WASHINGTON/KIEW/MOSKAU (dpa) — Washing­ton liefert Waffen an Kiew und Russlands Präsi­dent Putin droht unter­des­sen im Falle einer Auswei­tung der Sanktio­nen mit «katastro­pha­len» Folgen für den Westen. Die Gescheh­nis­se im Überblick:

Die USA wollen die Ukrai­ne zur Vertei­di­gung gegen Russlands Angriffs­krieg mit weite­ren Waffen­lie­fe­run­gen im Wert von rund 400 Millio­nen US-Dollar unterstützen.

Zu dem neuen Paket gehören vier Mehrfach­ra­ke­ten­wer­fer vom Typ Himars, 1000 hochprä­zi­se 155-Milli­me­ter-Artil­le­rie­ge­schos­se, Radar­ge­rä­te zur Artil­le­rie­auf­klä­rung und Ersatz­tei­le, wie eine hochran­gi­ge Vertre­te­rin des US-Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums am Freitag sagte. Der Samstag ist für die Ukrai­ne der 136. Kriegs­tag seit Beginn der russi­schen Invasi­on Ende Februar.

Bereits Waffen für Milli­ar­den zugesagt oder geliefert

Mit den neuen US-Raketen­wer­fern verfü­gen die ukrai­ni­schen Streit­kräf­te dann über zwölf Himars-Syste­me. Angaben des russi­schen Militärs, zwei Exempla­re zerstört zu haben, wies die Penta­gon-Vertre­te­rin zurück. Alle an die Ukrai­ne gelie­fer­ten Himars seien weiter­hin im Einsatz. Bislang haben die USA der Ukrai­ne seit Kriegs­be­ginn damit nach eigenen Angaben Waffen und Ausrüs­tung im Wert von 7,3 Milli­ar­den US-Dollar zugesagt oder bereits geliefert.

Selen­skyj: Es geht um den Schutz unserer gemein­sa­men Freiheit

Der ukrai­ni­sche Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj will sich weiter mit Botschaf­ten auch an das Ausland wenden. «Wir arbei­ten jeden Tag und unter allen Umstän­den so viel wie möglich an der außen­po­li­ti­schen Front», sagte er am Freitag in einer Video­bot­schaft. Seine Anspra­che an das slowe­ni­sche Parla­ment am Freitag sei bereits die 24. Rede an ein Abgeord­ne­ten­haus eines EU-Mitglieds gewesen. Drei Anspra­chen an die Parla­men­te der übrigen der insge­samt 27 EU-Mitglied­staa­ten stehen noch aus.

«Ich hoffe, dass auch die drei anderen EU-Länder spüren werden, dass es bei diesen Appel­len nicht um Politik geht, sondern um den Schutz unserer gemein­sa­men Freiheit, und deshalb werden wir an den Punkt kommen, an dem ich eines Tages sagen kann: Alle 27 Parla­men­te der Europäi­schen Union hören den Freiheits­kampf besser als jede russi­sche Manipu­la­ti­on», beton­te der Präsident.

Prorus­si­sche Separa­tis­ten ermög­li­chen Todesstrafe

In der ostukrai­ni­schen Kriegs­re­gi­on Donezk machten die prorus­si­schen Separa­tis­ten den Weg für die Hinrich­tung von drei zum Tode verur­teil­ten Auslän­dern frei. Ein Morato­ri­um zur Vollstre­ckung der Todes­stra­fe wurde am Freitag von dem inter­na­tio­nal nicht anerkann­ten Parla­ment der abtrün­ni­gen Region aufge­ho­ben. Im Juni waren zwei briti­sche und ein marok­ka­ni­scher Staats­bür­ger zum Tode verur­teilt worden. Sie hatten aufsei­ten der ukrai­ni­schen Armee gegen die von Russland unter­stütz­ten Separa­tis­ten gekämpft. Die Aufstän­di­schen sehen sie als Söldner an. Damit fallen sie aus Sicht der Separa­tis­ten nicht unter die Genfer Konven­ti­on zum Schutz von Kriegs­ge­fan­ge­nen. Die Ukrai­ne dagegen zählt sie zu ihren Solda­ten. Inter­na­tio­nal könnte eine mögli­che Hinrich­tung deshalb als Kriegs­ver­bre­chen angese­hen werden.

Tote und Verletz­te bei Beschuss

Bei Beschuss in der Ostukrai­ne wurden erneut Menschen verletzt oder getötet. In den Orten Sewersk und Bachmut in der Region Donezk seien durch russi­sche Angrif­fe am Donners­tag und Freitag insge­samt fünf Menschen getötet und drei verletzt worden, teilten die Regie­rungs­be­hör­den mit. Die prorus­si­schen Separa­tis­ten in Donezk sprachen von 3 Toten und 14 Verletz­ten durch ukrai­ni­schen Beschuss. Berich­te aus Kampf­ge­bie­ten können nicht unabhän­gig geprüft werden.

Russi­sche Vermö­gens­wer­te beschlagnahmt

Ukrai­ni­sche Behör­den haben von elf russi­schen Firmen Unter­neh­mens­rech­te und Immobi­li­en beschlag­nah­men lassen. Es gehe um einen Gesamt­wert von umgerech­net rund 57 Millio­nen Euro, teilte der Geheim­dienst SBU am Freitag in Kiew mit. Insge­samt sollen 46 Immobi­li­en dem ukrai­ni­schen Staat überschrie­ben worden sein. Bei den Unter­neh­men handelt es sich demnach unter anderem um Gazprom, Rosneft und Rosatom. Der Vorwurf lautet auf Finan­zie­rung des seit Febru­ar laufen­den russi­schen Angriffs­kriegs auf die Ukraine.

Putin warnt vor «katastro­pha­len» Sanktionsfolgen

Russlands Präsi­dent Wladi­mir Putin drohte im Falle einer Auswei­tung der Sanktio­nen gegen sein Land mit weitrei­chen­den Folgen für den Westen. «Eine weite­re Anwen­dung der Sankti­ons­po­li­tik kann zu noch schwer­wie­gen­de­ren, ohne Übertrei­bung sogar zu katastro­pha­len Folgen auf dem globa­len Energie­markt führen», sagte Putin bei einem Treffen mit Regie­rungs­ver­tre­tern. Als Reakti­on auf Russlands Krieg gegen die Ukrai­ne hat die EU umfas­sen­de Sanktio­nen beschlos­sen, darun­ter ein weitrei­chen­des Embar­go gegen russi­sches Öl. Einmal mehr sprach Putin von einem «wirtschaft­li­chen Blitz­krieg» des Westens, der geschei­tert sei. Nichts­des­to­trotz räumte er ein: «Diese Handlun­gen, die Beschrän­kun­gen schaden unserer Wirtschaft, und viele Risiken bleiben bestehen.»

Papst-Reise nach Kiew im August «möglich»

Papst Franzis­kus könnte nach Einschät­zung seines wichtigs­ten außen­po­li­ti­schen Beraters noch in diesem Sommer nach Kiew reisen. Kurien­erz­bi­schof Paul Gallag­her, der Sekre­tär für die Bezie­hung zu den Staaten und damit so etwas wie der Außen­mi­nis­ter des Vatikans, sagte dies dem italie­ni­schen Sender Rai1 am Freitag­abend. Der 85 Jahre alte Ponti­fex werde nach der Rückrei­se aus Kanada Ende Juli mit seinem Stab einen Besuch in Kiew erörtern. Auf die Nachfra­ge, ob so ein Trip schon im August denkbar sei, antwor­te­te Gallag­her: «Das ist möglich, ich würde es nicht ausschließen.»

Das wird heute wichtig

Seit Russland die weitge­hen­de Kontrol­le über die ostukrai­ni­sche Region Luhansk übernom­men hat, hat sich der Schwer­punkt der Kämpfe ins benach­bar­te Donezk verla­gert. Im Visier der russi­schen Armee sind demnach beson­ders die Städte Krama­torsk und Slowjansk.