Kretsch­manns Wille gesche­he: In Baden-Württem­berg wollen Grüne und CDU auch künftig zusam­men regie­ren — trotz energi­schen Wider­stands an der grünen Basis. Die Union kommt dem Wahlsie­ger weit entgegen.

STUTTGART (dpa) — Drei Wochen nach der Landtags­wahl haben sich Grüne und CDU in Baden-Württem­berg auf Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen geeinigt.

Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann (Grüne) und CDU-Landes­chef Thomas Strobl erklär­ten am Samstag nach dem letzten Sondie­rungs­ge­spräch in Stutt­gart, dass es keine bloße Fortset­zung der bishe­ri­gen Koali­ti­on werden solle. «Ein Weiter so gibt’s nicht», sagte Kretsch­mann. «Es kann ein echter Neuauf­bruch sein.» Klar sei nach dem deutli­chen Wahlsieg der Grünen aber auch: «Jetzt haben wir einen klaren Führungs­an­spruch.» Kretsch­mann kündig­te an, Grüne und CDU wollten Baden-Württem­berg zum «Klima­schutz­land» in Deutsch­land machen. Die Union kommt den Grünen dabei weit entgegen.

CDU-Landes­chef und Innen­mi­nis­ter Thomas Strobl sagte, die Einigung auf Koali­ti­ons­ge­sprä­che sei «ein guter Tag für Baden-Württem­berg». Die Grünen hätten mit ihren Klima­schutz­plä­nen bei der Union «offene Türen einge­rannt». Für diese Koali­ti­on gelte: «Wir wollen in einem guten Klima viel für’s Klima tun.» Er beton­te: «Wir werden eine Konsens-Koali­ti­on mit guten Kompro­mis­sen sein.» Kretsch­mann sagte zu der Einigung beim Klima­schutz: «Es ist nicht so, dass man jeman­den hätte knebeln müssen.» Häusle­bau­er müssen mit einer Solar­pflicht auf priva­ten Neubau­ten rechnen. Zudem sollen auf Flächen des Landes und im Staats­wald bis zu 1000 neue Windrä­der gebaut werden.

Der Grünen-Politi­ker räumte ein, dass es in seiner Partei große Beden­ken gegen eine Wieder­auf­la­ge der grün-schwar­zen Koali­ti­on gegeben habe. «Wir sind halt kein bloßer Abnick­ver­ein.» Mit Blick auf den anfäng­li­chen Wider­stand im Landes­vor­stand am Gründon­ners­tag sagte er: «Das war schon kräfti­ger Gegen­wind im ersten Anlauf.» Aber man habe das gemein­sam mit der Grünen-Führung durch­ge­kämpft. «Ich fühle mich echt gestärkt, weil wir das durch­ge­run­gen haben.» Der 72-Jähri­ge beteu­er­te, er habe nicht mit Rücktritt gedroht, als im Vorstand die Forde­rung nach einer Ampel aufge­kom­men sei — «noch nicht mal andeu­tungs­wei­se». Wenn einen so etwas gleich umhaue, «dann hätte man sich doch besser aufs Alten­teil gemacht».

Die Grünen hatten sich am Karfrei­tag nochmal im Landes­vor­stand getrof­fen, um den Eklat vom Gründon­ners­tag aufzu­ar­bei­ten. Zahlrei­che Mitglie­der des Gremi­ums hatten sich am Donners­tag zunächst gegen die Empfeh­lung Kretsch­manns und des Sondie­rungs­teams gewandt, erneut mit der CDU zusam­men­zu­ge­hen. Statt­des­sen wollten sie lieber eine Ampel mit SPD und FDP. Erst nach einer länge­ren Unter­bre­chung stimm­te der Vorstand dann am Abend dem Wunsch Kretsch­manns zu. Der Regie­rungs­chef sagte am Samstag, mit der FDP sei beim Klima­schutz längst nicht so viel möglich gewesen. Grünen-Landes­chefin Sandra Detzer warb bei den Skepti­kern für Grün-Schwarz: «Schaut auf die Inhal­te.» Man müsse dem neuen Bündnis eine Chance geben.

Die Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen sollen nach Ostern begin­nen. Grüne und CDU wollen am 8. Mai bei separa­ten Landes­par­tei­ta­gen über das Ergeb­nis abstim­men. Am 12. Mai will sich Kretsch­mann zum dritten Mal zum Minis­ter­prä­si­den­ten wählen lassen. Strobl zeigte sich sicher, dass das Resul­tat auch der CDU gefal­len werde. CDU und Grüne hätten inhalt­lich bei «drei Viertel» Gemein­sam­kei­ten, und jeweils bei einem Achtel gebe es beson­de­re Anlie­gen auf beiden Seiten. «Es geht jedes Mal um Achte­le», sagte der CDU-Bundes­vi­ze. Das sei ja nicht viel. «Wir gehen in aufrech­tem Gang in diese Koali­ti­on. Wir müssen uns nicht verbiegen.»