BAD WALDSEE – Karge Krippe, starker Ausdruck: Die „Arme-Leute-Krippe“ des Künst­lers Sieger Köder (1925–2015) ist bis zum 2. Febru­ar im Wohnpark am Schloss in Bad Waldsee zu sehen. Danach tritt diese einfa­che gehal­te­ne szeni­sche Darstel­lung mit dem Jesus­kind aus Altpa­pier ihre letzte Reise an und bekommt im Sieger-Köder-Museum in Ellwan­gen eine endgül­ti­ge Heimat. Ein Besuch an dieser Krippe, die völlig schnör­kel­los daher­kommt und sich damit ganz auf das bibli­sche Gesche­hen konzen­triert, bietet sich in der Weihnachts­zeit und „zwischen den Jahren“ beson­ders an.

Sarah Kreut­zer hatte die Idee dafür geboren, diese beson­de­re Krippe mit Figuren aus Pappma­ché in der Weihnachts­zeit nach Oberschwa­ben zu holen. „Dass uns dies gelun­gen ist, freut uns sehr, weil Bad Waldsee damit ihre aller­letz­te Stati­on ist, bevor sie im Febru­ar 2024 endgül­tig ins Museum kommt“, betont die Seelsor­ge­rin der St. Elisa­beth-Stiftung. Die Seelsor­ge­ein­heit Bad Waldsee zog die bis zu ein Meter hohen Figuren, die durch ihre Schlicht­heit für sich sprechen, bereits in der Vorweih­nachts­zeit zu Medita­tio­nen heran in einem beson­de­ren Umfeld. Ab dem 27. Dezem­ber steht die Krippe im Wohnpark-Foyer dann inter­es­sier­ten Besuchern aus nah und fern für eine Besich­ti­gung zur Verfügung.

Diese Krippe bringt auch in Krisen­zei­ten Weihnach­ten ganz einfach auf den Punkt, weil alles Verzie­ren­de, Verschnörkelte und Ausge­fal­le­ne wegfällt. „Zurück bleiben nur karge, ausdrucks­star­ke Figuren aus Hasen­draht, Zeitungs­pa­pier und Kleis­ter, wie sie früher Menschen, die sich keine Krippe leisten konnten, selbst herge­stellt haben“, heißt es in einer Beschrei­bung, die dazu ausliegt. 

Alles konzen­triert sich somit auf die unbemal­ten Figuren, die für sich sprechen. Nur Stroh und Blätter dienen als Dekora­ti­on zu ihren Füßen. Es gibt auch keine Landschafts­dar­stel­lung als Hinter­grund für die Szene­rie, wie man dies von barocken Darstel­lun­gen hierzu­lan­de kennt. Aber es sind alle Perso­nen, Tiere und göttli­chen Gestal­ten vor Ort, die zu einer solchen Krippen­dar­stel­lung gehören: Maria und Josef mit dem Jesus­kind, Hirten, Pilger, Musiker, Waldar­bei­ter und natür­lich auch Ochs und Esel. Und über allem schwe­ben große Engel von der Decke herunter.

Diese gesichts­lo­sen Figuren hatte der bekann­te Künst­ler­pfar­rer Sieger Köder 2004 mit einigen Frauen auf der Ostalb erschaf­fen. Auf Anfra­ge des damali­gen Ministerpräsidenten kam die Krippe nach Berlin in die Landes­ver­tre­tung Baden-Württembergs und sollte dort präsen­tiert werden. Da sie in der Haupt­stadt jedoch als „unpas­send“ und „nicht geeig­net“ empfun­den wurde, kam sie 2005 wieder nach Ellwan­gen. Von da an ging die „Arme-Leute-Krippe“ auf die Reise und tourte in den vergan­ge­nen zwei Jahrzehn­ten durch das ganze Land. Dabei machte sie in vielen katho­li­schen und evange­li­schen Gemein­den und Einrich­tun­gen Station. 

Für Sarah Kreut­zer stellt diese Krippe auch ein starkes Symbol dar für das Jubilä­um der franzis­ka­ni­schen Familie, das heuer exakt 800 Jahre nach einer Krippen­fei­er im italie­ni­schen Greccio gefei­ert wird. Angesichts der vielen Krisen­her­de und Kriege auf der Welt stehe die Krippen­fei­er des Hl. Franzis­kus für die zeitlos notwen­di­ge Erinne­rung und Ermuti­gung: Gott wird Mensch in all’ unserer Armut, in unserem Schei­tern und unseren gewalt­vol­len Ausein­an­der­set­zun­gen und zeige sich als solida­ri­scher „Gott mit uns“, so die Seelsor­ge­rin dazu.

Infohin­weis:
Die „Arme-Leute-Krippe“ kann bis 2. Febru­ar während der Öffnungs­zei­ten der Stiftungs­ver­wal­tung werktags von 9 bis 18 Uhr im Wohnpark am Schloss (Steinacher Straße 70, Haupt­ein­gang, dann links durch die Glastü­ren Richtung Festsaal) besich­tigt werden. Inter­es­sier­te Gruppen können sich ab Montag, 8. Januar, auch für eine Krippen-Führung bei Seelsor­ge­rin Sarah Kreut­zer telefo­nisch unter 07524 906–417 anmelden.