BERLIN (dpa) — Lange Zeit läuft Eliud Kipcho­ge beim Berlin-Marathon auf Kurs unter zwei Stunden. Am Ende schafft es der Olympia­sie­ger aus Kenia zwar nicht, für den nächs­ten Weltre­kord reicht es aber allemal.

Strah­lend fiel Eliud Kipcho­ge nach dem nächs­ten Marathon-Weltre­kord in Berlin seinem Team in die Arme und konnte nach den 42,195 Kilome­tern noch fröhlich lächeln.

Dass ihm nach einer stürmi­schen ersten Hälfte am Ende nur 69 Sekun­den zur bereits unter­bo­te­nen Zwei-Stunde-Marke fehlten, schien den Kenia­ner nicht zu stören. «Ich bin glück­lich, ich bin einen Weltre­kord gelau­fen», beton­te Kipcho­ge als er nach 2:01:09 Stunden das Ziel erreichte.

Alter ist keine Hürde

Dass er Anfang Novem­ber 38 Jahre alt wird, soll ihn nicht bremsen. «Meine Beine und mein Körper fühlen sich noch jung an. Aber das Wichtigs­te ist mein Kopf, und er fühlt sich auch noch frisch und jung an», sagte Kipcho­ge, dessen Porträt in diesem Jahr die Medail­le ziert, die alle laut Veran­stal­ter nach Berlin gekom­me­nen rund 37.000 Läufe­rin­nen und Läufer im Ziel nahe des Branden­bur­ger Tors erhielten.

Dort kam Kipcho­ge nach 2:01:09 Stunden an und damit 30 Sekun­den eher als bei seinem Rekord­lauf vor vier Jahren. Dafür gratu­lier­te ihm auch der deutsche IOC-Präsi­dent Thomas Bach. Im Oktober 2019 war der zweima­li­ge Olympia­sie­ger Kipcho­ge in Wien als erster Mensch unter zwei Stunden über die klassi­sche Distanz geblie­ben. Da dieser Lauf aller­dings nicht öffent­lich war und unter Labor­be­din­gun­gen statt­fand, gilt die Zeit von 1:59:40 Stunden nicht als Weltrekord.

Zunächst sah es am Sonntag sogar so aus, als könnte er als Erster in einem offizi­el­len Rennen die Zwei-Stunden-Grenze unter­bie­ten. Die erste Strecken­hälf­te absol­vier­te er in 59:51 Minuten, auf den zweiten gut 21 Kilome­tern konnte er dieses aberwit­zi­ge Tempo bei idealen äußeren Bedin­gun­gen aber nicht durch­lau­fen. Schon nach 25 Kilome­tern hatte er zudem keinen Tempo­ma­cher mehr und auch keinen Konkur­ren­ten. Der Plan aber sei ein Strecken­re­kord, beton­te Kipcho­ge. Hundert­tau­sen­de von Zuschau­ern an der Strecke, die wieder für eine Stimmung wie vor der Corona-Pande­mie sorgten, feuer­ten Kipcho­ge dafür an.

Vierte Erfolg für Kipcho­ge in Berlin

Auf die Frage in der ARD, ob er nach Berlin zurück­keh­ren wolle, um die zwei Stunden zu attackie­ren, bat er, das an einem anderen Tag zu bespre­chen. «Ich muss erst einmal reali­sie­ren, was passiert ist, dann sehen wir weiter», sagte Kipcho­ge. Neben der Siegprä­mie von 30.000 Euro erhielt er 50.000 Euro für den Weltrekord.

Für Kipcho­ge war es der insge­samt vierte Erfolg beim Berlin-Marathon, damit ist er nun gemein­sam mit dem Äthio­pi­er Haile Gebrse­las­sie Rekord­sie­ger beim größten deutschen City-Lauf. Gebrse­las­sie siegte dort von 2006 bis 2009 und lief dabei ebenfalls zwei Weltrekorde.

Bester Deutscher war als Elfter Haftom Welday. Der gerade einge­bür­ger­te Hambur­ger, der aus der äthio­pi­schen Krisen­re­gi­on Tigray floh, lief in 2:09:06 Stunden persön­li­che Bestzeit. «Es hat alles wunder­bar geklappt, wie ich mir das vorge­stellt habe», sagte Welday, dessen Ziel die Olympia-Teilnah­me 2024 in Paris ist. Für Europa­meis­ter Richard Ringer kam ein Start nur sechs Wochen nach seinem sensa­tio­nel­len EM-Triumph von München nicht infrage.

Schnel­le Zeit auch bei den Frauen

In der dritt­bes­ten je gelau­fe­nen Frauen-Zeit siegte die Äthio­pie­rin Tigist Assefa. Die 28-Jähri­ge steiger­te den Strecken­re­kord auf 2:15:37 Stunden. Schnel­ler waren nur die Kenia­ne­rin Brigid Kosgei, die vor knapp drei Jahren in Chica­go den Weltre­kord auf 2:14:04 Stunden schraub­te, sowie die Britin Paula Radclif­fe. Sie hatte 2003 in London in 2:15:25 Stunden die vorhe­ri­ge Bestmar­ke aufgestellt.

Ex-Weltfuß­bal­ler bleibt unter 3:40 Stunden

Der frühe­re Fußball-Star Kaká blieb bei seinem Marathon-Debüt in Berlin unter dem von ihm selbst gesteck­ten Zeitziel. Der 40-jähri­ge Brasi­lia­ner, der offizi­ell unter seinem bürger­li­chen Namen Ricar­do Leite antrat, brauch­te für die 42,195 Kilome­ter 3:38:06 Stunden.

Vorge­nom­men hatte sich Kaká eine Zeit von 3:40 Stunden, er wollte aber auch versu­chen, etwas schnel­ler zu sein. Die erste Hälfte legte der einsti­ge Weltfuß­bal­ler bei idealen äußeren Bedin­gun­gen in 1:47:07 Stunden zurück, auf der zweiten Hälfte war er dann in 1:50:59 Stunden knapp vier Minuten langsamer.

Von Robert Semmler, dpa