen gehör­ten seine Gags gepaart mit herzer­wär­men­den Geschich­ten des Alltags und einer sanften Moral abends zum Pflichtprogramm.

Viele Auszeich­nun­gen und Anerken­nun­gen seiner langen Karrie­re sind inzwi­schen jedoch passé. Das Kenne­dy Center in Washing­ton wider­rief Auszeich­nun­gen an ihn, die Oscar-Akade­mie schloss ihn aus. Der Schuld­spruch 2018 machte Cosby zum ersten verur­teil­ten Promi­nen­ten in Zeiten der #MeToo-Bewegung, noch bevor bei Produ­zent Harvey Weinstein die Handschel­len klickten.