BERLIN (dpa) — Die gerade erst von Bund und Ländern verein­bar­te 2G-plus-Regel für die Gastro­no­mie sei ein wichti­ger Schritt, sagt der Gesund­heits­mi­nis­ter. Das werde aber gegen die Omikron-Varian­te nicht reichen.

Gesund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach erwar­tet, dass im Kampf gegen die Omikron-Varian­te des Corona­vi­rus weite­re Maßnah­men notwen­dig werden.

Die von Bund und Ländern verein­bar­te 2G-plus-Regel in der Gastro­no­mie und die neuen Quaran­tä­ne­re­geln bezeich­ne­te der SPD-Politi­ker am Sonntag­abend in der ARD-Sendung «Bericht aus Berlin» als Erfol­ge. «Ich glaube schon, dass uns das helfen wird.» Er fügte aber hinzu, das werde nicht reichen, um Omikron zu besie­gen. «Ich glaube, die Fallzah­len werden anstei­gen. Daher werden weite­re Maßnah­men noch notwen­dig werden, zu gegebe­ner Zeit. Aber das ist jetzt erstmal ein ganz wichti­ger Schritt nach vorne.»

Bund und Länder hatten am Freitag eine 2G-plus-Regelung für Restau­rants, Cafés und Kneipen verein­bart. Demnach haben nur Geimpf­te und Genese­ne mit negati­vem Corona-Test sowie Menschen mit Auffri­schungs­imp­fung Zugang.

Zusätz­li­che 2G-plus-Maßnahmen

Der Grünen-Gesund­heits­po­li­ti­ker Janosch Dahmen sagte in der ZDF-Sendung «Berlin direkt»: «Mögli­cher­wei­se werden wir auch über die Gastro­no­mie hinaus weite­re Innen­be­rei­che mit 2G-plus-Maßnah­men als zusätz­li­chen Schutz beschlie­ßen müssen.» Die Omikron-Welle sei erst am Anfang. «Und wenn wir in die Nachbar­län­der sehen, sehen wir: Es ist überall ein großes Problem, mit dem wir jetzt umgehen müssen.»

Auf die Frage, ob irgend­wann nur noch Menschen mit Booster-Impfung Zugang zur Gastro­no­mie haben könnten, sagte Lauter­bach: «Nein, also das heißt das nicht unbedingt, weil wir können ja auch andere Maßnah­men ergrei­fen. Aber ich glaube, es ist wichtig, erst einmal den Maßnah­men, die wir jetzt ergrif­fen haben, eine Chance zu geben zu wirken.» Die Bürger hätten es auch ein Stück weit selbst in der Hand. «Je mehr Geboos­ter­te wir in der Gesell­schaft haben, desto schwe­rer ist es für Omikron, eine starke Welle aufzubauen.»

Die neue Omikron-Varian­te wurde im Novem­ber aus Südafri­ka gemel­det, ihr Anteil am Infek­ti­ons­ge­sche­hen in Deutsch­land nimmt rasend schnell zu. Sie ist wesent­lich anste­cken­der als die bislang dominie­ren­de Delta-Varian­te. Zugleich gehen Exper­ten davon aus, dass Omikron tenden­zi­ell zu milde­ren Krank­heits­ver­läu­fen führt und Infizier­te selte­ner in eine Klinik müssen. Der Exper­ten­rat der Bundes­re­gie­rung warnte aber jüngst, die starke Infek­ti­ons­dy­na­mik drohe, den Vorteil der milde­ren Krank­heits­ver­läu­fe wieder aufzuwiegen.

Streek: «Pragma­ti­scher Umgang» mit Pandemie

Der Bonner Virolo­ge Hendrik Streeck warb für einen «pragma­ti­schen Umgang» mit der Pande­mie, «um mit dem Virus leben zu lernen». «Dagegen ist der dauer­haf­te Alarm­zu­stand ermüdend und nicht erfolg­reich», sagte er der «Bild» (Montag). Streeck mahnte jedoch an, die Belas­tung in den Kranken­häu­sern «weiter­hin aufmerk­sam zu beobach­ten und notfalls mit Maßnah­men zu reagie­ren». Dazu gehöre es aber auch, die «Hospi­ta­li­sie­rungs­in­zi­denz valide zu erfassen».

Die von Bund und Ländern verein­bar­ten neuen Quaran­tä­ne­re­geln dürften nach Einschät­zung Lauter­bachs schnell in Kraft treten. Die Regeln würden von den Bundes­län­dern umgesetzt, sagte er am Sonntag in der ARD. «Wir machen eine Muster­ver­ord­nung.» Diese werde «durch Bundes­tag und Bundes­rat (…) quasi dann beschlos­sen — das geht also in der nächs­ten Woche». Dann müssten die Länder reagie­ren. «Das wird von Land zu Land etwas unter­schied­lich sein, aber es wird sehr schnell gelten.» Die Quaran­tä­ne für Kontakt­per­so­nen und die Isolie­rung für Infizier­te werden verkürzt, damit wichti­ge Infra­struk­tu­ren bei einer rasan­ten Ausbrei­tung der Omikron-Varian­te nicht zusammenbrechen.

Weil in der Debat­te über eine allge­mei­ne Impfpflicht keine schnel­le Entschei­dung abseh­bar ist, bekräf­tig­te der Grünen-Politi­ker Dahmen seinen Vorschlag, die bereits beschlos­se­ne Impfpflicht für Gesund­heits- und Pflege­per­so­nal auszu­wei­ten. «Angesichts des starken Anstiegs von Neuin­fek­tio­nen in der Omikron-Welle und der drohen­den Gefahr von massi­ven Perso­nal­aus­fäl­len im Bereich der kriti­schen Infra­struk­tur halte ich es für sehr sinnvoll und kurzfris­tig umsetz­bar, die einrich­tungs­be­zo­ge­ne Impfpflicht auf weite­re Berei­che wie etwa Polizei, Feuer­wehr und Justiz­voll­zug auszu­wei­ten», sagte er dem «Tages­spie­gel» (Montag).

Bundes­tag und Bundes­rat hatten im Dezem­ber eine Corona-Impfpflicht für Beschäf­tig­te in Einrich­tun­gen mit beson­ders schutz­be­dürf­ti­gen Menschen wie Pflege­hei­men und Klini­ken beschlos­sen. Diese müssen bis Mitte März 2022 nachwei­sen, dass sie geimpft oder genesen sind. SPD und Grüne hatten am Wochen­en­de Erwar­tun­gen an einen raschen Beschluss des Bundes­ta­ges zu einer allge­mei­nen Impfpflicht gedämpft.

Deutlich steigen­de Sieben-Tage-Inzidenz

Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuin­fek­tio­nen in Deutsch­land war in den vergan­ge­nen Tagen wieder deutlich gestie­gen. Über die Lage beraten am Montag auch die Gesund­heits­mi­nis­ter der Länder. Über die Themen wurde vorab nichts bekannt. Außer­dem sind wieder Demons­tra­tio­nen gegen die Corona-Politik geplant. Am Wochen­en­de hatten Zehntau­sen­de Menschen in verschie­de­nen Städten protestiert.

Nach den Weihnachts­fe­ri­en begin­nen an diesem Montag zudem in acht Bundes­län­dern die Schulen wieder. Dabei gibt es Vorkeh­run­gen wegen der Corona-Pande­mie und der sich schnell ausbrei­ten­den Virus­va­ri­an­te Omikron. So sollen im bevöl­ke­rungs­reichs­ten Bundes­land Nordrhein-Westfa­len alle Schüler, Lehrkräf­te und weite­re Beschäf­tig­te an den Schulen am ersten Tag nach den Ferien getes­tet werden. In Bayern müssen sich auch geimpf­te und genese­ne Schüle­rin­nen und Schüler wieder regel­mä­ßig testen. Auch in Baden-Württem­berg wird zunächst für sechs Wochen an den Schulen stärker getestet.

Die Schulen begin­nen auch in Schles­wig-Holstein, Hessen, Sachsen-Anhalt, Nieder­sach­sen und Bremen wieder. In den acht anderen Bundes­län­dern war der Unter­richt bereits in den vergan­ge­nen Tagen wieder gestartet.