Fans und Kinobe­trei­ber reagier­ten empört, als der Kinostart des neuen James-Bond-Films zum vierten Mal verscho­ben wurde. Doch nun sind viele Kinos wegen Lockdowns ohnehin geschlos­sen. Ungedul­di­ge Fans haben eine kurio­se Aktion gestar­tet, um den Film trotz­dem zu sehen.

Ihr ambitio­nier­tes Ziel: 607 Millio­nen Pfund — rund 670 Millio­nen Euro — an Spenden zu generie­ren, um die Rechte an dem Action­thril­ler (deutscher Titel: «Keine Zeit zu sterben») mit Daniel Craig zu erwer­ben und den Film noch vor Weihnach­ten ins Fernse­hen zu bringen. «Bond rettet Weihnach­ten» lautet das Motto der Initiatoren.

Die Summe basiert auf Medien­be­rich­ten der vergan­ge­nen Wochen. Demnach habe das Studio MGM den Strea­ming­markt sondiert und angeb­lich 600 Millio­nen Dollar — nicht Pfund, wie von Team Bond irrtüm­lich avisiert — für den Film verlangt. Doch dieser Betrag scheint unrea­lis­tisch, denn der bislang letzte James-Bond-Film «Spect­re» aus dem Jahr 2015 spiel­te weltweit 880 Millio­nen Dollar (751 Millio­nen Euro) ein — und lag damit sogar noch unter den Erwartungen.

«Der Film steht nicht zum Verkauf», stell­te jetzt auch ein MGM-Sprecher im US-Branche­ma­ga­zin «Varie­ty» klar. Schließ­lich habe man den Filmstart verscho­ben, «um das Filmerleb­nis für ein weltwei­tes Kinopu­bli­kum zu ermög­li­chen». Die Produ­zen­ten Barba­ra Brocco­li und Micha­el G. Wilson, die seit den 90er Jahren die Geschi­cke des smarten Geheim­agen­ten leiten, sollen sich ebenfalls klar gegen die Strea­ming-Varian­te ausge­spro­chen haben.

Immer­hin ein kleiner Hoffnungs­schim­mer für die Kinobe­trei­ber weltweit. Mit 007 hatten viele die Hoffnung verbun­den, dass sich die von der Corona-Krise gebeu­tel­te Branche wieder ein wenig erholt. Die anfäng­li­che Empörung darüber, dass «No Time To Die» dann doch nicht wie zwischen­zeit­lich geplant am 12. Novem­ber starten sollte, ist mittler­wei­le dem blanken Entset­zen darüber gewichen, dass ihre Filmthea­ter komplett geschlos­sen bleiben müssen. Womit sich die Bond-Produ­zen­ten in ihrer Entschei­dung, den Start erneut zu verle­gen, bestä­tigt sehen.

Brocco­li und Wilson werden es sich nicht leicht gemacht haben. Die PR-Kampa­gne für den 25. James-Bond-Film war gerade zum zweiten Mal angelau­fen — mit neuem Trailer, Plaka­ten, Podcasts und dem Musik­vi­deo von Popstar Billie Eilish, die den Titel­song singt. Dazu die üblichen Sponso­ring-Deals — Unter­neh­men wie Nokia, Omega und DHL hatten große Kampa­gnen mit 007-Bezug lanciert. Doch die Corona-Lage führte schließ­lich zum Umden­ken. Und vielleicht trug auch das enttäu­schen­de Einspiel­ergeb­nis von Chris­to­pher Nolans Block­bus­ter «Tenet» im Sommer dazu bei.

«Diese Sache ist einfach größer als wir alle», erklär­te Haupt­dar­stel­ler Daniel Craig (52) in der «Tonight Show» von US-Modera­tor Jimmy Fallon. «Wir wollen, dass die Leute den Film auf die richti­ge Art und auf siche­re Weise sehen können. Auf der ganzen Welt sind gerade Kinos geschlos­sen. Aber wir wollen den Film weltweit zur selben Zeit veröf­fent­li­chen. Und jetzt ist nicht die richti­ge Zeit.»

Als längs­ter amtie­ren­der James Bond hält Craig schon jetzt den Agenten­re­kord. Seit mittler­wei­le 15 Jahren hat der Schau­spie­ler, für den es der letzte Einsatz als engli­scher Spion sein wird, die Rolle inne — und damit länger als seine Vorgän­ger Sean Connery, Roger Moore und Co. «Ich will jede mögli­che Sekun­de rausho­len», scherz­te Craig, der nun mindes­tens bis April 2021 James Bond bleibt, bei Fallon.

Dass es bei dem neuen Start­ter­min im Frühjahr bleibt, ist angesichts der Unvor­her­seh­bar­keit der Corona-Lage nicht sicher. Als der Film erstmals unter dem Arbeits­ti­tel «Bond 25» angekün­digt wurde, sollte er im Oktober 2019 starten. Dann gab es einen Regis­seurs­wech­sel, der US-Ameri­ka­ner Cary Fukuna­ga ersetz­te den Briten Danny Boyle, und der Start wurde auf Febru­ar 2020 verlegt. Wegen Änderun­gen am Drehbuch wurde der Termin um zwei weite­re Monate korri­giert. Als «No Time To Die» endlich fertig war, brach die Corona­vi­rus-Pande­mie aus.

«Kommen Sie, Bond! Wo zum Teufel stecken Sie?», fragt M, der Chef des briti­schen Geheim­diens­tes, im Trailer zu «No Time To Die» und spricht vielen 007-Begeis­ter­ten aus der Seele. Die Hoffnung einiger Fans, den Film noch vor Weihnach­ten bei Strea­ming­diens­ten wie Netflix, Apple+ und Co. zu sehen, wird sich aber aller Voraus­sicht nach nicht erfüllen.

Die Zeitung «Telegraph» begrüß­te das. «Daniel Craig’s Abschied als 007 gehört nicht auf diesel­be Platt­form wie ‘Emily in Paris’» kommen­tier­te das Blatt in Anspie­lung auf die kitschi­ge Netflix-Comedy-Seifen­op­fer. Und vielleicht wartet die Mehrheit der James-Bond-Fans doch lieber darauf, «No Time To Die» wie gewohnt auf der großen Leinwand zu erleben. Team Bond hatte nach einer Woche übrigens auch erst rund 800 Pfund an Spenden gesammelt.