Die Corona-Infek­ti­ons­zah­len wollen einfach nicht sinken, ganz im Gegen­teil. Minis­ter­prä­si­dent Kretsch­mann stellt nun das Mittel in Aussicht, dass die Regie­rung eigent­lich unbedingt vermei­den wollte: das komplet­te Still­le­gen des öffent­li­chen Lebens.

Kretsch­mann verwies in der Sitzung auf die aktuel­len Infek­ti­ons­zah­len und den sogenann­ten R‑Wert, der den dritten Tag in Folge wieder über 1 liege. Das Wachs­tum der Infek­ti­ons­zah­len könnte exponen­ti­ell sein.

Kretsch­mann soll in der Kabinetts­sit­zung Teilneh­mern zufol­ge auch beson­ders harte Maßnah­men ab einer sogenann­ten Sieben-Tages-Inzidenz von 300 ins Gespräch gebracht haben. Die bishe­ri­ge Hotspot-Strate­gie des Landes zielt ab auf Regio­nen mit mehr als 200 Neuin­fek­tio­nen auf 100 000 Einwoh­ner in sieben Tagen. Diese Regeln beinhal­ten etwa schär­fe­re Kontakt­re­geln und nächt­li­che Ausgangs­be­schrän­kun­gen. An Schulen in betrof­fe­nen Stadt- und Landkrei­sen kann es Wechsel- und Fernun­ter­richt in älteren Jahrgangs­stu­fen geben.

Dass Baden-Württem­berg einen harten Lockdown für die Zeit nach den Weihnachts­ta­gen im Allein­gang beschließt, gilt als unwahr­schein­lich. Wegen der anhal­tend hohen Corona-Infek­ti­ons­zah­len mehren sich aber bundes­weit die Forde­run­gen, das öffent­li­che Leben deutlich stärker als bisher einzu­schrän­ken. Auch Laden­schlie­ßun­gen nach Weihnach­ten sind dabei im Gespräch. Ob sich Bundes­re­gie­rung und die Minis­ter­prä­si­den­ten vor Weihnach­ten dazu noch einmal zusam­men­set­zen, ist unklar. Nicht alle Länder-Regie­rungs­chefs halten das für notwen­dig. Kretsch­mann plädier­te am Diens­tag aber erneut dafür, dass Bund und Länder noch vor Weihnach­ten zusam­men­kom­men. Der bislang geplan­te 4. Januar sei zu spät, sagte er.

Kanzle­rin Angela Merkel (CDU) hatte am Montag gesagt, man werde den Winter nicht ohne zusätz­li­che Maßnah­men durch­ste­hen können. Auch Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) hält schär­fe­re Kontakt­be­schrän­kun­gen für notwen­dig, sollten die hohen Infek­ti­ons­zah­len nicht zeitnah zurückgehen.

Nach fünf Wochen Teil-Lockdown ist weder im Land noch im Bund ein Absin­ken der Zahl der Neuin­fek­tio­nen in Sicht ist. Vom Ziel, die Zahl unter den Wert von 50 Neuin­fek­tio­nen pro 100 000 Einwoh­nern über sieben Tage zu drücken, ist Baden-Württem­berg wie andere Länder weit entfernt. Landes­weit lag die sogenann­te Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt bei 152,1. Alle 44 Stadt- und Landkrei­se liegen über dem Grenz­wert von 50, ab dem ein Kreis als Risiko­ge­biet gilt. Acht davon überschrei­ten derzeit die kriti­sche 200er-Marke pro 100 000 Einwoh­nern — darun­ter Pforz­heim, Mannheim, Heilbronn sowie die Landkrei­se Calw, Tuttlin­gen und Lörrach. An manchen der betrof­fe­nen Orte gelten schon stren­ge­re Regeln wie nächt­li­che Ausgangs­sper­ren — oder sie sind im Gespräch.