BERLIN (dpa) — Baden-Württem­bergs Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann hat eine Abschaf­fung des Bundes­bil­dungs­mi­nis­te­ri­ums ins Gespräch gebracht. Man könne die Frage aufwer­fen, warum ein Minis­te­ri­um auf einer Ebene einge­führt wird, für die man nicht zustän­dig ist, sagte der Grünen-Politi­ker dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land (RND/Dienstag). «In Baden-Württem­berg gibt es ja auch kein Außen­mi­nis­te­ri­um.» Der Bund müsse den Ländern ihre Zustän­dig­kei­ten überlassen.

Die Bundes-FDP forder­te hinge­gen einen Ausbau der Kompe­ten­zen des Bundes­bil­dungs­mi­nis­te­ri­ums. «Dass der Bund bei der Bildung so wenig mithel­fen darf, ist genau das Problem, welches einer Moder­ni­sie­rung und etwa mehr Chancen­ge­rech­tig­keit oft im Weg steht», sagte Johan­nes Vogel, stell­ver­tre­ten­der Bundes­vor­sit­zen­der der Freien Demokra­ten am Dienstagmorgen.

Daneben sprach sich Kretsch­mann dafür aus, die regel­mä­ßi­gen Abend­ter­mi­ne von Regie­run­gen in Frage zu stellen, um Regie­rungs­äm­ter famili­en­freund­li­cher zu machen. «Die Lage hat sich verbes­sert, aber es geht noch mehr», sagte er auf die Frage nach der Famili­en­freund­lich­keit der Arbeit in der Politik. «In Schwe­den macht die Regie­rung keine Abend­ter­mi­ne. Das sollten wir mal für uns überprü­fen, ob das geht.»

Zudem sei es wichtig, die Schwer­punk­te bei der Bewer­tung politi­scher Arbeit zu verschie­ben, sagte Kretsch­mann. «Wir müssen uns auch von der Gschaftl­hu­be­rei emanzi­pie­ren, bei der man immer zeigen muss, dass man unter Stress steht, weil man sonst unter Verdacht der Faulheit gerät. Es kommt vielmehr darauf an, ob man weiß, was man will, und wie man da hinkommt.»

Über die Grünen-Kanzler­kan­di­da­tin Annale­na Baerbock sagte Kretsch­mann, dass diese nach der Verab­schie­dung des Grünen-Wahlpro­gramms nun ihr persön­li­ches Profil weiter schär­fen müsse. «Sie braucht Beinfrei­heit. Die wird sie sich nehmen, und die wird die Partei ihr auch geben.» Ein Auf und Ab in Umfra­gen sei normal, sagte er. Es sei positiv, dass die Grünen überhaupt in einer Ausgangs­po­si­ti­on seien, in der sie um das Kanzler­amt kämpf­ten. «Es gibt also keinen Grund zur Beunru­hi­gung.» Der Wahlkampf gehe erst jetzt richtig los.