KIEW/MOSKAU (dpa) — Die von Russland angegrif­fe­ne Ukrai­ne will die Hürden auf dem Weg in die EU überwin­den. Die Kämpfe aber gehen weiter. Die Entwick­lun­gen im Überblick.

Die Ukrai­ne zeigt sich zuver­sicht­lich, den Weg hin zu einer EU-Mitglied­schaft zu meistern. Zugleich aber spitzt sich die militä­ri­sche Lage rund um die umkämpf­te Großstadt Lyssytschansk im Osten des Landes zu.

Russland behaup­te­te, dort Stellun­gen der Ukrai­ner durch­bro­chen zu haben. Im gesam­ten Land gab es in der Nacht zum Samstag einmal mehr Luftalarm. Die USA sicher­ten dem von Russland angegrif­fe­nen Land weite­re militä­ri­sche Hilfe zu.

Selen­skyj: Kiew freut sich über EU-Kandidatenstatus

Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj ist optimis­tisch, dass sein Land die Krite­ri­en für einen EU-Beitritt erfül­len wird. Die Ukrai­ne konzen­trie­re sich nun auf die Anfor­de­run­gen der EU, sagte das Staats­ober­haupt in seiner abend­li­chen Video­an­spra­che. «Aber macht uns das Angst? Nein. Weil wir davor Hunder­te erfolg­reich abgeschlos­sen haben.»

Zu den Krite­ri­en für einen Beitritt gehören unter anderem Rechts­staat­lich­keit, Kampf gegen Korrup­ti­on, Garan­tie der Grund­rech­te und eine funktio­nie­ren­de Marktwirtschaft.

Selen­skyj rief seine Lands­leu­te auf, sich über den Beschluss des EU-Gipfels, der Ukrai­ne den Status eines Beitritts­kan­di­da­ten zu geben, zu freuen. «Das ist nicht vom Himmel gefal­len. Dafür hat die Ukrai­ne viel getan.»

Präsi­den­ten­gat­tin Selen­s­ka wirft Russland Sexual­ver­bre­chen vor

Die Frau des ukrai­ni­schen Präsi­den­ten Wolodym­yr Selen­skyj hat die russi­schen Truppen in ihrem Land mit der Terror­mi­liz Islami­scher Staat (IS) vergli­chen und ihnen Sexual­ver­bre­chen vorge­wor­fen. Olena Selen­s­ka verwies in der «Welt am Sonntag» auf die Friedens­no­bel­preis­trä­ge­rin Nadia Murad, die vom IS versklavt worden war und sagte: «Es ist furcht­bar, das auszu­spre­chen, aber viele ukrai­ni­sche Frauen erleben unter der Besat­zung dassel­be.» Selen­s­ka fügte hinzu: «Weil die russi­schen Besat­zer nicht besser als IS-Terro­ris­ten sind.» Ukrai­ni­sche Frauen erleb­ten den Horror gerade jetzt.

Unmut in Moskau, Protes­te in Tiflis

Das russi­sche Außen­mi­nis­te­ri­um sieht in der Entschei­dung für einen mögli­chen EU-Beitritt der Ukrai­ne und der Republik Moldau eine gegen Moskau gerich­te­te Politik. Die Europäi­sche Union setze damit ihre Linie fort, in die Gemein­schaft Unabhän­gi­ger Staaten (GUS) zum Zweck der Eindäm­mung Russlands weiter vorzu­drin­gen, teilte Spreche­rin Maria Sacha­rowa in Moskau mit.

In Georgi­en am Schwar­zen Meer gingen in der Nacht Zehntau­sen­de Menschen für einen EU-Beitritt der Südkau­ka­sus-Republik auf die Straße. Sie forder­ten in der Haupt­stadt Tiflis zugleich den Rücktritt von Regie­rungs­chef Irakli Gariba­schwi­li. Seine Regie­rung habe sich nicht ausrei­chend dafür einge­setzt, dass Georgi­en EU-Beitritts­kan­di­dat werde, berich­te­ten georgi­sche Medien.

Ukrai­ner halten Nachschub­weg Richtung Lyssytschansk

Die ukrai­ni­schen Streit­kräf­te haben nach eigenen Angaben Angrif­fe auf eine wichti­ge Nachschub­rou­te für die Großstadt Lyssytschansk im Osten des Landes abgewehrt. «In Richtung Bachmut haben die ukrai­ni­schen Kämpfer den Angriff feind­li­cher Infan­te­rie zwischen den Ortschaf­ten Wolodym­y­riw­ka und Pokrow­s­ke gestoppt», teilte der ukrai­ni­sche General­stab mit. Von Bachmut aus führt eine wichti­ge Versor­gungs­stra­ße an den genann­ten Ortschaf­ten vorbei nach Lyssytschansk.

Die Stadt selbst, die nach dem weitge­hen­den Rückzug der Ukrai­ner aus dem benach­bar­ten Sjewjer­odo­nezk zum nächs­ten strate­gi­schen Angriffs­ziel der Russen gewor­den ist, steht weiter schwer unter Beschuss. Sowohl Artil­le­rie als auch die russi­sche Luftwaf­fe hätten Lyssytschansk unter Feuer genom­men. Zudem hätten russi­sche Truppen «versucht, die Stadt von Süden her zu blockie­ren», berich­te­te der General­stab. Das russi­sche Militär hatte zuvor mitge­teilt, dass Lyssytschansk von Süden aus blockiert worden sei.

US-Außen­mi­nis­ter: Werden Ukrai­ne helfen solan­ge wie nötig

US-Außen­mi­nis­ter Antony Blinken sicher­te der Ukrai­ne die weite­re militä­ri­sche Hilfe seines Landes zu. «Sie kämpfen nicht nur für sich, sondern für uns alle», sagte Blinken in Berlin.

Seit dem Beginn des Krieges habe sein Land der Ukrai­ne Hilfen zur Vertei­di­gung im Wert von etwa 6,1 Milli­ar­den US-Dollar (rund 5,8 Milli­ar­den Euro) geleis­tet. «Wir werden dies fortset­zen, solan­ge es dauert», sagte er.