Nur noch wenige Wochen bis zur Landtags­wahl. Baden-Württem­bergs Minis­ter­prä­si­dent Kretsch­mann hat schon alle Hände voll zu tun, die Corona-Pande­mie in den Griff zu bekom­men. Nun zwingen ihn priva­te Gründe, etwas kürzer zu treten.

STUTTGART (dpa) — Baden-Württem­bergs Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann zieht sich wegen einer Brust­krebs­er­kran­kung seiner Frau teilwei­se aus dem laufen­den Wahlkampf für die Landtags­wahl zurück. Der 72 Jahre alte Grünen-Politi­ker bleibe aber Spitzen­kan­di­dat seiner Partei für die Wahl am 14. März, sagte Regie­rungs­spre­cher Rudi Hoogvliet am Freitag. Auch seine Regie­rungs­ge­schäf­te werde er weiter­füh­ren. Kanzle­rin Angela Merkel, Grünen-Chef Robert Habeck und viele weite­re Politi­ker übermit­tel­ten Kretsch­mann Genesungs­wün­sche an seine Frau.

«Meine Frau Gerlin­de ist an Brust­krebs erkrankt», heißt es in einer persön­li­chen Erklä­rung Kretsch­manns. «Es geht ihr den Umstän­den entspre­chend, aber es kommen nun schwe­re Zeiten auf sie zu. Ich will für sie da sein, so gut es geht.» Termi­ne im Wahlkampf werde er nicht immer wahrneh­men können. «Ich brauche diese Zeit, um meiner Frau beizu­ste­hen», schreibt der Regie­rungs­chef. «Ich werde in der schwie­ri­gen Lage für das Land meine Arbeit als Minis­ter­prä­si­dent weiter­hin mit vollem Einsatz fortfüh­ren», versi­cher­te er.

Gerlin­de Kretsch­mann ist 73 Jahre alt, die beiden haben drei Kinder. Die «First Lady» war Grund­schul­leh­re­rin und Gemein­de­rä­tin für die Grünen in Sigma­rin­gen auf der Schwä­bi­schen Alb, wo die Kretsch­manns auch wohnen.

Wegen der Corona-Pande­mie läuft der Landtags­wahl­kampf sowie­so kaum in Präsenz, die meisten Veran­stal­tun­gen sind im Netz. Kretsch­mann werde trotz­dem den Wahlkampf weiter mitge­stal­ten. Zunächst hatte dpa den Eindruck erweckt, Kretsch­mann ziehe sich ganz aus dem Wahlkampf zurück. «Das wird nicht die Mehrheit der Termi­ne sein», erklär­te sein Sprecher. Der Regie­rungs­chef verzich­tet aber zum Beispiel auf zwei virtu­el­le Spitzen­kan­di­da­ten­run­den an diesem Freitag. Grünen-Landtags­frak­ti­ons­chef Andre­as Schwarz ersetzt ihn dabei.

Kretsch­mann ist seit 2011 Minis­ter­prä­si­dent von Baden-Württem­berg. Er ist der erste von den Grünen gestell­te Regie­rungs­chef eines deutschen Bundes­lan­des. Bei der Wahl am 14. März wird Kretsch­mann von CDU-Kultus­mi­nis­te­rin Susan­ne Eisen­mann heraus­ge­for­dert. Seit fünf Jahren regiert der belieb­te grüne Regie­rungs­chef mit der Union als Junior­part­ner. In jüngs­ten Umfra­gen führen die Grünen vor der CDU. Die Landtags­wah­len in Baden-Württem­berg und Rhein­land-Pfalz sind der erste Stimmungs­test im Super­wahl­jahr 2021, an dessen Ende auch der Bundes­tag neu gewählt wird.

«Es gibt Momen­te, in denen die Politik in den Hinter­grund rückt», teilte Kretsch­manns Heraus­for­de­re­rin Eisen­mann mit. «Dass Gerlin­de Kretsch­mann an Brust­krebs erkrankt ist, macht mich betrof­fen. Ich wünsche ihr von ganzem Herzen eine schnel­le und vollstän­di­ge Genesung.»

Merkels Sprecher Steffen Seibert sagte im Namen der Kanzle­rin: «Sie wird das sicher­lich mit großem Bedau­ern und mit tiefer Sympa­thie für das Ehepaar Kretsch­mann hören, und sie wird in Gedan­ken bei ihnen sein, und von hier aus gehen alle guten Wünsche an Frau Kretsch­mann, an ihren Mann, den Minis­ter­prä­si­den­ten und an die ganze Familie.»

Grünen-Chef Robert Habeck sagte der «Rheini­schen Post»: «Ich wünsche Winfried Kretsch­manns Frau Gerlin­de alles erdenk­lich Gute. Und ihr, Winfried Kretsch­mann und der Familie viel Kraft.»

Für die Südwest-FDP erklär­te Frakti­ons­chef und Spitzen­kan­di­dat Hans-Ulrich Rülke: «Die Erkran­kung von Gerlin­de Kretsch­mann macht uns betrof­fen. Ich habe dem Minis­ter­prä­si­den­ten und seiner Gattin meine guten Wünsche bereits vor einigen Tagen persön­lich übermittelt.»