BERLIN (dpa) — Die Lage sei «sehr, sehr ernst», schreibt Kiews Bürger­meis­ter angesichts des russi­schen Aufmarschs unweit der ukrai­ni­schen Grenze. Berlin solle seinem Land auch militä­risch helfen, appel­liert Klitschko.

Angesichts der Sorgen vor einem russi­schen Angriff auf die Ukrai­ne hat der Bürger­meis­ter der ukrai­ni­schen Haupt­stadt Kiew, Vitali Klitsch­ko, von der neuen Bundes­re­gie­rung Unter­stüt­zung verlangt.

Die Ukrai­ne benöti­ge dringend inter­na­tio­na­le Unter­stüt­zung und militä­ri­sche Hilfe, schrieb der ehema­li­ge Box-Weltmeis­ter in der «Bild»-Zeitung. «Die neue Bundes­re­gie­rung muss verste­hen, dass Hilfe für unser Land noch nie so wichtig war.» Die Lage sei «sehr, sehr ernst».

Nach Erkennt­nis­sen der Nato hat Russland in Gebie­ten unweit der Ukrai­ne zwischen 75.000 und 100.000 Solda­ten zusam­men­ge­zo­gen. Die Entwick­lun­gen wecken Erinne­run­gen an 2014. Damals hatte sich Russland nach dem Umsturz in der Ukrai­ne die Halbin­sel Krim einver­leibt und mit der noch immer andau­ern­den Unter­stüt­zung von Separa­tis­ten in der Ostukrai­ne begonnen.

EU berei­tet Vergel­tungs­maß­nah­men vor

Am Montag hatte die EU gemein­sam mit den USA und Großbri­tan­ni­en mögli­che Vergel­tungs­maß­nah­men für den Fall eines russi­schen Angriffs auf die Ukrai­ne vorbereitet.

Man prüfe, welche Sanktio­nen in koordi­nier­ter Weise verhängt werden könnten und wann und wie, sagte der EU-Außen­be­auf­trag­te Josep Borell am Montag am Rande eines EU-Außen­mi­nis­ter­tref­fens in Brüssel. Seinen Angaben zufol­ge geht es dabei vor allem darum, Russland zu zeigen, dass jegli­che Aggres­si­on gegen die Ukrai­ne einen hohen Preis hätte.

Baerbock spricht mit ukrai­ni­schem Kollegen

Zudem hatte die deutsche Außen­mi­nis­te­rin Annale­na Baerbock gestern mit ihrem ukrai­ni­schen Kolle­gen Dmytro Kuleba am Telefon über die Lösung des Dauer­kon­flikts im Donbass gespro­chen. «Wir schät­zen es sehr, dass im Koali­ti­ons­ver­trag der neuen Regie­rung Deutsch­lands der Wieder­her­stel­lung des Friedens in unserem Staat beson­de­re Aufmerk­sam­keit geschenkt wurde», sagte Kuleba laut einer Mitteilung.

Der 40-Jähri­ge beton­te dabei, dass die Sicher­heits­fra­ge am Anfang des Friedens­pro­zes­ses stehe. Erst dann seien politi­sche Zugeständ­nis­se möglich. Kuleba lud die Grünen-Politi­ke­rin zu einem offizi­el­len Besuch nach Kiew ein.

Nach Einschät­zung westli­cher Geheim­diens­te stehen hinter den russi­schen Truppen­be­we­gun­gen vor allem Forde­run­gen des russi­schen Präsi­den­ten Wladi­mir Putin an die Nato. Demnach will dieser das Militär­bünd­nis über den Aufbau einer Drohku­lis­se dazu bewegen, eine Aufnah­me der Ukrai­ne auszu­schlie­ßen. Zudem will er den Angaben zufol­ge, dass die Nato von einer Statio­nie­rung von Truppen und Ausrüs­tung in der Ukrai­ne absieht, jede militä­ri­sche Unter­stüt­zung einstellt und keine Übungen mehr in der Nähe zu Russland durchführt.