STUTTGART (dpa/lsw) — Alles wird teurer. Für jeden, auch für Tierhei­me. Abgese­hen von den Kosten müssen die Heime auch dann einsprin­gen, wenn sich Menschen in der Zeit der Pande­mie ein Haustier gekauft haben und nun überfor­dert sind.

Das Futter wird teurer, der Strom auch und nach dem Corona-Haustier­boom sammeln sich die ausge­sto­ße­nen Vierbei­ner in den völlig überlas­te­ten Heimen: Das Land will prüfen, wie es einen Rettungs­schirm über die Tierhei­me spannen kann, um den Einrich­tun­gen in der angespann­ten finan­zi­el­len Situa­ti­on besser zu helfen. Konkre­te Entschei­dun­gen seien aber noch nicht getrof­fen worden, teilte das Landwirt­schafts­mi­nis­te­ri­um mit. Der vom Minis­ter gelei­te­te und beraten­de Landes­bei­rat für Tierschutz habe sich zuletzt aber inten­siv mit dem Thema auseinandergesetzt.

Durch die Corona-Krise kämpf­ten Tierhei­me mit der zuneh­men­den Abgabe von Tieren, die während der Pande­mie angeschafft worden seien, sagte Landwirt­schafts­mi­nis­ter Peter Hauk (CDU). Viele dieser Tiere, vor allem junge Hunde, müssten inten­siv betreut werden, weil die frühe­ren Halter im Umgang mit Tieren vollkom­men unerfah­ren und überfor­dert gewesen seien. Wegen der steigen­den Energie­kos­ten befürch­te­ten zudem viele Tierhei­me, dass zuneh­mend auch exoti­sche Wildtie­re — zum Beispiel Repti­li­en — abgege­ben oder ausge­setzt würden. «Die Haltung dieser anspruchs­vol­len Tierar­ten erfor­dert einen hohen Energie­be­darf und die Futter­kos­ten steigen auch hier erheb­lich», sagte Hauk. Auch der immer noch boomen­de illega­le Online-Handel macht den Tierhei­men schwer zu schaf­fen, während zeitgleich weniger gespen­det werde.

Hauk rief die Städte und Gemein­den auf, die Verein­ba­run­gen über Fundtier­kos­ten zu überprü­fen. «Ich appel­lie­re aber auch an poten­ti­el­le Tierhal­ter, sich die Verant­wor­tung, die die Haltung eines Haustie­res mit sich bringt, bereits vor der Anschaf­fung bewusst zu machen», sagte der Minis­ter. «Ein Haustier einfach aus seinem vertrau­ten Umfeld heraus zu nehmen und ins Tierheim abzuschie­ben, ist in jedem Fall eine schlech­te Lösung.»

Nach Angaben des Landes­tier­schutz­ver­ban­des sind viele abgege­be­ne Vierbei­ner nicht einfach zu vermit­teln. Sie bleiben überdurch­schnitt­lich lange im Tierheim, viele seien alt, krank oder verhal­tens­auf­fäl­lig. Den wesent­li­chen Anteil der Kosten eines Tierheims deckt der jewei­li­ge Verein durch Spenden, Erbschaf­ten und eigene Veran­stal­tun­gen wie Tierheim­fes­te, Infostän­de oder Flohmärk­te ab. Durch die Pande­mie seien diese Einkünf­te drastisch einge­bro­chen und Rückla­gen vielfach aufge­braucht. «Einzel­ne Tierhei­me müssen bereits Kredi­te aufneh­men, um den Lohn der Mitar­bei­ter weiter zahlen zu können», hieß es.