KIEW/MOSKAU (dpa) — Auf der Krim schießt die russi­sche Luftab­wehr erneut auf Ziele am Himmel. Kanzler Scholz spricht heute mit dem kanadi­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Trudeau. Die Ereig­nis­se im Überblick.

Knapp ein halbes Jahr nach Russlands Einmarsch in die Ukrai­ne rückt die annek­tier­te Schwarz­meer-Halbin­sel Krim immer mehr in den Fokus des Kriegs­ge­sche­hens. Am Wochen­en­de warf die Krim-Verwal­tung der Ukrai­ne nun gleich mehre­re Angriffs­ver­su­che vor — die aber alle abgewehrt worden seien.

In Russlands kreml­treu­en Kreisen ist unter­des­sen weiter das Entset­zen groß, nachdem die Tochter des rechts­na­tio­na­lis­ti­schen Ideolo­gen Alexan­der Dugin offen­bar Opfer eines Bomben­an­schlags wurde.

In der Ukrai­ne hat Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj mehre­re Lands­leu­te für ihre beson­de­ren Verdiens­te ausge­zeich­net. Bundes­kanz­ler Olaf Scholz beriet sich mit US-Präsi­dent Joe Biden, Frank­reichs Staats­chef Emmanu­el Macron und dem briti­schen Premier­mi­nis­ter Boris Johnson über weite­re Hilfen für das angegrif­fe­ne Land.

Selen­skyj zeich­net engagier­te Ukrai­ner mit Orden aus

Den Orden «Natio­na­le Legen­de der Ukrai­ne» erhielt unter anderem Fußball-Legen­de Andrij Schewtschen­ko, der seine Berühmt­heit nutze, um der Ukrai­ne zu helfen, teilte Selen­skyj in der Nacht auf Telegram mit. Zu den Geehr­ten zählt außer­dem ein Zugschaff­ner, der fliehen­de Menschen aus beson­ders umkämpf­ten Gebie­ten brach­te und dessen Frau bei einer der Fahrten getötet wurde.

Gouver­neur: Russi­sche Flugab­wehr über Krim aktiv

Über der Krim ist laut Behör­den­an­ga­ben angeb­lich erneut ein ukrai­ni­scher Angriffs­ver­such abgewehrt worden. Die russi­sche Flugab­wehr habe «Objek­te» getrof­fen, die im Anflug auf den Militär­flug­platz Belbek bei Sewas­to­pol gewesen seien, schrieb der Verwal­tungs­chef der Stadt, Michail Raswo­scha­jew, auf Telegram. Erst am Samstag hatte es in Sewas­to­pol eine Explo­si­on gegeben, nachdem russi­schen Angaben zufol­ge eine Drohne am Stab der Schwarz­meer­flot­te von der Luftab­wehr abgeschos­sen worden sein soll. Opfer gab es demnach keine.

Auf der völker­recht­lich zur Ukrai­ne gehören­den, aber von Russland annek­tier­ten Krim kam es zuletzt immer wieder zu teils schwe­ren Explo­sio­nen, darun­ter in einem Muniti­ons­la­ger. Die Ukrai­ne hatte das mit Genug­tu­ung aufge­nom­men, aller­dings nicht die Verant­wor­tung für die Detona­tio­nen übernommen.

Kiew: Angrif­fe im Osten und Süden abgewehrt

Die Ukrai­ne hat eigenen Angaben zufol­ge mehre­re russi­sche Angrif­fe im Osten und Süden des Landes abgewehrt. So seien russi­sche Vorstö­ße etwa im östli­chen Gebiet Donezk in Richtung der Städte Slowjansk, Krama­torsk und Awdijiw­ka zurück­ge­schla­gen worden, teilte der ukrai­ni­sche General­stab am Sonntag­abend mit. Unabhän­gig überprü­fen ließen sich die Angaben nicht.

Aus Kiew hieß es weiter­hin, Russland wolle ab Montag in Teilen der an die Ukrai­ne grenzen­den Gebie­te Woronesch und Belgo­rod sowie in einigen Berei­chen des etwas weiter im Landes­in­ne­ren gelege­nen Gebiets Lipezk den Luftraum für einige Tage sperren. Von russi­scher Seite gab es dafür keine Bestätigung.

Schock in Moskau nach Tod von Dugin-Tochter Darja

In Moskau ist der Schock über den mutmaß­li­chen Mord an Darja Dugina, Tochter des rechts­na­tio­na­lis­ti­schen Ideolo­gen Alexan­der Dugin, groß. «Alexan­der Gelje­witsch, Ihre Tragö­die ist zum Schmerz von Millio­nen gewor­den», richte­te sich die Spreche­rin des russi­schen Außen­mi­nis­te­ri­ums, Maria Sacha­rowa, im Nachrich­ten­ka­nal Telegram an Dugin. Duginas Auto war nach Angaben der Ermitt­ler am Samstag­abend während der Fahrt in einer Vorstadt­sied­lung im Moskau­er Gebiet explo­diert. Die 29-Jähri­ge galt als glühen­de Verfech­te­rin des russi­schen Angriffs­krie­ges gegen die Ukrai­ne. Die Ukrai­ne wies eine Betei­li­gung an dem Vorfall zurück.

Scholz spricht mit Biden, Macron und Johnson

Bundes­kanz­ler Scholz telefo­nier­te am Sonntag mit US-Präsi­dent Biden, Frank­reichs Staats­chef Macron und dem briti­schen Premier­mi­nis­ter Johnson. Sie seien sich einig gewesen, «dass die Unter­stüt­zung der Ukrai­ne in der Abwehr der russi­schen Aggres­si­on nachhal­tig fortge­setzt werde», teilte der deutsche Regie­rungs­spre­cher Steffen Hebestreit mit. Mit Blick auf die Lage am von Russland besetz­ten ukrai­ni­schen Atomkraft­werk Saporischschja forder­ten die Staats- und Regie­rungs­chefs demnach militä­ri­sche Zurück­hal­tung in dessen Umgebung und einen raschen Besuch vor Ort durch die Inter­na­tio­na­le Atomenergie-Organisation.

Baerbock vertei­digt Waffen­lie­fe­run­gen an Kiew

Außen­mi­nis­te­rin Annale­na Baerbock vertei­dig­te die deutschen Waffen­lie­fe­run­gen zur Unter­stüt­zung der Ukrai­ne. Der russi­sche Präsi­dent Wladi­mir Putin weige­re sich, über simpels­te Fragen wie das humani­tä­re Völker­recht zu verhan­deln, auf Vermitt­lungs­ver­su­che gebe es keine Resonanz, kriti­sier­te die Grünen-Politi­ke­rin im Auswär­ti­gen Amt beim Tag der offenen Tür der Bundes­re­gie­rung in Berlin. Bundes­fi­nanz­mi­nis­ter Chris­ti­an Lindner (FDP) kündig­te unter­des­sen einen Besuch in Kiew im Spätsom­mer oder im Herbst an.

Was am Montag wichtig wird

Bundes­kanz­ler Scholz spricht in Montre­al mit dem kanadi­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Justin Trudeau — unter anderem über Hilfe für die Ukrai­ne. Scholz ist gemein­sam mit Wirtschafts- und Klima­mi­nis­ter Robert Habeck drei Tage lang in Kanada unterwegs.