AHRENSBURG (dpa) — Es gibt Ereig­nis­se, die haben Einfluss auf die Namens­wahl von Eltern. Tolle Kinofil­me oder leuch­ten­de Vorbil­der aus der Politik zum Beispiel. Das funktio­niert aller­dings nicht nur im positi­ven, sondern auch im negati­ven Sinne, wie Namens­for­scher wissen.

Heutzu­ta­ge nennen nur noch sehr wenige Menschen ihre Kinder Kevin oder Chantal. Auch Jaque­line ist out. Den Grund dafür kennt der norddeut­schen Namen­ex­per­te Knud Bielefeld.

«Das sind alles Namen, die mal ganz normal und unver­fäng­lich waren und dann aufgrund gesell­schaft­li­cher Ereig­nis­se in Verruf geraten sind und so für die Eltern verdor­ben wurden», sagte der Ahrens­bur­ger der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. So waren beispiels­wei­se die Namen Kevin, Chantal, Justin und Mandy nach 2009 aufgrund einer Studie zu Vorur­tei­len von Grund­schul­leh­rern gegen­über bestimm­ten Vorna­men plötz­lich «verbrannt».

Auch der eigent­lich aufstre­ben­de Name Alexa ist seit der Einfüh­rung der virtu­el­len Amazon-Assis­ten­tin «Alexa» 2014 in der Namens­rang­lis­te deutlich abgestürzt. «In meiner kleinen Stich­pro­be ist er in diesem Jahr erst zwei Mal aufge­taucht. Er ist kurz davor, gar nicht mehr verge­ben zu werden», so Biele­feld. Das deckt sich mit den Statis­ti­ken der Gesell­schaft für deutsche Sprache (GfdS). «2010 stand der Name etwa auf Platz 200», so Spreche­rin Frauke Rüdebusch. Seit 2016 aber sei er immer weniger verge­ben worden. «2019 war Alexa auf Platz 1064 zu finden. Da macht sich schon etwas bemerkbar.»

Biele­feld zufol­ge könnte dieses Schick­sal nun auch den Namen Greta ereilen. Im vergan­ge­nen Jahr war zunächst speku­liert worden, ob der belieb­te, ältere Vorna­me dank der jungen schwe­di­schen Klima-Aktivis­tin Greta Thunberg auf die vorde­ren Plätze der Ranglis­te schie­ßen wird. Doch statt­des­sen blieb der Name konstant um Platz 30 herum platziert, wie aus den Biele­feld- und GfdS-Statis­ti­ken gleicher­ma­ßen hervorgeht.

Ersten Erkennt­nis­sen des Hobby-Namen­for­schers zufol­ge scheint der Name Greta 2020 in der Ranglis­te sogar deutlich abzustür­zen. «In der jetzi­gen Stich­pro­be liegt er ungefähr auf Platz 100. Das ist sehr ungewöhn­lich, dass sich ein Name von der Platzie­rung her inner­halb von einem Jahr so stark verän­dert. Das zeigt, dass der Name jetzt einfach besetzt ist.»

Die Wellen­be­we­gung bei der Beliebt­heit von Vorna­men gibt es indes schon lange, wie GfdS-Spreche­rin Rüdebusch sagte. «Bei Modena­men ist es häufig so, dass zuerst in den oberen Gesell­schafts­schich­ten ein Name erkannt und dann — zunächst selten — verge­ben wird.» Damit sei der Name mit einem gewis­sen Ansehen verbun­den und würde immer häufi­ger gewählt. Sobald er in der breiten Bevöl­ke­rung verge­ben wird, sei er dann für die oberen Schich­ten aber wieder out und sie suchten sich neue Namen.

Auch heute noch werden Kinder natür­lich trotz­dem Kevin und Chantal genannt. «Und natür­lich gibt es auch kluge und nette Kevins», so Rüdebusch. Selbst der Name Adolf werde noch immer an Neuge­bo­re­ne verge­ben. «2019 haben 13 Kinder den Namen Adolf von ihren Eltern bekom­men — aber nur als Folge­na­me.» Bei rund 700.000 Neuge­bo­re­nen im Jahr sei das wirklich sehr selten.

Der Namen­ex­per­te Biele­feld wertet für seine Ranglis­te vor allem die Babyga­le­rien von Kranken­häu­sern aus und deckt so fast ein Viertel aller Neuge­bo­re­nen ab. Die GfdS bezieht ihre Daten von den Standes­äm­tern und erfasst so etwa 90 Prozent aller in Deutsch­land verge­be­nen Vornamen.