BAD WALDSEE — Ein ungewöhn­li­ches Geschenk machte die Seelsor­ge­ein­heit Bad Waldsee ihren ehren­amt­lich Engagier­ten zu Weihnach­ten. Gewöhn­lich erhal­ten sie eine Einla­dung zu einem kultu­rel­len Ereig­nis mit Danke-Essen in der Kurstadt. „Dann war aber Corona und wir konnten noch nicht abschät­zen, wie das wird“, erinnert sich Pfarrer Stefan Werner. So kam das Pasto­ral­team auf die Idee, eine Fahrt zum Katho­li­ken­tag Ende Mai in Stutt­gart samt Tages­kar­te, die zum Eintritt bei allen Veran­stal­tun­gen berech­tigt, zu verschen­ken. Nachdem die derzei­ti­ge Pande­mie­la­ge das Großereig­nis möglich macht, steckt der Seelsor­ger nun mitten in den Vorbereitungen.

Zu den ursprüng­lich Einge­la­de­nen seien inzwi­schen weite­re Inter­es­sier­te dazuge­kom­men. Knapp 70 Perso­nen melde­ten sich bereits verbind­lich im Pfarr­bü­ro an. „Wenn wir das nochmals vermel­den, gehe ich schon davon aus, dass so manche noch mitfah­ren“, vermu­tet Pfarrer Werner. Gut die Hälfte der bisher Angemel­de­ten ließ sich bei einem Infor­ma­ti­ons­abend Mitte Mai im Gemein­de­haus die Details für die Gruppe erklä­ren und von Hinwei­sen zum Programm inspi­rie­ren. „Wer war denn schon mal auf einem Katho­li­ken­tag?“, fragte der Pfarrer anfangs in die Runde. Etwa zwei Drittel erhoben sich und berich­te­ten den Neulin­gen von ihren Erfahrungen.

Erika Dicht hilft in der Suppen­kü­che im Waldseer Kloster­st­üb­le mit, damit Bedürf­ti­ge etwas Warmes zu essen bekom­men. Als Ehren­amt­li­che bekam sie die Einla­dung nach Stutt­gart, die sie gerne annimmt. „Das ist mein erster und wahrschein­lich mein letzter Katho­li­ken­tag“, bemerkt sie im Blick auf ihr Alter. Einen Programm­punkt hat sich die 76-Jähri­ge schon fest vorge­nom­men. „Ich gehe mit zum Pilgern nach Stutt­gart-Hofen“, erklärt die Senio­rin, die auch in Oberschwa­ben viel auf dem Marti­nus­weg, dem Jakobs­weg oder weite­ren spiri­tu­el­len Routen wandert.

Auch andere Teilneh­men­de am Infoabend hatten schon im Katho­li­ken­tags­pro­gramm geblät­tert oder wurden bei einem Thema neugie­rig, das Pfarrer Werner vorstell­te. Hilde­gard Hausmann möchte sich die Stutt­gar­ter Synago­ge anschau­en. „Das habe ich noch nie gesehen“, gesteht sie. Annero­se und Franz Zembrot erzäh­len stolz, dass sie den Laptop im Wohnzim­mer aufge­stellt und die Katho­li­ken­tags-App auf das Smart­phone geladen haben. Dadurch, dass das Programm dieses Mal nur digital und nicht mehr in einem gedruck­ten, dicken Buch zur Verfü­gung steht, sehen die beiden gerade ihre ältere Genera­ti­on benach­tei­ligt. Ihm komme zugute, dass er sich beruf­lich mit der moder­nen Technik beschäf­ti­gen musste, erklärt Franz Zembrot. Andere kämen da an ihre Grenzen. „Wenn ich nicht mehr klarkom­me, habe ich eine Tochter“, ergänzt seine Frau.

Wie die Kirche aus der aktuel­len Situa­ti­on das Beste macht, das inter­es­siert die beiden sehr. Die Forde­run­gen von Maria 2.0 sieht das Ehepaar eher kritisch. Sandra Weber engagiert sich dagegen in dieser Bewegung, die sich für die Gleich­be­rech­ti­gung von Frauen in der katho­li­schen Kirche einsetzt. „Wir machen von der Waldseer Ortsgrup­pe am Freitag­abend Stand­dienst und am Samstag soll es eine Demo geben“, erzählt die Gemein­de­re­fe­ren­tin. Und sie freut sich beim Katho­li­ken­tag auch auf die Ausein­an­der­set­zung mit Anders­den­ken­den. „Da sieht man, wie breit und bunt ‘katho­lisch’ ist“, freut sie sich auf das Großereig­nis in der Landeshauptstadt.

Gerlin­de Huber, in der Katho­li­schen Arbeit­neh­mer­be­we­gung aktiv, möchte vor Ort dann eher spontan entschei­den, was sie sich anschaut und welche Veran­stal­tung sie besucht. „Ich finde es gut, dass man sich da auch noch anderen anschlie­ßen kann“, sagt sie. Pfarrer Werner hatte angeregt, auf der etwa zweistün­di­gen Fahrt auf dem Hinweg sich abzuspre­chen, wer mit wem zusam­men einen Programm­punkt besuchen möchte, und sich auf der Rückfahrt über das Erleb­te auszu­tau­schen. Am Freitag, 27. Mai, und am Samstag, 28. Mai, startet der Bus jeweils schon um 7 Uhr in der Kurstadt und kehrt erst gegen Mitter­nacht zurück. Bei über 1000 Veran­stal­tungs­mög­lich­kei­ten an diesen beiden Tagen ein sehr vielfäl­ti­ges Geschenk für die ehren­amt­lich Engagier­ten in diesem Jahr.