Im Laufe ihrer Karrie­re war Kamala Harris mehrfach die Erste. Nun dürfte sie als erste Frau und erste schwar­ze Ameri­ka­ne­rin im Vizeprä­si­den­ten­amt in die Geschich­te der USA eingehen.

«Denn jedes kleine Mädchen, das heute Nacht zuschaut, sieht, dass dies ein Land der Möglich­kei­ten ist.» Harris ist als erste Frau, erste Schwar­ze und erste Ameri­ka­ne­rin mit indischen Wurzeln in das Amt des US-Vizeprä­si­den­ten gewählt worden — und geht damit für viele als eigent­li­che Hoffnungs­trä­ge­rin aus der US-Präsi­den­ten­wahl hervor.

Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland in Kalifor­ni­en geboren, wo sie in einer afroame­ri­ka­ni­schen Commu­ni­ty aufwuchs. Ihr Vater war aus Jamai­ka in die USA einge­wan­dert, um Wirtschaft zu studie­ren. Ihre Mutter — eine Krebs­for­sche­rin und Bürger­recht­le­rin — kam aus Indien.

Im Laufe ihrer Karrie­re war Harris mehrfach die Erste: Nach ihrem Studi­um in Washing­ton und in Kalifor­ni­en wurde sie als erste Schwar­ze Bezirks­staats­an­wäl­tin von San Francis­co. Ab 2010 hatte sie als erste Frau den Posten der Attor­ney General (Justiz­mi­nis­te­rin und General­staats­an­wäl­tin) in ihrem Heimat­staat inne. In den US-Senat zog sie 2017 als erste Schwar­ze ein, die Kalifor­ni­en reprä­sen­tier­te — und war die zweite Afroame­ri­ka­ne­rin in der Parla­ments­kam­mer überhaupt.

Am Tag zum Geden­ken an den Bürger­recht­ler Martin Luther King 2019 gab Harris ihre Bewer­bung um die Präsi­dent­schafts­kan­di­da­tur der Demokra­ten bekannt. «Die Ameri­ka­ner wollen eine Kämpfe­rin, sie wollen jeman­den, der wie verrückt für sie kämpft», sagte sie damals. Ihre Gegner kriti­sier­ten, dass sie sich ideolo­gisch nicht veror­ten lasse, und versuch­ten, ihre Karrie­re in der Justiz gegen sie zu verwen­den: Sie sahen einige ihrer Entschei­dun­gen nicht im Einklang mit ihrem Verspre­chen nach Refor­men eines «kaput­ten» Straf­jus­tiz­sys­tems. Im Dezem­ber beende­te sie ihre Kampagne.

Im Sommer machte Biden Harris zu seiner Vize-Kandi­da­tin. Ganze Artikel beschäf­tig­ten sich mit der Tatsa­che, dass Harris im Wahlkampf meist Turnschu­he trug — wie auch oft ihr Mann Douglas Emhoff. Einige sahen darin ihren Taten­drang. Biden beschreibt Harris als «furcht­lo­se Kämpfe­rin». Mit seiner Entschei­dung für sie ebnete er den Weg dafür, dass es in nicht allzu ferner Zukunft eine schwar­ze Präsi­den­tin in den USA geben könnte. Der gewähl­te Präsi­dent Biden ist 77 Jahre alt — die 56-Jähri­ge Harris könnte ihn beerben, zumin­dest als nächs­te Präsi­dent­schafts­kan­di­da­tin der Demokraten.

Ihre Mutter habe so fest an ein Ameri­ka geglaubt, in dem ein Moment wie der jetzi­ge möglich sei, sagte Harris am Samstag — und dankte den Genera­tio­nen von Frauen, die für Gleich­heit, Freiheit und Gerech­tig­keit aller gekämpft hätten. «Ich stehe auf ihren Schul­tern.» Harris sagte den Ameri­ka­nern zu, dass sie versu­chen werde, eine Stell­ver­tre­te­rin für Biden zu sein, wie er es für Barack Obama war. «Loyal. Ehrlich.» Und jeden Tag aufs Neue vorbereitet.