KIEW (dpa) — Wenig Bewegung an den Fronten — aber die Inten­si­tät der Kämpfe bleibt hoch. Die Ukrai­ne versucht sich winter­fest zu machen, um dem russi­schen Militär eine Waffe aus der Hand zu nehmen. Die News im Überblick.

Trotz inten­si­ver Kämpfe in den Kriegs­ge­bie­ten der Ukrai­ne bleibt die Lage laut Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj statisch. Zwar gebe es aktuell weniger Neuig­kei­ten aus den Kampf­ge­bie­ten, sagte Selen­skyj in seiner tägli­chen Video­an­spra­che. «Das heißt aber nicht, dass die Inten­si­tät der Kämpfe gerin­ger gewor­den ist.» Die Lage sei «weiter­hin schwie­rig». Selen­sky­js Generä­le berich­te­ten unter­des­sen von neuen Raketen- und Luftan­grif­fen des russi­schen Militärs sowie von weite­ren Plünderungen.

«In einigen Gebie­ten gehen nach wie vor hefti­ge Positi­ons­kämp­fe weiter», sagte Selen­skyj. «Und es ist auch wie zuvor im Gebiet von Donezk beson­ders schwie­rig.» Der Befehl an die russi­schen Truppen, bis an die Grenzen des Verwal­tungs­ge­biets vorzu­drin­gen, gelte weiter­hin. Aber, so Selen­skyj: «Wir geben dort keinen einzi­gen Zenti­me­ter unseres Landes auf.»

Abseits der Kampf­zo­nen werde inten­siv daran gearbei­tet, das Leben in den befrei­ten Gebie­ten zu norma­li­sie­ren, sagte Selen­skyj. Dies gelte vor allem bei der Wieder­her­stel­lung der Gas- und Strom­ver­sor­gung, etwa im Gebiet um Charkiw. Und um der Bevöl­ke­rung zu helfen, die bevor­ste­hen­de Winter­pe­ri­ode zu überste­hen, habe die Regie­rung die Einfuhr von Geräten zur Energie­ver­sor­gung — etwa Genera­to­ren und Trans­for­ma­to­ren — von Import­ab­ga­ben befreit.

Russland habe offen­kun­dig vor, den bevor­ste­hen­den Winter für seine Zwecke zu nutzen. «Wir verste­hen klar: Den Winter in eine Waffe zu verwan­deln, ist der Plan eines terro­ris­ti­schen Staates gegen unseren Staat sowie gegen ganz Europa», sagte Selen­skyj. «Aber wir tun alles dafür, dass auch dieser russi­sche Plan schei­tert, wie diver­se frühere.»

Kiew: Russland setzt Raketen­an­grif­fe und Plünde­run­gen fort

Das russi­sche Militär griff am Diens­tag eine Reihe von Zielen in der Ukrai­ne an. Der ukrai­ni­sche General­stab teilte mit, bei den Angrif­fen in den Gebie­ten Charkiw, Donezk, Saporischschja und Cherson seien sowohl Raketen als auch Kampf­flug­zeu­ge zum Einsatz gekom­men. «Unter Verlet­zung des humani­tä­ren Völker­rechts und der Regeln der Kriegs­füh­rung werden weiter­hin kriti­sche Infra­struk­tur und Wohnhäu­ser angegrif­fen», schrie­ben die Militärs auf Facebook. Zu den konkre­ten Auswir­kun­gen der Angrif­fe wurden keine näheren Angaben gemacht.

Der General­stab der Ukrai­ne warf den Behör­den des Nachbar­lan­des Belarus vor, die Angrif­fe Russlands gegen ukrai­ni­sche Ziele weiter­hin zu unter­stüt­zen, indem sie «Infra­struk­tur, Terri­to­ri­um und Luftraum» zur Verfü­gung stell­ten. «Es besteht auch weiter­hin die Gefahr, dass der Feind Luftan­grif­fe mit Kampf­droh­nen vom Terri­to­ri­um und Luftraum dieses Landes aus startet.»

Aus der Region um die südukrai­ni­sche Stadt Cherson melde­te der General­stab in Kiew die fortge­setz­te organi­sier­te Plünde­rung durch russi­sche Solda­ten. So seien am Vortag Konvois mit gestoh­le­nen Haushalts­ge­rä­ten und Bauma­te­ria­li­en beobach­tet worden. Zugleich werde die Demon­ta­ge von Mobil­funk­mas­ten und anderen Telekom­mu­ni­ka­ti­ons­an­la­gen fortge­setzt. Ferner seien aus dem Regio­nal­mu­se­um des sowje­tisch-ukrai­ni­schen Kunst­ma­lers Olexij Schow­k­u­nen­ko «alle Kunst­ge­gen­stän­de und sogar die Möbel» von den Besat­zern mitge­nom­men worden. Die Angaben beider Kriegs­par­tei­en lassen sich häufig nicht unabhän­gig überprüfen.

Ukrai­ni­scher Botschaf­ter hofft weiter auf Leopard-Panzer

Der neue ukrai­ni­sche Botschaf­ter in Berlin setzt seine Bemühun­gen um die Liefe­rung deutscher Leopard-Panzer an sein Land fort. «Ich bin voller Hoffnung, dass es dazu kommt, weil dieser Krieg gewon­nen werden muss», sagte Oleksii Makeiev am Diens­tag­abend im «RTL Nacht­jour­nal spezi­al». «Heutzu­ta­ge brauchen unsere Mädchen und Jungs an der Front Schüt­zen- und Kampf­pan­zer.» Deutsch­land könne dabei eine Führungs­rol­le überneh­men. «Wir hoffen, dass die Koali­ti­on der Willi­gen, der Westmäch­te, dazu beiträgt.» Er hoffe auf eine schnel­le Entschei­dung, denn die Ukrai­ne brauche die Panzer, um die Angrei­fer zurück­zu­schla­gen. «Je schnel­ler das passiert, umso schnel­ler ist dieser Krieg zu Ende.»