BERLIN (dpa) — Die Corona-Zahlen sinken, die Impfquo­ten steigen. Viele Berei­che des öffent­li­chen Lebens berei­ten sich auf Locke­run­gen vor. Und was ist mit den Schulen?

Der Präsi­dent des Deutschen Lehrer­ver­ban­des, Heinz-Peter Meidin­ger, ist optimis­tisch, dass die Schulen nach den Sommer­fe­ri­en zum norma­len Unter­richt zurück­keh­ren können.

«Ich rechne damit, dass der dritten Welle keine vierte mehr folgen wird und das nächs­te Schul­jahr bei anhal­tend sinken­den Inziden­zen und weite­ren Impffort­schrit­ten im Regel­be­trieb starten kann», sagte Meidin­ger der «Welt».

Zumin­dest für die älteren Schüler gebe es eine reelle Chance, bis dahin geimpft zu sein. «Wir befür­wor­ten auch Impfak­tio­nen an Schulen, um ein niedrig­schwel­li­ges Angebot für Schüler und Lehrkräf­te zu schaf­fen», beton­te Meidin­ger. Daran schlie­ße sich aber die Frage an, wie der Schul­be­trieb im Neben­ein­an­der von geimpf­ten und ungeimpf­ten Schülern sowie Lehrkräf­ten organi­siert werden könne.

Dazu zählten Frage wie: «Was passiert, wenn Eltern nicht wünschen, dass ihr Kind von einem ungeimpf­ten Lehrer unter­rich­tet wird? Dürfen ungeimpf­te Schüler mit auf Klassen­fahrt und in die Theater­grup­pe? Kann ich Geimpf­ten das Tragen einer Maske abverlangen?»

Er rechne fest damit, dass es eine politi­sche Debat­te um eine Impfpflicht für Lehrkräf­te geben werde, sagte Meidin­ger. Der Lehrer­ver­band spreche sich zwar gegen eine Pflicht­imp­fung aus. Seiner Ansicht nach hätte der Staat bei verbe­am­te­ten Lehrkräf­ten und entspre­chen­der gesetz­li­cher Regelung aber wohl die Handha­be dazu.

Meidin­ger fordert, bereits jetzt Konzep­te zu entwi­ckeln, wie Lernde­fi­zi­te aufge­holt werden könnten. «Wir brauchen noch vor den Sommer­fe­ri­en Lernstands­er­he­bun­gen in den Kernfä­chern, um den Förder­be­darf abschät­zen zu können und entspre­chen­de Beratungs­ge­sprä­che mit den Eltern führen zu können.»

Insge­samt haben die knapp elf Millio­nen Schüle­rin­nen und Schüler in Deutsch­land laut des Lehrer­ver­bands seit Beginn der Corona-Pande­mie auf rund die Hälfte der Schul­stun­den im Präsenz­un­ter­richt verzich­ten müssen. Seit März 2020 seien durch­schnitt­lich zwischen 350 und 800 Stunden Präsenz­un­ter­richt für jeden Schüler ausge­fal­len, sagte Meidin­ger der «Bild». «Das ist im Schnitt wohl ein halbes Schuljahr.»