BERLIN/MÜNCHEN (dpa) — Der ehema­li­ge Natio­nal­mann­schafts­ka­pi­tän Philipp Lahm hat homose­xu­el­le Fußbal­lern vor den Gefah­ren eines Coming-out während der aktiven Karrie­re gewarnt. Es möge Städte und Verei­ne geben, wo solch ein Coming-out eher möglich wäre als anders­wo, schreibt der Ex-Weltmeis­ter in seinem Buch «Das Spiel: Die Welt des Fußballs», aus dem die «Bild»-Zeitung (Mittwoch) vorab zitiert. Lahm nannte Berlin, Freiburg und den FC St. Pauli. «Aber gegen­wär­tig schie­nen mir die Chancen gering, so einen Versuch in der Bundes­li­ga mit Erfolg zu wagen und nur halbwegs unbescha­det davon­zu­kom­men», so der frühe­re Kapitän des FC Bayern München.

«Da muss man enorm stark sein, um das alles zu verkraf­ten», sagte Lahm am Mittwoch in München bei einer Online-Presse­kon­fe­renz zur Vorstel­lung des am 22. Febru­ar erschei­nen­den Buches. «Ich will in dem Buch auf Gefah­ren hinwei­sen, man muss sich das genau überle­gen.» In dem Buch setzt sich Lahm mit Facet­ten des Profi­fuß­balls ausein­an­der, schreibt auch über Themen wie Depres­sio­nen oder Rassismus.

Lahm empfiehlt homose­xu­el­len Fußbal­lern, sich vor einem geplan­ten öffent­li­chen Coming-out mit engsten Vertrau­ten zu beraten. Er rät davon ab, sich darüber mit Mitspie­lern zu unter­hal­ten. Grund für Lahms Ratschlag ist die seiner Ansicht nach fehlen­de Akzep­tanz im Fußball und im Umfeld. Der Sport­ler könne die nötige Reife für diesen Schritt haben und auf die nötige Toleranz in seinem unmit­tel­ba­ren Umfeld stoßen. «Aber er wird nicht mit der gleichen Reife bei allen Gegnern im Sport und ganz sicher nicht in allen Stadi­en rechnen dürfen, in denen er antritt», schreibt Lahm laut «Bild».

Als erster promi­nen­ter deutscher Fußbal­ler hatte Lahms Auswahl­kol­le­ge Thomas Hitzl­sper­ger 2014 nach Abschluss seiner Karrie­re öffent­lich gemacht, dass er homose­xu­ell ist. «Mir scheint es lebens­klug, dass Thomas Hitzl­sper­ger erst nach Beendi­gung seiner Laufbahn als aktiver Fußball­pro­fi den Schritt gewagt und seine Homose­xua­li­tät öffent­lich gemacht hat», zitiert das Blatt aus Lahms Buch.