KIEW (dpa) — An der Front ist die Lage derzeit schwer. Doch Präsi­dent Selen­skyj ist überzeugt, dass die Ukrai­ne gewin­nen wird — wenn jüngst zugesag­te Militär­hil­fen denn recht­zei­tig ankom­men. Die News im Überblick.

Kurz vor dem ersten Jahres­tag des russi­schen Einmar­sches hat der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj auf Geschwin­dig­keit bei der Militär­hil­fe für sein angegrif­fe­nes Land gepocht.

«Wir sehen, dass der Kreml versucht, aus Russland jeglich Aggres­si­ons­po­ten­zi­al heraus­zu­quet­schen», sagte Selen­skyj gestern in seiner abend­li­chen Video­bot­schaft. «Sie haben es eilig, denn sie wissen, dass die Welt am Ende stärker ist, aber Zeit braucht, um ihre Kraft zu entfal­ten.» Deshalb komme es nun auf schnel­le Hilfe an.

Zugleich bedank­te er sich für weite­re Waffen-Zusagen bei einem Nato-Treffen einige Stunden zuvor in Brüssel. Weiter kaum Fortschrit­te aus ukrai­ni­scher Perspek­ti­ve gibt es aller­dings zu der gewünsch­ten Liefe­rung westli­cher F‑16-Kampf­jets. Hoch angespannt bleibt die Lage derweil insbe­son­de­re in der schwer umkämpf­ten Stadt Bachmut im Osten.

US-General­stabs­chef: Ziemlich stabi­le Front­li­nie in der Ukraine

US-General­stabs­chef Mark Milley bezeich­ne­te den Kampf um die Region Bachmut im Osten des Landes als Abnut­zungs­krieg. Es gebe viel Gewalt und viele Gefech­te, aber die Front­li­nie sei ziemlich stabil, sagte Milley am Rande eines Nato-Treffens in Brüssel auf eine Frage nach dem aktuel­len Kriegs­ge­sche­hen. «Ich würde es als eine sehr große Abnut­zungs­schlacht mit sehr hohen Verlus­ten beschrei­ben, insbe­son­de­re auf russi­scher Seite.»

Auch Selen­skyj sprach von einer «äußerst schwie­ri­gen» Lage im Osten seines Landes. «Das sind buchstäb­lich Kämpfe um jeden Meter ukrai­ni­schen Landes.»

Nach Angaben Milleys halten die Ukrai­ner derzeit die Stellung, während auf russi­scher Seite insbe­son­de­re die Wagner-Gruppe angreift. «Es gibt hier keine ausge­feil­ten Manöver. Es handelt sich um Frontal­an­grif­fe, Angriffs­wel­len, viel Artil­le­rie mit extrem hohen Verlus­ten in diesem Gebiet», sagte er. Wie lange das so gehen werde, sei schwie­rig zu sagen. Es gehe nun schon seit Wochen so.

USA: Vorerst keine neuen Ankün­di­gun­gen zu F‑16 für die Ukraine

Eine mögli­che Liefe­rung westli­cher F‑16-Kampf­jets an die Ukrai­ne bleibt auch nach dem jüngs­ten Treffen der inter­na­tio­na­len Kontakt­grup­pe zur Koordi­nie­rung von Militär­hil­fe unter­des­sen weiter offen. «Ich habe dazu keine Ankün­di­gun­gen zu machen», sagte US-Vertei­di­gungs­mi­nis­ter Lloyd Austin nach Beratun­gen der sogenann­ten Ramstein-Gruppe. Dabei wolle er es belassen.

Austin beton­te aller­dings, dass es die USA Polen nicht verbie­ten würden, MiG-29-Kampf­jets sowje­ti­scher Bauart an die Ukrai­ne zu liefern. «Die Verei­nig­ten Staaten haben Polen niemals davon abgehal­ten, irgend­et­was zu liefern», sagte er. Dies sei die Entschei­dung der Führung eines Landes und die USA wollten und könnten so etwas nicht diktieren.

Putin-Freund vertei­digt Arbeit russi­scher Troll-Armee

Der russi­sche Geschäfts­mann Jewge­ni Prigo­schin, Chef der Privat­ar­mee Wagner, vertei­dig­te seine im Westen wegen Verbrei­tung von Desin­for­ma­ti­on kriti­sier­te Inter­net-Troll-Armee. Er habe die Agentur für Inter­net-Forschun­gen nicht nur erdacht, gegrün­det und finan­ziert, sondern lange Zeit auch selbst geführt, sagte der Vertrau­te von Kreml­chef Wladi­mir Putin laut Mitteilung.

«Sie wurde gegrün­det für den Schutz des russi­schen Infor­ma­ti­ons­fel­des vor dreis­ter, aggres­si­ver Propa­gan­da antirus­si­scher Thesen seitens des Westens.»

Aktuell steht der Wagner-Chef im Fokus, weil er etwa parami­li­tä­ri­sche Opera­tio­nen in der Ukrai­ne oder in Afrika finan­ziert. Prigo­schin veröf­fent­lich­te nach eigenen Angaben Antwor­ten auf einen Fragen­ka­ta­log einer inter­na­tio­na­len Recher­che-Gemein­schaft westli­cher Journa­lis­ten, darun­ter vom «Spiegel» und dem ZDF, und lobte dabei die Arbeit patrio­ti­scher russi­scher Blogger.

Was heute wichtig wird

Zum Abschluss ihres zweitä­gi­gen Treffens in Brüssel beraten die Vertei­di­gungs­mi­nis­ter der 30 Nato-Staaten an diesem Mittwoch über die Planun­gen zur Verstär­kung der Abschre­ckungs- und Vertei­di­gungs­fä­hig­kei­ten des Bündnis­ses. Angesichts von Russlands Krieg gegen die Ukrai­ne ist geplant, die Zahl der Solda­ten in hoher Einsatz­be­reit­schaft von 40.000 auf 300.000 zu erhöhen.