Wirklich froh dürfte Landrat Einin­ger nicht sein über den Titel: Sein Esslin­gen ist nun auch offizi­ell ein Corona-«Hotspot». Das hat Folgen — für Feiern, für Betrie­be und auch für Reisen, die Esslin­ger unter­neh­men wollen.

Der Kreis Esslin­gen hatte am Vortag als erste Region im Land die kriti­sche Marke von 50 Neuin­fek­tio­nen pro 100 000 Einwoh­ner inner­halb von sieben Tagen überschrit­ten und gilt nun offizi­ell als einer von aktuell rund zehn inner­deut­schen «Hotspots». Einin­ger will am Donners­tag (14.00 Uhr) über konkre­te Maßnah­men gegen die weite­re Verbrei­tung des Virus infor­mie­ren. Möglich wären unter anderem weite­re Aufla­gen für priva­te Feiern, Besuchs­ver­bo­te für bestimm­te Einrich­tun­gen und Betrie­be sowie eine Masken­pflicht im öffent­li­chen Raum. Einschrän­kun­gen müssten «verhält­nis­mä­ßig» sein. «Wir machen keine globa­len Lockdowns, sondern gehen sehr diffe­ren­ziert vor», sagte Eininger.

Aller­dings könnte der neue Corona-Wert auch Folgen haben für Reisen, die aus oder in den Kreis unter­nom­men werden. Denn als Reakti­on auf die steigen­den Fallzah­len hatten die Bundes­län­der am Mittwoch mehrheit­lich beschlos­sen, dass inner­deut­sche Urlau­ber aus Risiko­ge­bie­ten nur dann beher­bergt werden dürfen, wenn sie einen höchs­tens 48 Stunden alten negati­ven Corona-Test vorwei­sen können. Greifen soll dies in der Regel für Reisen­de aus Gebie­ten mit mehr als 50 Neuin­fek­tio­nen je 100 000 Einwoh­ner binnen sieben Tagen — also nach dem derzei­ti­gen Stand auch für den Kreis Esslingen.

Landrat Einin­ger führt die steigen­den Corona-Zahlen vor allem auf Reise­rück­keh­rer aus den Balkan­staa­ten und aus der Türkei zurück, die das Virus in ihren hier leben­den Famili­en verbrei­te­ten. Der baden-württem­ber­gi­sche Gesund­heits­mi­nis­ter Manne Lucha (Grüne) sieht das ähnlich und spricht von einer «besorg­nis­er­re­gen­den Entwick­lung». Das Land stehe im engen Kontakt mit dem Landkreis, auch was die anste­hen­den schär­fe­ren Maßnah­men betreffe.

Nach dem Errei­chen der sogenann­ten Eingriffstu­fe dürfen in Kreisen und Kommu­nen an priva­ten Feiern in öffent­li­chen oder angemie­te­ten Räumen höchs­tens noch 25 Menschen teilneh­men. Voraus­set­zung für diese Stufe ist eine Sieben-Tages-Inzidenz von 50 Fällen pro 100 000 Einwoh­ner in der Region. In priva­ten Räumen werden dann nicht mehr als zehn Teilneh­mer empfohlen.

Wird in einem Landkreis binnen sieben Tagen die Zahl von 35 Corona-Fällen pro 100 000 Einwoh­ner überschrit­ten, soll die Zahl der Teilneh­mer einer Feier in öffent­li­chen oder angemie­te­ten Räumen auf maximal 50 Teilneh­mer festge­legt werden. In priva­ten Räumen werden dann 25 Teilneh­mer empfoh­len. Diese regio­na­len Maßnah­men werden nicht über die allge­mei­ne Corona-Verord­nung des Landes geregelt, sondern von den Gesund­heits­be­hör­den in den Städten und Kreisen.

Bereits am Montag hatte der Kreis Esslin­gen die Aufla­gen für priva­te Feiern und Zusam­men­künf­te einge­schränkt, weil die Vorwarn­stu­fe von mehr als 35 Corona-Neuin­fek­tio­nen überschrit­ten worden war. Auch Stutt­gart (38,4), Mannheim (37,3) und der Stadt­kreis Heilbronn (35,5) lagen zuletzt über der kriti­schen Marke von 35 Neuinfektionen.

Mit der Verschär­fung folgen die Kreise und Kommu­nen der Empfeh­lung der Bund-Länder-Kommis­si­on von Ende Septem­ber, die insbe­son­de­re der Verbrei­tung von Infek­tio­nen im Rahmen von Feier­lich­kei­ten im Famili­en- und Freun­des­kreis vorbeu­gen soll.

Die Zahl der nachge­wie­se­nen Corona­vi­rus-Infek­tio­nen im ganzen Land stieg am Mittwoch im Vergleich zum Vortag um 652 Fälle. Insge­samt haben sich nun 52 222 Menschen nachweis­lich mit dem Erreger Sars-CoV‑2 angesteckt, wie das Landes­ge­sund­heits­amt mitteil­te. Die Zahl der Todes­fäl­le im Zusam­men­hang mit dem Virus stieg um vier auf 1898.