STUTTGART (dpa) — Die Bundes-CDU will sich nun in der Opposi­ti­on wieder aufpäp­peln — und sucht ihren Kern. Minis­ter­prä­si­dent Kretsch­mann kann über die Partei, mit der er im Ländle selbst regiert, hin und wieder nur den Kopf schütteln.

Der baden-württem­ber­gi­sche Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann kann die partei­in­ter­nen Debat­ten in der CDU über die inhalt­li­che Neuauf­stel­lung nicht nachvoll­zie­hen. Die CDU führe inter­es­san­te Debat­ten über ihren Marken­kern, sagte der Grünen-Politi­ker der Deutschen Presse-Agentur in Stutt­gart. «Sie disku­tie­ren darüber, wofür sie stehen wollen, anstatt zu sagen, wofür sie stehen. Das ist etwas eigen­ar­tig für eine Volks­par­tei, die jetzt erfolg­reich 16 Jahre eine Bundes­re­gie­rung geführt hat. Ich weiß gar nicht, was die wollen.» Er betrach­te das alles mit einer gewis­sen Verwun­de­rung. «Aber es sind nicht meine Baustel­len, sondern deren.»

Kretsch­mann sieht den Ursprung der Proble­me der CDU, mit der er in Baden-Württem­berg schon in der zweiten Legis­la­tur­pe­ri­ode regiert, in der Reakti­on auf die Flücht­lings­kri­se. «Wenn sie das ein bisschen sorgfäl­tig analy­sie­ren würden, würden sie doch feststel­len, dass die Proble­me der CDU began­nen, als sich in der Flücht­lings­kri­se die Hälfte der Partei auf einmal gegen die eigene Kanzle­rin stellte.»

Er sei nun gespannt auf den Erneue­rungs­pro­zess durch den designier­ten CDU-Partei­vor­sit­zen­den Fried­rich Merz. Merz sei ein struk­tu­riert denken­der Mensch, sagte Kretsch­mann. «Ich gehöre nicht zu denen, die ihn dämoni­sie­ren.» Gleich­zei­tig unter­strich Kretsch­mann erneut seine Wertschät­zung für die ehema­li­ge Kanzle­rin Angela Merkel. «Mein Verhält­nis zu Kanzle­rin Merkel ist ja hinläng­lich bekannt», sagte er. «Ich habe jeden­falls die Kanzle­rin Merkel sehr geschätzt.»

Merz hatte in der CDU-Mitglie­der­be­fra­gung über den künfti­gen Partei­vor­sit­zen­den mit 62,1 Prozent eine absolu­te Mehrheit errun­gen. Offizi­ell muss der Nachfol­ger von Amtsin­ha­ber Armin Laschet von einem digita­len Partei­tag am 21. und 22. Januar gewählt und anschlie­ßend per Brief­wahl bestä­tigt werden. Es gilt als sicher, dass sich die Delegier­ten an das Votum der Mitglie­der halten.