BERLIN (dpa) — SPD, Grüne und FDP sprechen über ein mögli­ches Regie­rungs­bünd­nis. Es wäre die erste Ampel-Koali­ti­on auf Bundes­ebe­ne. Nach der ersten Sondie­rungs­run­de verbrei­tet der SPD-General­se­kre­tär Optimismus.

SPD-General­se­kre­tär Lars Kling­beil hat sich nach dem ersten Dreier-Gespräch mit Grünen und FDP über ein mögli­ches Regie­rungs­bünd­nis zuver­sicht­lich geäußert.

«Mit dem heuti­gen Tag bin ich mir sicher: Das kann klappen. Das ist der Geist, der in diesem Gespräch heute herrsch­te», sagte Kling­beil in den ARD-«Tagesthemen». Er gehe jetzt davon aus, «dass in der nächs­ten Woche bei Sondie­rungs­ge­sprä­chen wir wirklich ein Stück voran­kom­men, wir eine Basis finden, die großen Zukunfts­auf­ga­ben anzupa­cken». Für die SPD bekräf­tig­te er: «Wir wollen, dass die Ampel kommt.»

Sondie­rungs­ge­sprä­che

SPD, Grüne und FDP hatten nach der Sondie­rungs­run­de am Donners­tag vertief­te Gesprä­che für die kommen­de Woche angekün­digt — der nächs­te Schritt zur mögli­chen Bildung der ersten Ampel­ko­ali­ti­on auf Bundes­ebe­ne. Bereits am Montag­mor­gen soll es losge­hen, zwei weite­re Treffen folgen. Grüne und FDP haben sich die Möglich­keit einer Jamai­ka-Koali­ti­on mit der Union aber expli­zit offen­ge­hal­ten, auch wenn sie nun priori­tär mit der SPD sondieren.

Die Gesprä­che am Donners­tag seien vom Ziel geprägt gewesen, gemein­sam etwas zu errei­chen, sagte Kling­beil. «Heute waren alle Themen auf dem Tisch. Es ging überhaupt nicht darum, dass wir irgend­wel­che Höflich­keits­flos­keln austau­schen oder um den heißen Brei herum­re­den. Wir haben heute Tache­les geredet an vielen Stellen», erklär­te der Sozial­de­mo­krat. «Das war gut, das war sinnvoll, und am Ende, nochmal, haben wir alle festge­hal­ten: Am Montag geht es weiter.»

Positi­ve Stimmung

Der Grünen-Politi­ker Jürgen Trittin sagte der «Rheini­schen Post»: «Wir sprechen ergeb­nis­of­fen.» Er machte zugleich deutlich, dass die Ankün­di­gun­gen von CDU-Chef Armin Laschet zu einer perso­nel­len Neuauf­stel­lung seiner Partei nichts an der Entschei­dung ändert, nun zunächst über ein Ampel-Bündnis zu sprechen. «Wir haben die Entschei­dung mit Blick auf den Zustand der Union und vor allem in der Sache getrof­fen. An beidem ändert sich ja nichts.» Der Unions­kanz­ler­kan­di­dat hatte sich auch bereit gezeigt, eigene Ambitio­nen für mögli­che Jamai­ka-Verhand­lun­gen mit Grünen und FDP zurückzustellen.

Der frühe­re Bundes­in­nen­mi­nis­ter Gerhart Baum (FDP) äußer­te sich positiv über das Agieren seiner Partei im Ringen um eine Regie­rungs­bil­dung. «Die FDP hat eine sehr kluge Strate­gie und einen
gemein­sa­men Auftrag mit den Grünen», sagte er dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land (RND, Freitag). «Der Nukle­us einer neuen Koali­ti­on ist das Mitein­an­der von Grün und Gelb.» Er erinner­te zudem an die frühe­re Regie­rungs­zu­sam­men­ar­beit der FDP mit der SPD, bei der er invol­viert war: «Die sozial-libera­le Koali­ti­on von 1969 war eine Reform­ko­ali­ti­on. Man wollte weg aus der Nachkriegs­zeit und eine umfas­sen­de Reform unserer Gesell­schaft. Ein umfas­sen­der gesell­schaft­li­cher Reform­an­satz ist auch heute das Verbindende.»

Der Chef der Jungen Libera­len, Jens Teutri­ne, fordert von einer mögli­chen künfti­gen Bundes­re­gie­rung unter Betei­li­gung der FDP «grund­le­gen­de Refor­men» und beson­de­re Rücksicht auf die Inter­es­sen junger Menschen. Die FDP hatte wie auch die Grünen bei der Bundes­tags­wahl bei jungen Wählern beson­ders gut abgeschnit­ten. «Die nächs­te Bundes­re­gie­rung muss die liegen­ge­blie­be­nen Zukunfts­the­men endlich anpacken», sagte Teutri­ne der Deutschen Presse-Agentur. «Markt­wirt­schaft­li­cher Klima­schutz», sozia­ler Aufstieg, mehr Vergleich­bar­keit im Bildungs­sys­tem und eine schnel­le­re Digita­li­sie­rung von Verwal­tung und Schulen seien die Themen, die die junge Genera­ti­on bewegten.

Forde­run­gen und Erwartungen

Die Jusos fordern unter­des­sen Mitspra­che bei mögli­chen Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen. «Wenn nach den Sondie­run­gen konkret über die Inhal­te der Ampel verhan­delt wird, müssen die Jusos mit am Tisch sitzen», sagte die Vorsit­zen­de der SPD-Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on, Jessi­ca Rosen­thal, dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land (Freitag). «Für uns geht es dabei um sozia­len Fortschritt wie beispiels­wei­se die Überwin­dung von Hartz IV, genau­so wie um die Durch­set­zung unserer jugend­po­li­ti­schen Forderungen.»

Der designier­te Bundes­rats­prä­si­dent Bodo Ramelow (Linke) hat hohe Erwar­tun­gen an die Zusam­men­ar­beit der Länder­kam­mer mit einer Drei-Partei­en-Regie­rung im Bund. «Ich sehe das als Chance», sagte Ramelow der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Der Bundes­rat sei durch die unter­schied­lichs­ten Regie­rungs­ko­ali­tio­nen in den Ländern partei­po­li­tisch so bunt wie kaum ein anderes Gremi­um in Deutsch­land. «Trotz­dem ist er sich oft über Partei­gren­zen hinaus einig.» Er hoffe, dass das Zusam­men­wir­ken mit einer Bundes­re­gie­rung, die aus drei Partei­en besteht, zu neuem Denken über politi­sche Lösungs­we­ge führe. Der 65-Jähri­ge soll am Freitag in Berlin zum neuen Bundes­rats­prä­si­den­ten gewählt werden.