BERLIN (dpa) — Sylt-Urlaub mit Sohn, Ausplau­dern von Inter­na oder Bremsen bei der Ukrai­ne-Hilfe — die Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rin steht immer wieder in der Kritik. Doch zur Vertei­di­gung sieht Lambrecht keinen Anlass.

Trotz der gehäuf­ten Kritik an ihrer Person sieht sich Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rin Chris­ti­ne Lambrecht nach eigenen Worten nicht im Selbstverteidigungsmodus.

«Ich muss mich überhaupt nicht recht­fer­ti­gen. Ich muss deutlich machen, wofür ich stehe und welche Entschei­dun­gen ich auch treffe — das ist meine Aufga­be, und das mache ich auch», sagte die SPD-Politi­ke­rin im ARD-«Morgenmagazin».

Auch auf das Ringen mit der Union um das geplan­te Bundes­wehr-Sonder­ver­mö­gen habe die Kritik an ihr keinen Einfluss. «Das spielt überhaupt keine Rolle in diesen Verhand­lun­gen, das spielt auch überhaupt keine Rolle in dem Tages­ge­schäft, in dem ich mich befin­de», sagte sie. Die Unter­stüt­zung der Ukrai­ne zu organi­sie­ren und die Bundes­wehr besser auszu­stat­ten — «das erfor­dert meine ganze Energie».

Minis­te­rin steht in der Kritik

Lambrecht wird vorge­wor­fen, bei der Liefe­rung schwe­rer Waffen an die Ukrai­ne auf der Bremse zu stehen. Zudem war sie weiter in die Kritik geraten, weil sie unmit­tel­bar vor einem Sylt-Urlaub eine sehr kleine Bundes­wehr­ein­heit in der Nähe besucht hatte und sich dafür samt ihres Sohns mit dem Hubschrau­ber hatte dorthin fliegen lassen. Ärger hat sie auch, weil sie SPD-inter­ne Überle­gun­gen ausge­plau­dert hatte, dass Bundes­in­nen­mi­nis­te­rin Nancy Faeser 2023 bei der hessi­schen Landtags­wahl antre­ten soll.

Im Ringen um die Ausge­stal­tung des Bundes­wehr-Sonder­ver­mö­gens forder­te Lambrecht die Union auf, sich zu bewegen. Zugleich zeigte sie sich optimis­tisch. «Von daher gehe ich noch davon aus, dass diese konstruk­ti­ven Gesprä­che auch zu einem Ergeb­nis führen vor der Sommer­pau­se. Wer sich jedes Mal öffent­lich zur Bundes­wehr bekennt und auch erkennt, dass hier großer Handlungs­be­darf besteht, der muss jetzt auch Farbe beken­nen. Und deshalb bin ich sehr optimistisch.»

Sie wich der Frage aus, ob sie sich der Drohung von SPD-Frakti­ons­chef Rolf Mützenich anschließt, die besse­re Ausstat­tung der Bundes­wehr auch ohne Union zu beschlie­ßen. Der hatte der «Frank­fur­ter Allge­mei­nen Zeitung» gesagt, wenn CDU und CSU sich im Bundes­tag der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Grund­ge­setz­än­de­rung verwei­ger­ten, erlau­be Artikel 115 in einer Notsi­tua­ti­on auch eine Schul­den­auf­nah­me mit einfa­cher Mehrheit.

Bei dem Ringen geht es unter anderem darum, wofür das Geld ausge­ge­ben werden soll — nur für die Bundes­wehr oder auch für andere sicher­heits­re­le­van­te Berei­che — und wie eine dauer­haf­te besse­re Finan­zie­rung der Truppe sicher­ge­stellt werden kann.