BERLIN (dpa) — Exper­ten begut­ach­ten weiter mögli­che Kriegs­schä­den am AKW Saporischschja. Aus der Opposi­ti­on in Deutsch­land kommen Forde­run­gen, der Ukrai­ne Leopard-2-Panzer zu schicken.

Am ukrai­ni­schen Atomkraft­werk Saporischschja haben die Exper­ten der Inter­na­tio­na­len Atomener­gie­be­hör­de ihre Kontrol­len fortge­setzt. Während IAEA-Chef Rafael Grossi am Freitag­abend nach der Rückkehr in Wien über den Besuch berich­ten will, zweifel­te der ukrai­ni­sche Kraft­werks­be­trei­ber bereits vorher am Erfolg der Missi­on. Wie lange diese dauern soll, blieb zunächst weiter unklar. Russland beteu­er­te indes, auf dem AKW-Gelän­de keine schwe­re Waffen zu lagern.

Die Ukrai­ne vermel­de­te die Zerstö­rung eines russi­schen Depots im Hinter­land. Moskau teilte mit, dass die Ukrai­ne bei ihrer Gegen­of­fen­si­ve schwe­re Verlus­te erlei­det. CDU-Chef Fried­rich Merz sprach sich dafür aus, deutsche Leopard-2-Kampf­pan­zer in die Ukrai­ne zu liefern — das hatte zuvor bereits der ukrai­ni­sche Minis­ter­prä­si­dent Denys Schmyhal in einem dpa-Inter­view gefordert.

Ukrai­ni­scher Kraft­werks­be­trei­ber zweifelt an IAEA-Mission

Noch während die Mitar­bei­ter der IAEA am AKW Saporischschja im Einsatz und auf der Suche nach mögli­chen Schäden des wochen­lan­gen Beschus­ses waren, äußer­te der Kraft­werks­be­trei­ber Enerhoatom Zweifel am Erfolg der Missi­on. «Die Besat­zer lügen, verfäl­schen Tatsa­chen und Bewei­se», schrieb Enerhoatom in Hinblick auf Russland bei Telegram. Der Delega­ti­on sei der Zutritt ins Krisen­zen­trum der Anlage verwehrt worden. Dort sei derzeit russi­sches Militär­per­so­nal statio­niert. Russland wolle, dass keine Fakten zum AKW bekannt würden.

Russland hat nach Angaben von Vertei­di­gungs­mi­nis­ter Sergej Schoi­gu keine schwe­ren Waffen am AKW Saporischschja statio­niert. «Ich erklä­re verant­wor­tungs­voll, dass wir keine schwe­ren Waffen auf dem Gelän­de des Kernkraft­werks oder in den angren­zen­den Gebie­ten haben», sagte er in Moskau. Er hoffe, die IAEA-Exper­ten könnten sich davon überzeu­gen. Russland und die Ukrai­ne beschul­di­gen sich gegen­sei­tig, das Kraft­werk in dem Krieg angegrif­fen zu haben.

Unter­schied­li­che Angaben zum Fortgang der Kämpfe

Die von der Ukrai­ne gestar­te­te Gegen­of­fen­si­ve im Süden des Landes ist aus Sicht von Schoi­gu weitge­hend geschei­tert. «Die ukrai­ni­schen Streit­kräf­te setzen den Versuch von Angrif­fen im Raum zwischen Mykola­jiw und Krywyj Rih und in anderen Richtun­gen fort, der Feind erlei­det hohe Verlus­te», sagte er. Kiews einzi­ges Ziel bei der Offen­si­ve sei es, «bei den westli­chen Kurato­ren die Illusi­on zu erzeu­gen, die ukrai­ni­sche Armee sei zu Angrif­fen fähig».

Kiew melde­te, fünf Muniti­ons­la­ger der Russen bei Cherson vernich­tet zu haben. Die Angaben lassen sich nicht unabhän­gig überprü­fen. Nach Angaben des für Kriegs­ge­fan­ge­ne zustän­di­gen Koordi­na­ti­ons­stabs tausch­ten die Ukrai­ne und Russland im Gebiet Donezk Gefan­ge­ne aus. Es seien 14 Ukrai­ner freige­kom­men, darun­ter ein Offizier.

Merz: Auch mit Leopard 2‑Panzern helfen

Unions­frak­ti­ons­chef Fried­rich Merz hat sich für eine Liefe­rung von deutschen Leopard-2-Kampf­pan­zern zur Unter­stüt­zung der Ukrai­ne im Kampf gegen den russi­schen Angriffs­krieg ausge­spro­chen. «Wir sollten auch in dieser Hinsicht der Ukrai­ne helfen, damit sie in der Lage sind, die russi­sche Aggres­si­on zurück­zu­drän­gen», sagte der CDU-Vorsit­zen­de am Rande einer Klausur der Spitze der Unions­frak­ti­on im oberbaye­ri­schen Murnau. Zuvor hatte der ukrai­ni­sche Minis­ter­prä­si­dent Denys Schmyhal eine solche Liefe­rung gefordert.

Russland stellt Getrei­de­lie­fe­run­gen in Aussicht

Russland ist unter­des­sen bereit, im Rahmen von Verein­ba­run­gen mit den Verein­ten Natio­nen in der zweiten Jahres­hälf­te 2022 bis zu 30 Millio­nen Tonnen Getrei­de für auslän­di­sche Märkte zu liefern. «Dies wird es ermög­li­chen, bedürf­ti­ge Länder zu unter­stüt­zen und zur Stabi­li­sie­rung der Ernäh­rungs­la­ge in der Welt beizu­tra­gen», teilte das Landwirt­schafts­mi­nis­te­ri­um in Moskau am Freitag mit. Nach Schät­zun­gen des Landwirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums wird die Getrei­de­ern­te in Russland in diesem Jahr 130 Millio­nen Tonnen errei­chen, davon 87 Millio­nen Tonnen Weizen.

Die Verein­ten Natio­nen befürch­ten Lebens­mit­tel­knapp­heit und Hunger in armen Teilen der Welt, wenn die Ukrai­ne infol­ge des russi­schen Angriffs­kriegs als ein wichti­ger Getrei­de­lie­fe­rant ausfällt. Agrar­ex­por­te über die ukrai­ni­schen Schwarz­meer­hä­fen waren zuletzt monate­lang blockiert. Die Kriegs­geg­ner Ukrai­ne und Russland hatten am 22. Juli unter UN-Vermitt­lung jeweils getrennt mit der Türkei ein Abkom­men unter­zeich­net, um von drei Häfen Getrei­de­aus­fuh­ren aus der Ukrai­ne zu ermög­li­chen. Es wird geschätzt, dass mehr als 20 Millio­nen Tonnen Getrei­de­er­zeug­nis­se in der Ukrai­ne lagern.