Die hohen Infek­ti­ons­zah­len lassen aus Sicht der Bundes­kanz­le­rin nach zwei Wochen Teil-Lockdown keine Locke­run­gen zu. Das sehen baden-württem­ber­gi­sche Politi­ker ähnlich. Aller­dings halten sie auch wenig von den Verschär­fun­gen, die das Kanzler­amt vorschla­gen will.

Wegen der zuletzt stark gestie­ge­nen Corona-Fallzah­len sagen immer mehr Städte im Südwes­ten ihre Weihnachts­märk­te ab. Unter anderem in Mannheim, Pforz­heim, Freiburg, Heidel­berg, Ulm, Heilbronn und Ludwigs­burg wird es keine Märkte geben. In der Landes­haupt­stadt Stutt­gart, in Karls­ru­he sowie in Tübin­gen sollen einzel­ne Buden oder Märkte in verän­der­ter Form erlaubt werden.

Kanzle­rin Angela Merkel (CDU) und die Minis­ter­prä­si­den­ten beraten an diesem Montag über die seit zwei Wochen gelten­den Corona-Einschrän­kun­gen. Bei ihrem letzten Treffen war der aktuel­le Teil-Lockdown beschlos­sen worden. Der Bund will die Kontakt­be­schrän­kun­gen schon vor dessen Ablauf drastisch verschär­fen, die Schulen sollen aber grund­sätz­lich weiter offen gehal­ten werden. Das geht aus dem Entwurf der Beschluss­vor­la­ge des Bundes für die Video-Konfe­renz von Merkel mit den Minis­ter­prä­si­den­ten am Nachmit­tag hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Schär­fe­ren Aufla­gen stehen neben mehre­ren Minis­ter­prä­si­den­ten aller­dings auch die Fraktio­nen im baden-württem­ber­gi­schen Landtag im Vorfeld skeptisch gegen­über. «Wir müssen alles dafür tun, die Ausbrei­tung des Virus in Schach zu halten», gibt sich der Vorsit­zen­de der Grünen-Landtags­frak­ti­on, Andre­as Schwarz, zurück­hal­tend. Wichtig sei aber, dass Kitas und Schulen offen blieben.

CDU-Frakti­ons­chef Wolfgang Reinhart rechnet nicht mit weite­ren Verschär­fun­gen oder Locke­run­gen. «Wir sollten noch eine weite­re Woche warten, bis wir die Auswir­kun­gen der Maßnah­men realis­tisch beurtei­len können. Dann lässt sich besser in den Rückspie­gel schau­en», sagte der CDU-Politi­ker der dpa.

Notwen­dig sei auch eine Strate­gie, die über den Novem­ber hinaus­rei­che, fordert SPD-Chef Stoch. Dies gelte sowohl für den Fall einer kontrol­lier­ten Wieder­eröff­nung derzeit geschlos­se­ner Berei­che als auch für den Fall, dass die Lage sich nicht besse­re. «Es müssen ausge­wo­ge­ne und diffe­ren­zier­te Konzep­tio­nen auf den Tisch, die die enormen Kraft­an­stren­gun­gen insbe­son­de­re in den Berei­chen Kunst, Kultur und Sport berück­sich­ti­gen», sagte Stoch. «Allein auf das Prinzip Hoffnung zu setzen, war bisher leider immer falsch.»

Die FDP kriti­siert viele Maßnah­men wie etwa das Schlie­ßen von Gaststät­ten, Sport­ein­rich­tun­gen und Kultur­be­trie­ben. Aller­dings geht der FDP-Frakti­ons­vor­sit­zen­de Hand-Ulrich Rülke davon aus, dass Bund und Länder ein «Weiter so» verkün­den werden.

Sollten neue Beschlüs­se fallen, würde Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann (Grüne) den Landtag am Diens­tag in einer Sonder­ple­nar­sit­zung am frühen Nachmit­tag infor­mie­ren. Das Parla­ment habe den Termin reser­viert, teilte eine Spreche­rin des Landtags mit.