LINDAU — Für die meisten Lindau­ern Bürge­rin­nen und Bürger gehören die leuch­ten­den Weihnachts­ter­ne zur Advents­zeit wie Plätz­chen oder Glühwein. 200 dieser Sterne säumen die Straßen auf dem Festland und vor allem auf der Insel und bringen zur Weihnachts­zeit seit Genera­tio­nen Kinder­au­gen zum Leuch­ten. Die Stadt Lindau hat nun einen Kompro­miss gefun­den, um in Zeiten der Energie­kri­se, eine stimmungs­vol­le aber trotz­dem ressour­cen­scho­nen­de Advents­zeit zu ermöglichen.

Schon seit über 50 Jahren wird Lindau, in den Wochen vor Weihnach­ten zur festli­chen Weihnachts­in­sel. „Davor“, erzählt Arnold Weiner, vom City und Event­ma­nage­ment der Stadt Lindau, „war es ein großer Spaß, wenn die Eltern mit uns nach Bregenz gefah­ren sind, um dort die Weihnachts­be­leuch­tung anzuschau­en.“ Herr Müller vom gleich­na­mi­gen Modehaus auf der Insel hat, im Jahr 1968, gemein­sam mit anderen Lindau­er Händlern eine Initia­ti­ve gestar­tet, um auch Lindau in der Weihnachts­zeit zum Leuch­ten zu bringen. Lange Zeit finan­zier­ten die Händler und die Stadt Lindau die Sterne, bis sich 2004 der Stadt­rat, in einer prekä­ren Finanz­la­ge, gegen die Weihnacht­be­leuch­tung aussprach. Pro Lindau und die Lindau­er Zeitung starte­ten die Aktion „Lindau leuch­tet“ und rette­ten mit Bürger- und Händler­spen­den das weihnacht­li­che Strah­len der Sterne. 

2008 wurden in Koope­ra­ti­on mit den Stadt­wer­ken Lindau die Weihnachts­be­leuch­tung komplett überar­bei­tet und mit sparsa­men LED-Leuch­ten ausge­rüs­tet. Der jährli­che Energie­auf­wand verrin­ger­te sich von über 12500 Kilowatt­stun­den auf 2000 Kilowatt­stun­den. Die Finan­zie­rung übernimmt seither die Stadt Lindau. „Auch wenn die Kosten und der verbrauch­te Strom mit rund 2000 Kilowatt­stun­den relativ gering sind“, so Oberbür­ger­meis­te­rin Dr. Claudia Alfons, „möchten wir in der Energie­kri­se ein Zeichen setzen, ohne aber den Bürge­rin­nen und Bürgern die Tradi­tio­nen und die Advents­freu­de zu nehmen.“ 

Deshalb wird die Weihnachts­be­leuch­tung in diesem Jahr anstatt wie früher von 15.30 bis 23 Uhr, nur von 17 bis 21 Uhr leuch­ten. Das bringt eine Einspa­rung von 50 Prozent. Um weite­re 5 Prozent einzu­spa­ren, wird auf die Hälfte der 24 Sterne auf der Seebrü­cke verzich­tet. „Das ist ein Kompro­miss“, sagt Arnold Weiner, „der den Lindaue­rin­nen und Lindau­ern, trotz Corona und Energie­kri­se Licht in die dunkle Jahres­zeit bringen soll.“ Auch für die Geschäfts­leu­te, die in den vergan­ge­nen zwei Jahren gelit­ten hätten, sei die weihnacht­li­che Beleuch­tung ein wichti­ges Zeichen, so Weiner. Anders als bei der Beleuch­tung von Denkmä­lern, oder zum Beispiel der Hafen­be­leuch­tung, hat der Gesetz­ge­ber expli­zit kein Verbot der Weihnachts­be­leuch­tung ausge­spro­chen. Trotz­dem soll auch bei der Hafen­weih­nacht gespart werden. Waren früher die Bäume am Hafen und Rüber­platz auch unter der Woche beleuch­tet, werden sie nun nur an den Markt­ta­gen, also Donners­tag bis Sonntag erstrah­len. Außer­dem wird die Schalt­zeit um 2 ½ Stunden auf 16.30 bis 22.30 Uhr verrin­gert. Da zusätz­lich nicht mehr alle Bäume glitzern werden, braucht die gesam­te Beleuch­tung der Hafen­weih­nacht nur noch 250 Kilowattstunden. 

„Wir sorgen somit für eine ressour­cen­be­wuss­te, aber trotz­dem stimmungs­vol­le Advents­zeit, die wir alle nach den zwei Corona­jah­ren und so dringend nötig haben“, so Oberbür­ger­meis­te­rin Dr. Claudia Alfons. Aus diesem Grund werden auch die tradi­tio­nel­len Weihnachts­bäu­me auf der Insel und in den Stadt­tei­len in diesem Jahr weiter­hin für festli­che Stimmung sorgen. 

Die Tradi­ti­on der Lindau­er Weihnachts­bäu­me lässt sich übrigens bis in die 1920er Jahre zurück­ver­fol­gen. In der Stadt­chro­nik für das Jahr 1928 heißt es: „Ein allge­mei­ner Christ­baum, mit elektri­schen Lichtern reich besetzt, schmück­te den Bismarck­platz und die Heiden­mau­er die Weihnachts­zeit hindurch.“