STUTTGART (dpa/lsw) — Es ist bekannt, dass der Immun­schutz nach zwei Corona-Impfun­gen mit der Zeit nachlässt. Deshalb sollen die Auffri­schungs­imp­fun­gen wie «Booster» wirken. Aber es regt sich auch Kritik zum Start der dritten Spritzen.

Land und Hausärz­te sind zuver­sicht­lich, für die geplan­ten Auffri­schungs­imp­fun­gen gegen das Corona­vi­rus ausrei­chend Impfstoff, Perso­nal und mobile Impfteams einge­plant zu haben. «Wir haben die Infra­struk­tur und wir haben den Impfstoff», sagte Uwe Lahl, Amtschef im Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um, der dpa. «Wir machen es, weil es sinnvoll ist und weil wir die Möglich­kei­ten haben.» Auch die nieder­ge­las­se­nen Ärzte sind nach Angaben ihres Verbands vorbe­rei­tet: «Die Hausärz­te in Kombi­na­ti­on mit Betriebs­ärz­ten und mobilen Impfteams werden das schaf­fen», sagte Manfred King, der Sprecher des Hausärz­te­ver­bands Baden-Württemberg.

Ältere Patien­ten und Menschen mit Immun­schwä­che erhal­ten bei einer Auffri­schung von diesem Mittwoch (1. Septem­ber) an eine weite­re Dosis eines zugelas­se­nen Impfstoffs. Sie soll die Antwort sein auf einen nachlas­sen­den Immun­schutz vor allem bei sogenann­ten vulner­ablen Gruppen. Denn Studi­en haben laut Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um gezeigt, dass sich durch einen solchen «Booster» deutlich mehr Antikör­per bilden können. Für Auffri­schungs­imp­fun­gen hatte sich Anfang August die Gesund­heits­mi­nis­ter­kon­fe­renz ausgesprochen.

Neben den Impfzen­tren und 18 mobilen Impfteams dürfen auch nieder­ge­las­se­ne Ärzte die Sprit­zen setzen. Menschen, die nicht in einem Heim betreut werden, können zum Hausarzt gehen. Gedacht sind sie für dieje­ni­gen, die bei der Erst- und Zweit­imp­fung zur ersten Priori­tä­ten­grup­pe gehört haben und bei denen die vollstän­di­ge Impfung mindes­tens sechs Monate zurück­liegt. Für alle anderen voll Geimpf­ten reicht der Schutz nach Ansicht der Wissen­schaft noch einige Zeit aus.

Aller­dings gibt es auch Kritik an mutmaß­lich mangeln­dem Perso­nal, fehlen­den Sicher­hei­ten und am Zeitpunkt für die dritte Runde. SPD-Frakti­ons­chef Andre­as Stoch hält es für «illuso­risch, diese Aufga­be allein den Hausarzt­pra­xen zu überlas­sen». Er fordert eine Fortset­zung für die Impfzen­tren, die Ende Septem­ber schlie­ßen sollen.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patien­ten­schutz, Eugen Brysch, beklagt das Fehlen unabhän­gi­ger Analy­sen. «Wir disku­tie­ren noch viel zu viel auf der Wahrschein­lich­kei­ten-Ebene und wissen gar nicht, was das Virus mit uns macht», sagt er. Auch die Dritt­imp­fung werde angebo­ten, ohne dass ausrei­chend Wissen darüber vorhan­den sei, wie der Körper auf die ersten beiden Sprit­zen oder auf eine Infek­ti­on reagiert habe. Brysch fordert, dass bei allen Impfkan­di­da­ten zunächst der tatsäch­li­che Immun­sta­tus erhoben wird.

Nach groben Schät­zun­gen des Landes kommen Auffri­schungs­imp­fun­gen in den kommen­den sechs Monaten für bis zu 1,7 Millio­nen Menschen in Baden-Württem­berg in Frage. Aller­dings gibt es etliche Überlap­pun­gen, deshalb liegen dem Land keine konkre­ten Zahlen vor.