Die Finanz­la­ge der Kranken­häu­ser im Südwes­ten geriet während der Corona-Krise ins Schlin­gern: Patien­ten blieben weg, Schutz­ma­te­ri­al musste angeschafft und Betten für Corona­pa­ti­en­ten frei gehal­ten werden. Damit keine Schief­la­gen entste­hen, fließt Geld.

Dafür erhiel­ten die Klini­ken Geld vom Bund: Bis heute sind laut einem Sprecher des Sozial­mi­nis­te­ri­ums 936 Millio­nen an Kranken­häu­ser in Baden-Württem­berg geflos­sen. Doch dies reich­te nicht überall aus, um Defizi­te auszu­glei­chen und Schief­la­gen zu vermei­den. «Die Kranken­häu­ser des Landes haben daher insbe­son­de­re zum Ausgleich der beson­de­ren organi­sa­to­ri­schen, perso­nel­len und ausrüs­tungs­mä­ßi­gen Mehrbe­las­tun­gen sowie auch zum Ausgleich coronabe­ding­ter Inves­ti­tio­nen zusätz­li­che Landes­hil­fen im Umfang von bis zu 210 Millio­nen Euro erhalten.»

Die Bundes­po­li­tik muss nach Angaben des Landkreis­tags einse­hen, dass die Lohnkos­ten im Südwes­ten deutlich höher liegen als in anderen Bundes­län­dern. «Und dies muss endlich bei den bundes­recht­li­chen Vorga­ben für die Kranken­haus­fi­nan­zie­rung berück­sich­tigt werden», sagte Verbands-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Alexis von Komorow­ski. Wenn in dem Bundes­land mit der gerings­ten Betten­dich­te und einer anerkannt voraus­schau­en­den Fortent­wick­lung der Klinik­struk­tu­ren bereits vor der Corona-Krise mehr als die Hälfte der Klini­ken rote Zahlen schrie­ben, dann liege der Fehler eindeu­tig im System.

Verdi hält es für richtig, dass Kompe­ten­zen im Gesund­heits­be­reich gebün­delt werden. In einer altern­den Gesell­schaft dürften die Patien­ten nach der Schlie­ßung von Klini­ken aber nicht allein gelas­sen werden. Primär­ver­sor­gungs­zen­tren mit vier bis fünf Betten und einer ambulan­ten Versor­gung für Notfäl­le wären hier eine Lösung.

Mussten die Kranken­häu­ser am Anfang der Pande­mie 35 Prozent ihrer Inten­siv- und Beatmungs­plät­ze für Covid-19-Fälle frei halten, sind es jetzt weniger, um wieder mehr Platz für andere Patien­ten zu schaf­fen. Die bishe­ri­ge Freihal­te­quo­te wurde wegen der aktuell gerin­gen Belegung auf zehn Prozent reduziert.

Die Corona-Krise hat laut Sozial­mi­nis­ter Manne Lucha (Grüne) gezeigt, dass sich der Weg der Konzen­tra­ti­on und Schwer­punkt­bil­dung bewährt hat. «Benötigt wurden aufgrund der Erfah­run­gen in anderen Ländern zum einen hoch spezia­li­sier­te Inten­siv- und Beatmungs­plät­ze. Diese wurden überwie­gend an den großen medizi­ni­schen und mittel­gro­ßen Kranken­h­aus­stand­or­ten vorge­hal­ten und ausge­baut», erklär­te Lucha.

Die Konzen­tra­ti­on wird sich nach Einschät­zung des Sozial­mi­nis­te­ri­ums fortset­zen. So werden die Kranken­h­aus­stand­or­te in Lörrach, Rhein­fel­den, Schopf­heim und das St. Elisa­be­then-Kranken­haus Lörrach mit der Fertig­stel­lung eines Zentral­kli­ni­kums nicht mehr weiter­be­trie­ben. Mit dem Neubau des Zentral­kli­ni­kums soll 2021 begon­nen werden. Der Kranken­haus­trä­ger geht davon aus, dass der Neubau frühes­tens 2025 den Betrieb aufneh­men kann. Außer­dem werden die Stand­or­te Böblin­gen und Sindel­fin­gen aufge­ge­ben, wenn die «Flugfeld­kli­nik» in Böblin­gen ihren Betrieb aufnimmt; dies ist ebenfalls bis 2025 geplant.

Auch im Orten­au­kreis finden derzeit weitrei­chen­de Umstruk­tu­rie­rungs­pro­zes­se statt. Die Klini­ken in Etten­heim, Kehl, Gengen­bach und Oberkirch sollen bis 2030 geschlos­sen werden; der Stand­ort Ebert­platz in Offen­burg fällt ebenfalls weg. Dafür sind große Klinik­neu­bau­ten in Offen­burg und Achern geplant und der Klinik­stand­ort Lahr wird in größe­ren Umfang saniert und erwei­tert. Inner­halb des Klinik­ver­bun­des Medizin­cam­pus Boden­see wird es gleich­falls Verän­de­run­gen geben. Der Stand­ort «Kranken­haus 14 Nothel­fer» in Weingar­ten wird zukünf­tig keine statio­nä­re Versor­gung mehr vorhalten.