BERLIN (dpa) — Bei den Sondie­run­gen über eine neue Bundes­re­gie­rung ist der Klima­schutz ein zentra­les Thema. Die Politik muss deutlich nachle­gen, und zwar zügig, so das Kerner­geb­nis einer Studie.

Schnel­le­rer Kohle­aus­stieg, deutlich mehr Tempo beim Ökostrom-Ausbau: Das sind Kernpunk­te, mit denen Deutsch­land aus Sicht von Wissen­schaft­lern Klima­zie­le errei­chen kann.

Um Deutsch­land in weniger als 25 Jahren klima­neu­tral zu machen, müsse die nächs­te Bundes­re­gie­rung «sehr schnell sehr viel» auf den Weg bringen. In einer am Montag vorge­leg­ten Studie heißt es: «Die Klima­schutz-Ziele für 2030 und 2045 sind extrem heraus­for­dernd und können nur mit massi­ven Inves­ti­tio­nen, zusätz­li­chen politi­schen Maßnah­men und Infra­struk­tur­auf­bau in allen Sekto­ren erreicht werden.»

Die starke Beschleu­ni­gung der Energie­wen­de bis 2030 sei von «beson­de­rer Relevanz» — also der Umstieg von fossi­len Energie­trä­gern wie Kohle, Öl und Gas auf erneu­er­ba­re Energien aus Wind und Sonne. «Ohne enorme Dekar­bo­ni­sie­rungs- und Infra­struk­tur­maß­nah­men in diesem Jahrzehnt werden die Klima­schutz­zie­le für 2030 verfehlt — damit würde auch das Errei­chen des Langfrist­ziels der Klima­neu­tra­li­tät 2045 hochgra­dig unwahr­schein­lich werden.»

Die Strom­erzeu­gung aus Wind und Sonne müsste laut Studie bis 2030 etwa 50 Prozent größer sein als bislang angepeilt. Der Ausstieg aus der zuneh­mend unwirt­schaft­li­chen Kohle würde auf einem Kurs zur Klima­neu­tra­li­tät bereits um 2030 erfol­gen — geplant ist bisher spätes­tens 2038. «Der Struk­tur­wan­del in den betrof­fe­nen Regio­nen wird sich entspre­chend beschleu­ni­gen und muss aktiv gestal­tet werden», heißt es in der Studie.

Erheb­li­che Kraft­an­stren­gun­gen sind nötig

Zur Sicher­stel­lung der Versor­gungs­si­cher­heit würden zusätz­li­che gas- oder wasser­stoff­be­feu­er­te Spitzen­last­kraft­wer­ke benötigt. Außer­dem seien erheb­li­che zusätz­li­che Kraft­an­stren­gun­gen notwen­dig, um die Sektor­zie­le für Indus­trie, Gebäu­de und Verkehr zu erreichen.

Die Studie trägt den Titel: «Deutsch­land auf dem Weg zur Klima­neu­tra­li­tät 2045». Darin geht es um Szena­ri­en und Pfade in einem Modell­ver­gleich. Die Analy­sen verdeut­lich­ten die «Dring­lich­keit» des politi­schen Handlungs­be­darfs, um Klima­schutz­zie­le zu errei­chen und den Kurs auf Klima­neu­tra­li­tät 2045 anzupassen.

An dem sogenann­ten Ariad­ne-Projekt, das vom Bundes­bil­dungs­mi­nis­te­ri­um geför­dert wird, sind Wissen­schaft­ler aus zahlrei­chen Insti­tu­ten betei­ligt — darun­ter das Potsdam-Insti­tut für Klima­fol­gen­for­schung, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie diver­se Fraunhofer-Institute.