Aus der Kultur kommt viel Protest gegen die neuer­li­chen Schlie­ßun­gen wegen der Corona-Pande­mie. Auch die Kultur­staats­mi­nis­ter von Bund und Ländern sind in Sorge.

Die vom Bund geplan­ten Überbrü­ckungs­hil­fen müssten «nun schnell, unbüro­kra­tisch und kurzfris­tig wirksam umgesetzt werden», heißt es in einer Mittei­lung der Minis­ter­run­de vom Freitag.

«Die Lage ist ernst», sagte der Vorsit­zen­de der Kultur­mi­nis­ter­kon­fe­renz, Bayerns Kunst­mi­nis­ter Bernd Sibler (CSU). «Es ist unbedingt notwen­dig, dass eine schnel­le und pragma­ti­sche Unter­stüt­zung unserer Kultur­schaf­fen­den erfolgt, damit die Folgen der Pande­mie und ihre massi­ven Auswir­kun­gen für die Kultur- und Kreativ­wirt­schaft so weit wie möglich abgemil­dert werden.» Kunst und Kultur seien ein zentra­les Element der demokra­ti­schen Gesell­schaft und könnten nach der Krise Brücken bauen zurück in die Norma­li­tät. «Wir müssen die reich­hal­ti­ge und breite Kultur­land­schaft in Deutsch­land mit vielen großen und kleinen Einrich­tun­gen sowie Kultur­schaf­fen­den erhalten.»

Gegen­über den Bundes­mi­nis­tern Olaf Scholz (Finanzen/SPD) und Peter Altmai­er (Wirtschaft/CDU) drängen die Kultur­mi­nis­ter darauf, bei der Wirtschafts­hil­fe «die Kultur- und Kreativ­bran­che angemes­sen zu berück­sich­ti­gen, weil diese in beson­ders hohem Maße von den Auswir­kun­gen der kommen­den wie schon der bishe­ri­gen, teilwei­se durch­gän­gi­gen Schlie­ßun­gen betrof­fen ist». Die Kultur dürfe nicht zum Opfer der Krise werden.

Kultur­staats­mi­nis­te­rin Monika Grütters befürch­tet angesichts neuer Corona-Beschrän­kun­gen schwe­re Folgen für die Kultur­sze­ne. «Ich bin in großer Sorge um die Kultur», sagte die CDU-Politi­ke­rin in einer Stellung­nah­me. «Leider zwingt uns die Dynamik des Infek­ti­ons­ge­sche­hens zu harten Maßnah­men», sagte Grütters. «Doch bei allem Verständ­nis für die notwen­di­gen neuen Regelun­gen: Für die Kultur sind die erneu­ten Schlie­ßun­gen eine echte Katastrophe.»

Kultur sei weit mehr als Freizeit und Unter­hal­tung. «Sie ist kein Luxus, auf den man in schwe­ren Zeiten kurzer­hand verzich­ten kann.» Kultur sei «das notwen­di­ge Korrek­tiv in einer leben­di­gen Demokra­tie. Gerade das macht sie natür­lich systemrelevant.»

Es gehe um Tausen­de Kinos, Privat­thea­ter, das gesam­te Bühnen­ge­sche­hen, Clubs oder Festi­vals. Betrof­fen seien zahlrei­che Beschäf­tig­te. «Es geht um die Existenz für mehr als 1,5 Millio­nen Menschen, die in unserem Land mehr als 100 Milli­ar­den Euro zum Brutto­in­lands­pro­dukt an Wertschöp­fung beitra­gen und häufig als Soloselbst­stän­di­ge arbei­ten», sagte Grütters. Einnah­me­aus­fäl­le in den Kultur­ein­rich­tun­gen müssten «schnell, effizi­ent und großzü­gig» kompen­siert und für die vielen Soloselbst­stän­di­gen passge­naue Förde­run­gen geschaf­fen werden.

Der Inten­dant der Hambur­ger Elbphil­har­mo­nie, Chris­toph Lieben-Seutter, äußer­te unter­des­sen Verständ­nis für den Teil-Lockdown und den damit einher­ge­hen­den weitge­hen­den Still­stand des kultu­rel­len Lebens. «Es ist zwar schade um die vielen schönen Konzer­te im Novem­ber, aber ich halte die Entschei­dung prinzi­pi­ell für den richti­gen Weg, um die Pande­mie in den Griff zu bekom­men», sagte Chris­toph Lieben-Seutter der Deutschen Presse-Agentur.

Dagegen kriti­sier­te der Dirigent Thomas Hengel­b­rock das Verbot von Kultur­ver­an­stal­tun­gen und forder­te eine andere Strate­gie. «Die Politik denkt zu kurz», sagte der Leiter des Freibur­ger Baltha­sar-Neumann-Chors und ‑Ensem­bles der «Badischen Zeitung». Er gehe davon aus, dass die Infek­ti­ons­zah­len im Dezem­ber wieder steigen. Dann stehe man im Januar wieder vor der gleichen Situa­ti­on. Seit dem Sommer sei die Entwick­lung verschla­fen worden.