MAINZ (dpa) — Einmal war er sogar Krawat­ten­mann des Jahres. Aber Claus Seibel ist vor allem als seriö­ses Gesicht der «heute»-Sendung in Erinne­rung. Das ZDF trauert um seinen langjäh­ri­gen Nachrichtenmoderator.

Er prägte mehr als drei Jahrzehn­te die «heute»-Sendung im ZDF: Der Fernseh­jour­na­list Claus Seibel ist tot. Er starb am Diens­tag im Alter von 85 Jahren, wie sein frühe­rer Arbeit­ge­ber ZDF in Mainz mitteil­te. Zuvor hatten die Zeitun­gen der VRM über den Tod Seibels berichtet.

Der gebür­ti­ge Gieße­ner hatte von 1971 an mehr als 30 Jahre lang die ZDF-Nachrich­ten­sen­dung um 19.00 Uhr präsen­tiert. Er wurde damit seiner­zeit zum dienst­äl­tes­ten deutschen Nachrich­ten­spre­cher. Das ZDF würdig­te ihn als «Grand­sei­gneur der Nachrichten».

Zurück­hal­ten­de Verbindlichkeit

«Als verläss­li­cher und einpräg­sa­mer Beglei­ter hat er die Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er über das Weltge­sche­hen infor­miert, von den Zeiten des Kalten Krieges bis zum histo­ri­schen Wandel nach 1989», sagte ZDF-Chefre­dak­teur Peter Frey. «Sein Gesicht wird in Erinne­rung bleiben, sein Stil zurück­hal­ten­der Verbind­lich­keit setzt Maßstä­be bis heute.»

2002 gab Seibel die Modera­ti­on der «heute»-Sendung um 19.00 Uhr offizi­ell ab, seine Nachfol­ge­rin wurde damals Caroli­ne Hamann. Doch bis 2005 war er noch regel­mä­ßig im ZDF zu sehen. Zum letzten Mal präsen­tier­te er nach 34 Jahren als Nachrich­ten­mo­de­ra­tor am 3. April 2005 eine «heute»-Sendung für den öffent­lich-recht­li­chen Sender.

Er setzte sich gegen rund 370 Bewer­ber durch

Seibel hatte nach seinem Studi­um in Marburg und Berlin zunächst ein Volon­ta­ri­at beim Hessi­schen Rundfunk absol­viert. Er arbei­te­te dort bis 1971, zuletzt als Chef vom Dienst der Hörfunk­nach­rich­ten und Sende­lei­ter. Dann nahm er an einem Auswahl­ver­fah­ren beim ZDF teil und setzte sich gegen rund 370 Bewer­ber durch.

1988 — es war eine andere Zeit — wurde Seibel vom Krawat­ten-Insti­tut in Krefeld sogar einmal zum Krawat­ten­mann des Jahres gekürt. Das Insti­tut zitier­te Seibel damals mit den Worten, zur City- und Berufs­klei­dung gehöre die Krawat­te «unbedingt dazu».