KIEW (dpa) — Die Lage an der Front ist schwie­rig — zugleich werden schon bald neue, schwe­re Waffen erwar­tet. Selen­skyj sieht sein Land deshalb vor einem mögli­chen Wende­punkt. Die News im Überblick.

Auch mit Blick auf die erwar­te­te neue Waffen­hil­fe sieht der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj sein Land in einer entschei­den­den Phase. «Wir müssen den Frühling so gestal­ten, dass wirklich spürbar ist, dass die Ukrai­ne sich auf den Sieg zubewegt», sagte Selen­skyj in seiner abend­li­chen Video­bot­schaft am Mittwoch.

Selen­skyj verwies auf die massi­ven Verlus­te, die Russland derzeit Exper­ten zufol­ge täglich an der Front in der Ostukrai­ne erlei­det. Diese Phase müsse nun für militä­ri­sche Erfol­ge der ukrai­ni­schen Armee genutzt werden, erklär­te er: «Unsere Aufga­be ist es, dafür zu sorgen, dass es dort (in Russland) immer weniger das Bestre­ben gibt, ukrai­ni­sche Gebie­te besetzt zu halten.»

Unter­des­sen musste Bundes­ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Boris Pisto­ri­us (SPD) einräu­men, dass die sogenann­te Panzer­ko­ali­ti­on für die vor einem Jahr von Russland angegrif­fe­ne Ukrai­ne wohl ihr Ziel vorerst verfeh­len wird. Und auch aus London gab es — mit Blick auf mögli­che Kampf­jet-Liefe­run­gen — aus ukrai­ni­scher Sicht einen Dämpfer.

Ukrai­ne: Sechs mutmaß­li­che Spionageballons

Über Kiew sind Angaben der Behör­den zufol­ge gleich mehre­re mutmaß­li­che Spiona­ge­bal­lons entdeckt worden. Die ukrai­ni­sche Luftwaf­fe habe «rund sechs feind­li­che Luftzie­le» regis­triert und einige abgeschos­sen, teilte die Kiewer Militär­ver­wal­tung mit. Ersten Erkennt­nis­sen zufol­ge hande­le es sich um im Wind schwe­ben­de Ballons, die mit Reflek­to­ren oder Geheim­dienst­aus­rüs­tung ausge­stat­tet sein könnten.

Mögli­cher­wei­se hätten die Russen die Ballons losge­schickt, um mit ihrer Hilfe ukrai­ni­sche Flugab­wehr­stel­lun­gen ausfin­dig zu machen, hieß es weiter. Um genaue­re Infor­ma­tio­nen zu erhal­ten, werden die abgeschos­se­nen Objek­te nun gründ­lich untersucht.

Deutsche Panzer­ko­ali­ti­on verfehlt Ziel

Die Ukrai­ne wird vorerst nicht die von Deutsch­land in Aussicht gestell­te Menge an Kampf­pan­zern erhal­ten. Nach Angaben von Pisto­ri­us sind bei einem Treffen der sogenann­ten Panzer­ko­ali­ti­on keine neuen Zusagen für Panzer vom Typ Leopard 2A6 gemacht worden. Demnach wollen nur Deutsch­land und Portu­gal dieses Modell liefern. «Da werden wir die Batail­lons­stär­ke nicht errei­chen», räumte der SPD-Politi­ker ein.

Die Bundes­re­gie­rung hatte am 25. Januar das Ziel ausge­ge­ben, «rasch zwei Panzer-Batail­lo­ne mit Leopard-2-Panzern für die Ukrai­ne zusam­men­zu­stel­len». Diese sind in der Ukrai­ne üblicher­wei­se mit jeweils 31 Panzern ausge­stat­tet. Bundes­kanz­ler Olaf Scholz hatte sich Ende der vergan­ge­nen Woche noch optimis­tisch gezeigt, dass das Ziel erreicht werden kann.

In Großbri­tan­ni­en dämpf­te zudem Vertei­di­gungs­mi­nis­ter Ben Wallace die Hoffnun­gen der Ukrai­ne auf schnel­le Kampf­jet-Liefe­run­gen deutlich. «Ich denke nicht, dass wir in den kommen­den Monaten oder gar Jahren unbedingt Kampf­jets liefern werden, denn das sind ganz andere Waffen­sys­te­me als etwa Panzer­ab­wehr­ra­ke­ten», sagte Wallace in einem BBC-Interview.

General­inspek­teur bestä­tigt Leopard-Zeitplan

Zugleich bestä­tig­te der General­inspek­teur der Bundes­wehr, Eberhard Zorn, den baldi­gen Einsatz von deutschen Panzern in der Ukrai­ne. «Ich gehe davon aus, dass unsere Leopar­den und Marder noch im März in der Ukrai­ne zum Einsatz kommen», sagte Zorn der «Welt». Es habe gedau­ert, Mehrhei­ten für die Liefe­rung zu organi­sie­ren, aber nun gelte: «Wenn wir uns entschei­den, ein Waffen­sys­tem zu liefern, dann machen wir es auch nachhal­tig. Sprich: mit den entspre­chen­den Ersatz­teil­pa­ke­ten und der dazuge­hö­ri­gen Munition.»

Die Bundes­wehr hatte am Montag mit der Ausbil­dung ukrai­ni­scher Solda­ten am Kampf­pan­zer Leopard 2 begon­nen. Sie solle zum Ende des ersten Quartals abgeschlos­sen sein. Die Bundes­re­gie­rung hat der Ukrai­ne zudem 14 Leopard 2A6 zugesagt.

Blinken bei Münch­ner Sicherheitskonferenz

US-Außen­mi­nis­ter Antony Blinken nimmt an der Münch­ner Sicher­heits­kon­fe­renz teil. Er will dort in bi- und multi­la­te­ra­len Treffen die weite­re Unter­stüt­zung für die Ukrai­ne bespre­chen, teilte das US-Außen­mi­nis­te­ri­um mit. Außer­dem werde Blinken danach weiter in die Türkei und nach Griechen­land reisen.

Was heute wichtig wird

Bei der Eröff­nung der Berli­na­le am Abend soll der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj per Video zugeschal­tet werden. Das Festi­val sprach von «einer beson­de­ren Ehre».