KIEW/MOSKAU (dpa) — Gerade feier­te Moskau pompös die Annexi­on mehre­rer ukrai­ni­scher Regio­nen — da geht ein Teil auch schon wieder verlo­ren. Für Kiew ist das auch ein symbo­lisch wichti­ger Erfolg. Die News im Überblick.

Angesichts jüngs­ter Erfol­ge seiner Armee bei der Rückerobe­rung zwischen­zeit­lich besetz­ter Gebie­te hat der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj die Annexio­nen durch Russland als bedeu­tungs­los bezeich­net. «Sobald die ukrai­ni­sche Flagge zurück­ge­kehrt ist, erinnert sich niemand mehr an die russi­sche Farce mit irgend­wel­chen Papie­ren und irgend­wel­chen Annexio­nen», sagte Selen­skyj in seiner nächt­li­chen Videoansprache.

Zuvor war bekannt gewor­den, dass russi­sche Truppen die strate­gisch wichti­ge Klein­stadt Lyman im östli­chen Gebiet Donezk aufge­ben mussten und die Ukrai­ner nun wieder die Kontrol­le dort haben. Rund sieben Monate nach Kriegs­be­ginn hatte Kreml­chef Wladi­mir Putin am vergan­ge­nen Freitag neben Donezk auch die ukrai­ni­schen Gebie­te Luhansk, Saporischschja und Cherson annek­tiert. Die völker­rechts­wid­ri­ge Einver­lei­bung der Regio­nen, die Russland in Teilen nicht einmal erobert hat, wird inter­na­tio­nal nicht anerkannt.

Sowohl Deutsch­land als auch die USA sicher­ten der Ukrai­ne auch künftig Unter­stüt­zung bei der Befrei­ung ihres Landes zu. Unter­des­sen hat Russland angesichts der Massen­flucht vor der seit rund zehn Tagen laufen­den Teilmo­bil­ma­chung eigenen Angaben zufol­ge damit begon­nen, wehrpflich­ti­ge Männer aktiv an der Ausrei­se zu hindern.

Russi­sche Männer bei Flucht­ver­such an Grenze einberufen

Russland stopp­te an der Grenze zum Nachbar­land Georgi­en eigenen Angaben zufol­ge bereits mehr als 180 wehrpflich­ti­ge Männer bei der versuch­ten Flucht vor dem Einzug ins Militär. Ihnen sei direkt am Grenz­über­gang Werch­ni Lars ein Einbe­ru­fungs­be­scheid überge­ben worden, melde­te die Agentur Inter­fax unter Berufung auf das Militär­kom­mis­sa­ri­at der an die Ex-Sowjet­re­pu­blik Georgi­en grenzen­den russi­schen Region Nordossetien.

Die von Kreml­chef Putin am 21. Septem­ber angeord­ne­te Mobil­ma­chung hat in Russland eine regel­rech­te Massen­flucht ausge­löst. Zehntau­sen­de Männer flüch­te­ten nicht nur nach Georgi­en im Südkau­ka­sus, sondern beispiels­wei­se auch in die zentral­asia­ti­schen Ex-Sowjet­staa­ten Kasach­stan und Kirgistan.

Ukrai­ne bekommt zusätz­li­che Haubit­zen aus Slowakei

Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rin Chris­ti­ne Lambrecht kündig­te für das kommen­de Jahr die Liefe­rung von 16 Radpan­zer­hau­bit­zen aus slowa­ki­scher Produk­ti­on an die Ukrai­ne an. Die Syste­me vom Typ Zuzana würden in der Slowa­kei produ­ziert und gemein­sam mit Dänemark, Norwe­gen und Deutsch­land finan­ziert, sagte die SPD-Politi­ke­rin der ARD-Sendung «Bericht aus Berlin» nach der Rückkehr von ihrer ersten Reise in die Ukrai­ne seit Kriegs­be­ginn am 24. Februar.

US-Minis­ter: Unter­stüt­zung für Ukrai­ne «so lange wie nötig»

Die USA sichern der Ukrai­ne konti­nu­ier­li­che Unter­stüt­zung zu — und das unabhän­gig vom weite­ren Kriegs­ver­lauf. Aktuell entwi­ckel­ten sich die Kampf­hand­lun­gen positiv für die ukrai­ni­sche Armee, sagte US-Vertei­di­gungs­mi­nis­ter Lloyd Austin im Nachrich­ten­sen­der CNN. Es sei schwer, den weite­ren Verlauf vorher­zu­sa­gen, schränk­te er ein. «Aber ich würde sagen, dass egal, in welche Richtung sich das entwi­ckelt, wir den Ukrai­ner so lange wie nötig Sicher­heits­un­ter­stüt­zung gewäh­ren werden», beton­te er.

Was heute wichtig wird

Wenige Tage nach der von Kreml­chef Putin verkün­de­ten Annexi­on von vier ukrai­ni­schen Gebie­ten soll in Moskau voraus­sicht­lich am Montag die Staats­du­ma die völker­rechts­wid­ri­gen Einver­lei­bun­gen per Gesetz besie­geln. Unter­des­sen dürfte die ukrai­ni­sche Armee ihre Rückerobe­rungs­ver­su­che nach der erfolg­rei­chen Wieder­ein­nah­me von Lyman fortsetzen.