HOHENTENGEN — Nach rund 109.000 Impfun­gen in neun Monaten schließt das Kreis­impf­zen­trum zum 30. Septem­ber. Am Donners­tag um 20 Uhr wird folglich die letzte Sprit­ze in Hohen­ten­gen gesetzt werden.

Der Landkreis betrieb das Impfzen­trum im Auftrag des Landes. Stutt­gart entschied, ab 30. Septem­ber alle Impfzen­tren im Land zu schlie­ßen, da die nieder­ge­las­se­nen Ärzte inzwi­schen in der Lage sind, in jeder Gemein­de und ohne langes Warten Impfun­gen anzubie­ten. Jede und Jeder hat also weiter­hin die Möglich­keit, sich vor Ort ohne langes Warten impfen zu lassen.

Landrä­tin Stefa­nie Bürkle brach­te den Mitar­bei­ten­den, die bis zur letzten Minute anpacken, eine Stärkung vorbei und blick­te zurück: „Über Weihnach­ten, in einer Zeit, in der sich die Menschen nicht einmal mit Ihren Famili­en treffen konnten, die Kranken­häu­ser voll waren und unser Gesund­heits­amt mit bis zu 335 gleich­zei­tig Infizier­ten und 997 Kontakt­per­so­nen, die in der Weihnachts­zeit in Quaran­tä­ne, mussten, unglaub­lich gefor­dert war, tat sich plötz­lich ein Licht am Ende des Tunnels auf. Der erste Impfstoff kündig­te sich an, das Land bat uns, inner­halb von drei Wochen ein Impfzen­trum auf die Beine zu stellen. Wir packten selbst an den Feier­ta­gen an, so dass es Mitte Januar hätte können losgehen.“

Allein der Impfstoff fehlte, so dass das Impfzen­trum erst Ende Januar mit täglich nur 105 Impfun­gen starte­te. Im Febru­ar war bereits für täglich 228 Impfun­gen Vakzin da, im März dann zumin­dest für 532. Auch wenn der Landkreis keinen Einfluss auf die Impfstoff­lie­fe­run­gen hatte und zu diesem Zeitpunkt auch keine Impfter­mi­ne verge­ben durfte, versuch­ten das Team im Impfzen­trum und Landrats­amt den Menschen zumin­dest mit Infor­ma­tio­nen weiter zu helfen. Über 10.000 Anrufe gingen bei der Corona-Hotline ein, Verei­ne und Gemein­den gingen auf die Menschen zu.

Im Juli herrsch­te dann Hochbe­trieb. Durch­schnitt­lich 916 Menschen konnten pro Tag geimpft werden. „An einzel­nen Tagen schaff­ten wir sogar bis zu 1242“, so KIZ-Leiter Willi Römpp. Er und Joachim Blender hatte das Impfzen­trum u.a. mit eigenen IT-Lösun­gen ständig optimiert, so dass er die Zielvor­ga­be des Landes, 750 Impfun­gen pro Tag zu schaf­fen, weit übertraf. 

Der Anteil der Bürger aus dem Landkreis betrug ca. 43 %. „Als einer der wenigen Kreise verga­ben wir die Termi­ne direkt an die Kreis­bür­ger. Danke an die Gemein­den und Firmen, die diese Aufga­be übernah­men“, sagte Bürkle.

Doch schon ab Mitte Juni konnten nieder­ge­las­se­ne Ärzte und Betriebs­ärz­te überall im Kreis Impfun­gen anbie­ten, rasch wurde deutlich mehr Impfstoff gelie­fert. Nur wenige Wochen lagen zwischen der Zeit, als sich die Berech­tig­ten um die nur wenigen Impfter­mi­ne bemüh­ten und der Phase, in der allen ohne Termin eine Impfung angebo­ten werden konnte. So ließ die Nachfra­ge in Hohen­ten­gen in den Sommer­fe­ri­en auf 293 Impfun­gen pro Tag stark nach.

Über den Sommer war das Impfzen­trum daher bei Veran­stal­tung oder vor Märkten unter­wegs. Im Septem­ber wurde an Schulen geimpft und den Menschen in Senio­ren­ein­rich­tun­gen die Auffri­schungs­imp­fung angebo­ten. Im Septem­ber zog die Nachfra­ge auf 430 Impfun­gen pro Tag an.

„Ohne das DRK und die Malte­ser, die uns mit Fachper­so­nal und Impfmo­bi­len unter­stützt haben, wären die fast 10.000 Impfun­gen durch die mobilen Impfteams nicht möglich gewesen“, dankt Landrä­tin Bürkle den Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, die perso­nell auch im Impfzen­trum unterstützen.

25 Ärzte und 63 weite­re Mitar­bei­ten­de waren in Summe für das Impfzen­trum tätig. „Sie haben sich in einer der schwers­ten Stunden der Pande­mie bereit erklärt, inner­halb weniger Tage hier mit anzupa­cken. 25 von Ihnen sind bis heute mit an Bord, herzli­chen Dank dafür!“

83.000 Dosen Biontech, 17.500 Dosen Astra-Zeneca, 6.700 Dosen Moder­na und 3.600 Impfun­gen von Johnson & Johnson wurden verab­reicht – in Summe rund 109.000 Impfungen. 

Willi Römpp, der das KIZ gemein­sam mit Werner Müller organi­sa­to­risch leite­te blickt mit einem lachen­den und einem weinen­den Auge auf die Zeit zurück: „Oft erfuh­ren wir nur wenige Stunden vorher, wie viel Impfstoff tatsäch­lich gelie­fert wird, Termi­ne mussten verscho­ben werden, der Betrieb umorga­ni­siert werden. Einige wenige Impfwil­li­ge ließen ihren Missmut über die Entschei­dun­gen in Brüssel, Berlin und Stutt­gart an uns aus. Doch die aller­meis­ten waren sehr dankbar und versüß­ten uns teils sogar mit Kuchen und netten Mails den Tag.“

Prof. Franz Konrad und seinem Ärzte-Team machten vor allem die sich im Frühjahr oft und rasch wechseln­den Impfemp­feh­lun­gen zu schaf­fen. „Nach Millio­nen Impfun­gen in aller Welt zeigt sich aber, dass die Impfstof­fe wirklich sicher sind. Mittler­wei­le kann ich sogar Jugend­li­chen ab 12 Jahren, Schwan­ge­ren und Stillen­den eine Impfung empfehlen.“ 

Was Gemein­den, Ärzte, Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, Behör­den und auch viele Geimpf­te immer wieder beton­ten, war die gute Zusam­men­ar­beit der vielen Betei­lig­ten. „Ich schaf­fe es heute gar nicht, wirklich allen zu danken. Unglaub­lich viele Menschen im Landkreis haben mit angepackt, dass wir heute sagen können, dass wir inner­halb weniger Monate allen, die es möchten, mehrfach eine Impfung anbie­ten konnten und somit den entschei­den­den Schritt heraus aus dem Lock-down in unser gewohn­tes Leben gehen können“, sagte Bürkle in Hohentengen.