Der Corona-Lockdown wird nun bis Fastnacht verlän­gert. Aber die tollen Tage sind ja eh schon abgesagt. Es werden wohl eher trübe Tage — das meiste bleibt geschlos­sen, Homeof­fice ist angesagt. Doch für Kinder und ihre Eltern könnte es einen Licht­blick geben.

Der Lockdown zur Bekämp­fung der Corona-Pande­mie wird bis zum 14. Febru­ar verlän­gert und verschärft — auch in Baden-Württem­berg. Aller­dings soll es im Südwes­ten eine Locke­rung für Kinder geben. Grund­schu­len und Kitas sollen voraus­sicht­lich vom 1. Febru­ar an schritt­wei­se wieder öffnen — «wenn die Infek­ti­ons­la­ge das zulässt», sagte Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann am Diens­tag­abend nach den Bund-Länder-Beratun­gen zur Corona-Krise. «Die Kleins­ten leiden aber am meisten darun­ter, wenn sie nicht mit anderen Kindern in Kontakt kommen können.» Die endgül­ti­ge Entschei­dung werde man in der grün-schwar­zen Koali­ti­on in der kommen­den Woche treffen.

Bund und Länder hatten sich am Diens­tag nach fast achtstün­di­gen Beratun­gen darauf verstän­digt, den Lockdown bis zum 14. Febru­ar zu verlän­gern. Zudem soll es eine verschärf­te Masken­pflicht und mehr Druck auf die Arbeit­ge­ber geben, Mitar­bei­ter ins Homeof­fice zu schicken. Bei der Homeof­fice-Pflicht zeich­net sich im Südwes­ten Wider­stand vonsei­ten des Koali­ti­ons­part­ners CDU, der Wirtschaft und der Gewerk­schaf­ten ab. Der Baden-Württem­ber­gi­sche Indus­trie- und Handels­kam­mer­tag (BWIHK) beklag­te, es drohten «weite­re bürokra­ti­sche Belastungen».

AUSGANGSLAGE: Kretsch­mann erklär­te, man müsse die Infek­ti­ons­zah­len weiter senken, um vorbe­rei­tet zu sein, wenn die neuen Virus-Varian­ten aus Großbri­tan­ni­en und Südafri­ka sich auch in Deutsch­land ausbrei­ten würden. «Abwar­ten wäre unver­ant­wort­lich», sagte der Grünen-Politi­ker. «Wir bewegen uns auf ganz dünnem Eis.» Bundes­kanz­le­rin Angela Merkel (CDU) sagte am späten Abend in Berlin: «Noch ist gewis­ser­ma­ßen Zeit, die ganze Gefähr­lich­keit auch einzu­däm­men.» Grünen-Frakti­ons­chef Andre­as Schwarz stütz­te den Kurs: «Für uns steht die Präven­ti­on und der Gesund­heits­schutz im Vordergrund.»

BESCHLUSS: Restau­rants und Bars, Freizeit­ein­rich­tun­gen, Theater, Kinos sowie der Einzel­han­del bleiben bis 14. Febru­ar geschlos­sen. Ausnah­men gelten weiter­hin für Super­märk­te, Droge­rien und andere Läden, die Lebens­mit­tel verkau­fen. Priva­te Treffen sind weiter nur mit Angehö­ri­gen des eigenen Haushalts und einer weite­ren Person erlaubt. Die oft genutz­ten Alltags­mas­ken aus Stoff reichen künftig vieler­orts nicht mehr aus. In Bus und Bahn sowie beim Einkau­fen müssen die besser schüt­zen­den FFP2-Masken oder OP-Masken getra­gen werden.

HOMEOFFICE: Um Kontak­te am Arbeits­ort, aber auch auf dem Weg zur Arbeit zu reduzie­ren, müssen Arbeit­ge­ber künftig wo immer es möglich ist, Arbeit im Homeof­fice ermög­li­chen. Bundes­ar­beits­mi­nis­ter Huber­tus Heil (SPD) hat bereits einen Entwurf für eine Homeof­fice-Verord­nung vorge­legt. Demnach sollen Arbeit­ge­ber ab einer sogenann­ten Sieben-Tage-Inzidenz von 50 verpflich­tet werden, «den Beschäf­tig­ten im Falle von Büroar­beit oder vergleich­ba­ren Tätig­kei­ten anzubie­ten, diese Tätig­kei­ten in deren Wohnung (Homeof­fice) auszu­füh­ren, wenn keine zwingen­den betriebs­be­ding­ten Gründe entgegenstehen».

SCHULEN: Der Lockdown an Kitas und Schulen wird grund­sätz­lich verlän­gert. Merkel beton­te noch einmal, es gebe «ernst­zu­neh­men­de Hinwei­se», dass die Mutati­on sich unter Kindern und Jugend­li­chen stärker verbrei­te als das bisher bekann­te Virus. Deshalb habe man sich nach langem Ringen auf eine «restrik­ti­ve Umset­zung» des Lockdowns an den Schulen verstän­digt. Für die meisten Schüle­rin­nen und Schüler der weiter­füh­ren­den Schulen soll es im Südwes­ten bis zum 14. Febru­ar weiter nur Fernun­ter­richt geben, für Abschluss­klas­sen gelten Ausnahmen.

Im Sinne der Kleins­ten will Baden-Württem­berg aber Kitas und Grund­schu­len öffnen. Bis nächs­te Woche soll Kultus­mi­nis­te­rin Susan­ne Eisen­mann (CDU) nun ein Konzept ausar­bei­ten, wie man «vorsich­tig» öffnen und die Anste­ckungs­ge­fahr so gering wie möglich halten kann. Denkbar ist, dass in einem ersten Schritt die ersten und zweiten Klassen in den Grund­schu­len zum Zuge kommen. Grünen-Frakti­ons­chef Schwarz forder­te Eisen­mann auf, entspre­chen­de Konzep­te, zum Beispiel Wechsel­un­ter­richts­mo­del­le, zu erarbeiten.

KRITIK: Die Öffnungs­per­spek­ti­ve für Kitas und Schulen begrüß­te Eisen­mann zwar. Doch die Verschär­fun­gen des Lockdowns hatte die CDU-Spitzen­kan­di­da­tin zur Landtags­wahl schon vorher infra­ge gestellt. In Sachen Homeof­fice zeigte sie sich skeptisch. Zwar sei es wünschens­wert, dass möglichst viele Menschen von zuhau­se aus arbei­te­ten, um Kontak­te zu reduzie­ren. «Aller­dings gibt es auch viele Berufe, in denen Homeof­fice und flexi­ble­re Arbeits­zei­ten schwie­rig oder schlicht nicht möglich seien — etwa in der Pflege, im Super­markt oder bei der Notbe­treu­ung in Kitas und Grund­schu­len». Die Unter­neh­men dürften zudem nicht mit überbor­den­der Bürokra­tie belas­tet werden.

Auch Wirtschafts­mi­nis­te­rin Nicole Hoffmeis­ter-Kraut (CDU) hatte sich bereits gegen eine Homeof­fice-Pflicht gewandt: «Ich kann nur davor warnen, die ohnehin schon von der Krise massiv gebeu­tel­ten Unter­neh­men jetzt noch mit zusätz­li­chen Dokumen­ta­ti­ons- oder Begrün­dungs­pflich­ten zu belas­ten. Sie habe große Zweifel, dass eine Homeof­fice-Pflicht notwen­dig sei, um das Infek­ti­ons­ge­sche­hen dauer­haft in den Griff zu bekommen.

BWIHK-Präsi­dent Wolfgang Grenke sagte der dpa, die Verlän­ge­rung des Lockdowns sei «ein schwe­rer Schlag für die geschlos­se­nen Unter­neh­men». Er finde es befremd­lich, dass Betrie­be in den öffent­li­chen Diskus­sio­nen vielfach als Haupt­trei­ber des Infek­ti­ons­ge­sche­hens identi­fi­ziert werden. Das entspre­che nicht den Tatsa­chen. Er forder­te einen Gesamt­fahr­plan, der den Weg zurück ins wirtschaft­li­che Leben aufzeige.