FRIEDRICHSHAFEN — Luca Wilhelm Prayon wird der künfti­ge Landrat des Boden­see­krei­ses. Der 47-jähri­ge wurde vom Kreis­tag am 14. Febru­ar 2023 in Fried­richs­ha­fen mit 50 Stimmen der 52 anwesen­den Kreis­rä­te gewählt. Er tritt die Nachfol­ge von Amtsin­ha­ber Lothar Wölfle an, der nach 16 Jahren und zwei vollen Amtspe­ri­oden in den Ruhestand wechselt. Prayon ist aktuell noch Bürger­meis­ter der Gemein­de Remchin­gen im Enzkreis. Er wird voraus­sicht­lich im Juni dieses Jahres die Amtsge­schäf­te im Landrats­amt Boden­see­kreis übernehmen. 

In seiner Bewer­bungs­re­de im Fried­richs­ha­fe­ner Kongress­zen­trum Graf-Zeppe­lin-Haus benann­te Prayon aus seiner Sicht wesent­li­che Heraus­for­de­run­gen, die der Boden­see­kreis in den kommen­den Jahren zu bewäl­ti­gen habe. Der Landkreis stehe vor großen Aufga­ben, insbe­son­de­re dem gesell­schaft­li­chen Wandel, dem Umgang mit Ressour­cen sowie der Mobili­tät. So werde die Gesell­schaft nicht nur im Boden­see­kreis älter und diffe­ren­zier­ter. Der demogra­fi­sche Wandel und fehlen­de Fachkräf­te hätten gleicher­ma­ßen Auswir­kun­gen auf das Wirtschafts­le­ben, wie den Sozialbereich.

In diesem Zusam­men­hang nannte Prayon auch den Mangel an Wohnraum als kritisch für die künfti­ge wirtschaft­li­che und sozia­le Entwick­lung des Landkrei­ses. Am Herzen liege Prayon ferner, dass alle Kinder gleicher­ma­ßen Zugang zum Bildungs­sys­tem haben. „Wir alle sind verant­wort­lich, nachhal­tig und schonend mit unseren Ressour­cen umzuge­hen“, leite­te Prayon über. Hier gelte es, den techni­schen Fortschritt konse­quent nutzen, um die Lebens­grund­la­gen der Menschen zu schüt­zen. Der Boden­see­kreis müsse hier techno­lo­gie­füh­rend bleiben. Auch von der Mobili­tät hänge die Zukunfts­fä­hig­keit der Region ab, so der künfti­ge Landrat. Er nannte Fußgän­ger­freund­lich­keit, siche­re und gute Fahrrad­we­ge, einen attrak­ti­ven ÖPNV, die Leistungs­fä­hig­keit der Bahn sowie gute Straßen für den Indivi­du­al­ver­kehr als wichti­ge Säulen einer funktio­nie­ren­den Verkehrs­in­fra­struk­tur, die es weiter­zu­ent­wi­ckeln gelte.

„Mir ist es wichtig, Betei­lig­te einzu­bin­den und trans­pa­rent zu arbei­ten. Denn gute Entschei­dung und gutes Zusam­men­ar­bei­ten setzen vollstän­di­ge Infor­ma­ti­on voraus“, beton­te Prayon. Er sehe sich als Partner der Kommu­nen und betrach­te auch die Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­ter der Kreis­ver­wal­tung als wichti­ge Kraft bei der Bewäl­ti­gung der anste­hen­den Aufga­ben. „Mich reizt die Aufga­ben­brei­te und Aufga­ben­fül­le des Amts des Landrats. Es wäre mir eine große Ehre, den Boden­see­kreis in Zukunft als Landrat vertre­ten zu können“, schloss Prayon seine Bewer­bungs­re­de vor den Kreis­rä­ten und Gästen.

Der 1975 in Rom gebore­ne und in Tübin­gen aufge­wach­se­ne Luca Wilhelm Prayon ist Jurist und Mitglied der CDU. Nach dem Abitur studier­te er Rechts­wis­sen­schaf­ten und absol­vier­te das Referen­da­ri­at am Landge­richt in Ravens­burg. 2005 wurde er parla­men­ta­ri­scher Berater der CDU-Landtags­frak­ti­on in Stutt­gart. Vier Jahre später kandi­dier­te er 34-jährig mit Erfolg für das Bürger­meis­ter­amt in Remchin­gen. 2017 wurde er im Amt bestä­tigt. Seit 2014 ist er Mitglied des Kreis­ta­ges des Enzkrei­ses. Prayon ist verhei­ra­tet und hat drei Kinder.

Als Landrat ist er der gesetz­li­che Vertre­ter des Landkrei­ses und Behör­den­chef des Landrats­am­tes. Gleich­zei­tig ist er Vorsit­zen­der des Kreis­tags und somit die Schnitt­stel­le zwischen dem politi­schen Gremi­um und der Kreis­ver­wal­tung. Er leitet die Sitzun­gen des Kreis­tags und der Ausschüs­se und ist dafür verant­wort­lich, dass die dort gefass­ten Beschlüs­se von der Verwal­tung umgesetzt werden. Eine Amtszeit beträgt acht Jahre.

Das Landrats­amt Boden­see­kreis mit seinen rund 1.300 Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­tern und Haupt­sitz in Fried­richs­ha­fen kümmert sich um nahezu alle Lebens­be­rei­che der rund 219.000 Kreis­ein­woh­ner. Denn es ist unter anderem Sozial‑, Umwelt, Verkehrs‑, Ordnungs- und Bevöl­ke­rungs­schutz­be­hör­de — das Leistungs­spek­trum der Kreis­ver­wal­tung reicht von A wie Abfall­ent­sor­gung bis Z wie Zulassung.