BIBERACH — Der diesjäh­ri­ge Neujahrs- und Bürger­emp­fang stand ganz unter dem Thema Heimat. Damit bilde­te der Empfang am 5. Januar den Auftakt der Heimat­ta­ge Baden-Württem­berg, dessen Gastge­be­rin die Stadt Biber­ach ist. Gleich­zei­tig galt der Neujahrs­emp­fang als Auftakt zum Jubilä­ums­jahr des Landkrei­ses Biber­ach. „Es ist ein beson­de­rer Neujahrs­emp­fang.“, so Landrat Mario Glaser bei seiner Begrü­ßung, „Nicht nur, weil es mein erster Bürger­emp­fang als Landrat des Landkrei­ses ist, sondern weil wir in diesem Jahr das 50-jähri­ge Bestehen des Landkrei­ses Biber­ach in seiner jetzi­gen Form feiern.“ 

Anschlie­ßend blick­te Landrat Mario Glaser auf die Entste­hung des Landkrei­ses Biber­ach und die Diskus­sio­nen der Raumschaf­ten dazu zurück. Sowohl Laupheim als auch Riedlin­gen habe sich expli­zit für eine Zugehö­rig­keit zum Landkreis Biber­ach und nicht zu Sigma­rin­gen oder Ulm ausge­spro­chen. Die ersten Pläne des Innen­mi­nis­te­ri­ums sahen vor, dass Biber­ach einem Großkreis Ulm zugeschla­gen werden soll. Es war dem Biber­acher Landrat Paul Heckmann und dem damali­gen Saulgau­er Landrat Dr. Wilfried Steuer zu verdan­ken, dass es anders gekom­men war. In diesem Zusam­men­hang dankte Landrat Mario Glaser dem anwesen­den Dr. Wilfried Steuer für seine Verdiens­te als Biber­acher Landrat. „Er sah es als seine Aufga­be an, den neuen Kreis zu einer echten Einheit zu schmie­den. Er wollte ein Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl schaf­fen“, so Landrat Glaser und nannte dabei unter anderem als Beispie­le, die Kreis­grenz­stei­ne, den Kreis­marsch und die Gründung der Kreis­ju­gend­mu­sik­ka­pel­le. „Ihre Ideen und Tradi­tio­nen prägen den Landkreis bis heute und es wäre mir eine Freude, wenn Sie heute am Ende nochmals anläss­lich dieses Jubilä­ums ihren Kreis­marsch auch dirigie­ren würden.“ Diesem Wunsch kam Dr. Wilfried Steuer gerne und mit Inbrunst nach. 

Landrat Mario Glaser gab aber auch einen Ausblick auf das bevor­ste­hen­de Jubilä­ums­jahr: „Neben verschie­de­nen Veran­stal­tun­gen und einem Tag der offenen Tür im Landrats­amt hat der Landkreis auch eine Auftrags­kom­po­si­ti­on in Auftrag gegeben. Das ist kein Ersatz für den Kreis­marsch, sondern eine swingen­de Ergän­zung zum 50-jähri­gen Jubilä­um.“ Er lud die Musik­ver­ei­ne des Kreises ein, das Stück anläss­lich des Kreis­ju­bi­lä­ums in ihr Reper­toire aufzu­neh­men: „Gerne stellen wir allen Musik­ver­ei­nen, die das möchten, in Zusam­men­ar­beit mit dem Musik­ver­lag Rundel, die Noten kosten­los zur Verfü­gung. Wir hoffen also, dass im Jubilä­ums­jahr der Landkreis an vielen Ecken und Enden swingt.“, so der Landrat. Das Stück heißt „Swinging BC“. Der Kompo­nist spielt gekonnt mit den Tönen B und C, und spielt dadurch auf das Kürzel des Landkrei­ses an. Die Kreis­ju­gend­mu­sik­ka­pel­le, die den Neujahrs- und Bürger­emp­fang musika­lisch umrahm­te, brach­te die rund 400 Gäste des Empfangs in der Weltur­auf­füh­rung des neuen Stücks zum Swingen.

Landrat Mario Glaser freute sich, dass der Landkreis die Stadt­hal­le für dieses Event nutzen und damit ein Vorzei­chen für die Heimat­ta­ge des Landes setzen durfte: „Der Landkreis Biber­ach ist unsere Heimat. Mir ist er zur Heimat gewor­den und ich könnte mir keinen besse­ren Landkreis vorstel­len, Landrat zu sein.“

Auf das Thema Heimat ging auch der Gastred­ner Arnold Stadler, Schrift­stel­ler und Träger des Georg-Büchner-Preises, näher ein. Unter dem Titel „WELT, NICHT PROVINZ“ hat er an diesem Abend das Thema Heimat und Oberschwa­ben in den Blick genom­men. In seinen Romanen setzt er sich inten­siv mit seiner Heimat Oberschwa­ben ausein­an­der. In seinem Vortrag schwärm­te er von der Region, die er auch als schwä­bisch Mesopo­ta­mi­en zwischen Donau und Rhein bzw. Boden­see bezeich­ne­te. Dabei hob er neben der wirtschaft­li­chen Stärke, vor allem auch die landschaft­li­che Schön­heit und wunder­schö­nen Orte im Landkreis Biber­ach mit seinen Klöstern und Kirchen hervor. „Sie leben alle in einer Wohlfühl­re­gi­on Nummer eins“, rief Stadler den Besuche­rin­nen und Besuchern zu. Aller­dings schlug der Schrift­stel­ler auch kriti­sche Töne im Blick auf das Weltge­sche­hen und gesell­schaft­li­chen Entwick­lun­gen an. Dabei ging er auf den Krieg in der Ukrai­ne und die Diskus­si­on über Waffen­lie­fe­run­gen, den Flächen­fraß durch Bau- und Gewer­be­ge­bie­te und den Klima­wan­del ein. Dennoch mahnte er auch, nicht aufzu­ge­ben und zitier­te auf schwä­bisch: „Ma muss nur welle kenna.“ (Man muss nur wollen können) und fragte weiter: „Was wäre die Welt ohne Hoffnung? Wir haben eine Pflicht zur Hoffnung.“ Er wünsch­te den Anwesen­den zum Ende, dass das neue Jahr zu einem Jahr des Heils werden möge.