ULM — Acht Handwer­ke­rin­nen und Handwer­ker aus dem Elektro-Gewerk bilden die Pilot­grup­pe des Projekts Exzel­lenz Handwerk. Als eines von zwei Projek­ten in Baden-Württem­berg und 17 in Deutsch­land fördert das Bundes­mi­nis­te­ri­um für Bildung und Forschung das Konzept Exzel­lenz Handwerk der Handwerks­kam­mer Ulm. 

Projekt­part­ner sind elf Handwerks­be­trie­be aus den sechs Landkrei­sen im Kammer­ge­biet und der Stadt Ulm – neben mehre­ren Hochschu­len, Forschungs­in­sti­tu­ten, kommu­na­len Trägern und der Arbeits­agen­tur. Ziel des Projekts ist es, das Beste aus der akade­mi­schen Bildung mit dem Besten aus der beruf­li­chen Bildung zu verei­nen. Dadurch wird die so genann­te Durch­läs­sig­keit zwischen den Bildungs­we­gen gestärkt. Aktuell legen die Handwer­ke­rin­nen und Handwer­ker ihre ersten Prüfun­gen ab. Dr. Tobias Mehlich, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Handwerks­kam­mer Ulm, beant­wor­tet im Inter­view alle Fragen rund um das Projekt.

Was ist Ziel des Projekts Exzel­lenz Handwerk?

Mehlich: Ziel ist, dass sich junge Menschen entspre­chend ihrer Fähig­kei­ten entwi­ckeln und wachsen können. Sie sollen dabei das Beste aus der beruf­li­chen und der akade­mi­schen Bildung für sich nutzen. Und sich auch später noch entschei­den können, ob sie doch mehr Wissen­schaft­ler oder beruf­lich gebil­de­te Fachkraft sind. Am Elektro­tech­ni­ker Handwerk erarbei­ten wir einen ersten Lehrgang, der die wissen­schaft­li­che Theorie und die prakti­schen Heraus­for­de­run­gen aus dem Leben kombi­niert. Das soll später auch auf andere Gewer­ke übertrag­bar sein. 

Wie unter­schei­det sich Exzel­lenz Handwerk von anderen Fortbil­dun­gen für die Elektrotechnik ?

Mehlich: Es kombi­niert Praxis­nä­he mit wissen­schaft­li­chen Kompe­ten­zen. Die Inhal­te entwi­ckeln die Projekt­part­ner mitein­an­der – also Hochschu­len, Forschung und Handwerks­be­trie­be gemein­sam. Das Lernen wird neuar­tig gestal­tet: flexi­bel, digital und indivi­du­ell. Außer­dem stärken wir das Verständ­nis zwischen handwerk­li­cher Ausfüh­rung und Ingenieur­leis­tung. So können wir den Übergang von konven­tio­nel­ler Hauselek­trik zur Digita­li­sie­rung schaf­fen. Um Zukunfts­the­men wie die Energie­wen­de zu bewerk­stel­li­gen, ist es wichtig system- und gewer­ke­über­grei­fend zu denken.

Welchen Vorteil haben Jugendliche?

Mehlich: Mit dem Projekt schaf­fen wir verschie­de­ne Zugän­ge für Karrie­ren im Handwerk oder eine Weiter­ent­wick­lung in akade­mi­schen Laufbah­nen. Wer dann eine duale Ausbil­dung gemacht hat, kann in andert­halb Jahren berufs­be­glei­tend den neuen Abschluss „Bache­lor Profes­sio­nal“ anhän­gen. Der ist einem akade­mi­schen Bache­lor gleich­wer­tig. Zudem entwi­ckeln wir die Inhal­te für einen „Master Professional“. 

Wie profi­tie­ren Handwerks­be­trie­be davon?

Mehlich: Diese neuen, flexi­blen Bildungs­we­ge machen das Handwerk noch attrak­ti­ver. Handwerks­be­trie­be können so hochqua­li­fi­zier­te Fachkräf­te gewin­nen und ausbil­den. Die brauchen sie für die anspruchs­vol­len Themen der Zukunft. Damit die Angebo­te auch wirklich bedarfs­ori­en­tiert sind, entwi­ckeln Betrie­be die künfti­gen Quali­fi­zie­rungs­mög­lich­kei­ten ihrer Mitar­bei­ter aktiv mit.

Warum werden die Handwerks­be­ru­fe dadurch attraktiver?

Mehlich: Der Nachwuchs fragt nach Weiter­bil­dungs­mög­lich­kei­ten und Karrie­re­we­gen. Die bietet das Handwerk. So können Fachkräf­te im Handwerks­be­trieb gehal­ten und entwi­ckelt werden. Die Handwerks­be­trie­be brauchen die Besten, sonst gelingt der Trans­fer von neuen Techno­lo­gien in die Keller und auf die Dächer der Kunden nicht.