KIEW (dpa) — Während in München die Sicher­heits­exper­ten aus aller Welt tagen, wird in der Ukrai­ne gekämpft. Die Vertei­di­ger sind unter Druck. Selen­skyj nennt trotz­dem ein Datum, wann sein Land siegen wird. Der Überblick.

Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj hat die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft dringend um Kampf­flug­zeu­ge zur Abwehr der russi­schen Aggres­si­on gebeten. Die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft habe sich auch bei anderen Waffen­sys­te­men bewegt, sagte Selen­skyj in einer Video­bot­schaft. Der Appell richte­te sich an Politi­ker, Militärs und Exper­ten auf der Münch­ner Sicherheitskonferenz.

Es gebe die Koali­ti­on zur Liefe­rung von Kampf­pan­zern, das Tabu bei Artil­le­rie­ge­schos­sen mit hoher Reich­wei­te sei gefal­len, sagte der Präsi­dent. «Die Welt hat bereits gehört, wie notwen­dig es für die globa­le Sicher­heit ist, eine Flugzeug-Koali­ti­on für die Ukrai­ne zu schaffen.»

In der seit Monaten umkämpf­ten Stadt Bachmut im Osten gerie­ten die ukrai­ni­schen Vertei­di­ger immer stärker unter Druck. Die russi­sche Söldner­trup­pe Wagner erober­te nach Angaben ihres Chefs Jewge­ni Prigo­schin den militär­tak­tisch wichti­gen Ort Paras­ko­wi­jiw­ka nördlich von Bachmut. Damit wächst die Gefahr, dass die Ukrai­ner von Nachschub und Rückzugs­rou­ten abgeschnit­ten werden.

Russland war vor fast einem Jahr am 24. Febru­ar in das Nachbar­land einmar­schiert. Für die Ukrai­ne ist Samstag der 360. Tag ihres Abwehr­kamp­fes. Aller­dings hat im Verständ­nis der meisten Ukrai­ner der Krieg schon 2014 begon­nen. Damals annek­tier­te Russland die Halbin­sel Krim und entsand­te Solda­ten unter dem Deckman­tel einer angeb­li­chen Separa­tis­ten­be­we­gung in den Donbass in der Ostukraine.

Selen­skyj: Sieg in diesem Jahr ist möglich

Selen­skyj berich­te­te dem heimi­schen Publi­kum, was er zur Eröff­nung der Münch­ner Sicher­heits­kon­fe­renz gesagt habe. «Die Kernbot­schaft der Ukrai­ne auf der Sicher­heits­kon­fe­renz ist klar: Wir müssen alles tun, um die russi­sche Aggres­si­on in diesem Jahr zum Schei­tern zu bringen», sagte er. Das sei möglich, aber es sei nur zu schaf­fen, «wenn die Ukrai­ne die Waffen erhält, die sie dazu braucht».

Genau wie bei den Panzern könne man verant­wort­lich im Voraus sagen, «dass das Problem der Flugzeu­ge gelöst wird», sagte der ukrai­ni­sche Außen­mi­nis­ter Dmytro Kuleba nach Angaben Kiewer Medien in München. «Es wird ein wenig mehr Zeit brauchen.» Die Diskus­si­on über die Flugzeu­ge werde anders struk­tu­riert sein als bei den Panzern. «Aber diese Arbeit hat bereits begon­nen», sagte Kuleba. Der ukrai­ni­sche Vizere­gie­rungs­chef Olexan­der Kubra­kow bat in München darum, der Ukrai­ne auch mit Streu­mu­ni­ti­on und Phosphor-Brand­bom­ben zu helfen.

Russi­sche Kräfte rücken von Norden auf Bachmut vor

«Der Ort Paras­ko­wi­jiw­ka ist vollstän­dig unter der Kontrol­le von Abtei­lun­gen der Söldner-Firma Wagner», teilte Prigo­schin nach Angaben der russi­schen Agentur Inter­fax mit. Eine unabhän­gi­ge Bestä­ti­gung gab es nicht. Im Abend­be­richt des ukrai­ni­schen General­stabs wurde der Ort nicht erwähnt.

Russi­sche Militär­blog­ger schrie­ben, dass Paras­ko­wi­jiw­ka ein wichti­ger Knoten­punkt der ukrai­ni­schen Vertei­di­gungs­li­ni­en nördlich von Bachmut gewesen sei. Sollten auch die angren­zen­den Dörfer Werchiw­ka Berchiw­ka und Jahid­ne erobert werden, könnten die ukrai­ni­schen Truppen in Bachmut nicht mehr von Norden versorgt werden. Auch im Süden von Bachmut drängen russi­sche Kräfte in den Rücken der Ukrainer.

Ukrai­ni­sche Solda­ten beenden Ausbil­dung an US-Panzern

Auf dem Truppen­übungs­platz in Grafen­wöhr in Bayern sind nach Angaben des US-Militärs bereits mehre­re Hundert ukrai­ni­sche Solda­ten an Bradley-Schüt­zen­pan­zern ausge­bil­det worden. In dieser Woche habe eine erste Gruppe von etwa 635 Ukrai­nern ihr fast fünfwö­chi­ges Training abgeschlos­sen, teilte das US-Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um mit. Zwei weite­re Batail­lo­ne hätten mit dem Training begon­nen. Kommen­de Woche solle außer­dem für eine erste Gruppe ukrai­ni­scher Solda­ten die Ausbil­dung an Radschüt­zen­pan­zern des Typs Stryker begin­nen. Die USA als wichti­ger Verbün­de­ter liefern der Ukrai­ne beide Panzer-Typen.

Moskau erbost über US-Äußerun­gen zur Krim

Die USA stiften nach Ansicht Moskaus die Ukrai­ne zu Schlä­gen auf die Schwarz­meer-Halbin­sel Krim an und befeu­ern damit den Konflikt. «Jetzt gehen die ameri­ka­ni­schen Kriegs­het­zer noch weiter: Sie stiften das Kiewer Regime zur weite­ren Eskala­ti­on an, indem sie den Krieg auf unser Terri­to­ri­um verle­gen», sagte die Spreche­rin des Außen­mi­nis­te­ri­ums, Maria Sacha­rowa, in Moskau.

Auslö­ser waren Äußerun­gen der US-Spitzen­di­plo­ma­tin Victo­ria Nuland, wonach Washing­ton russi­sche Militär­ein­rich­tun­gen auf der Krim für legiti­me Angriffs­zie­le hält. «Die Ukrai­ne wird nicht sicher sein, wenn die Krim nicht zumin­dest entmi­li­ta­ri­siert ist», hatte Nuland in Washing­ton gesagt. Dabei könne Kiew auf Unter­stüt­zung der USA zählen.