OCHSENHAUSEN — Das Halbfinal-Derby zwischen den TTF Liebherr Ochsenhausen und dem TTC Neu-Ulm beim Liebherr Final Four war zumindest ein Stück weit das erhoffte Tischtennis-Fest vor 5.000 Fans in der ausverkauften Neu-Ulmer ratiopharm arena.
Der Gegner war wie erwartet mit seinen internationalen Topstars angetreten. Die TTF haben sich gegen den auf dem Papier fast übermächtig erscheinenden TTC Neu-Ulm von Match zu Match gesteigert und immer besser in die Partie hinein gekämpft, sodass die 0:3‑Niederlage eigentlich zu drastisch ausgefallen ist und der Dramatik der Partie nicht gerecht ist. Gerade das letzte Match zwischen Can Akkuzu und dem Weltranglisten-Elften Dimitrij Ovtcharov war an Spannung nicht zu überbieten. Das Ergebnis sagt alles: Der Topstar des DTTB durfte sich am Ende über einen extrem knappen Fünfsatzsieg freuen: 13:15, 11:9, 17:19, 11:7, 13:11.
Simon Gauzy findet zu spät ins Spiel, Alvaro Robles scheitert an seinen Nerven
Den Auftakt machte Simon Gauzy mit dem Match gegen den 20-jährigen Truls Möregårdh, aktuelle Nummer fünf der Welt. Dass es extrem schwer werden würde, gegen den Schweden etwas zu reißen, war schon vorher klar. Leider fand der erfahrene „Leader“ des Ochsenhauser Teams viel zu spät in sein Spiel und war bei seiner 0:3‑Niederlage nur im dritten Durchgang auf Augenhöhe.
Alvaro Robles hatte gegen den Weltranglisten-Achten Lin Yun-Ju – der mit Abstand beste Spieler Taiwans ist 21 Jahre alt – zumindest auf dem Papier keine leichtere Aufgabe, doch der Linkshänder aus Spanien macht seine Sache gut, sehr gut sogar. Er agierte vier Sätze auf Augenhöhe, musste am Ende des engen, umkämpften Matchs aber eine 1:3‑Niederlage (9:11, 11:13, 11:9, 9:11) quittieren, die vielleicht auch dem Umstand geschuldet war, dass Robles noch nie vor einer solchen Kulisse gespielt hatte und eine gewisse Nervosität bis zum Schluss nicht ablegen konnte.
Es folgte schließlich der Krimi zwischen Can Akkuzu und Dimitrij Ovtcharov, der sich nicht hätte beschweren dürfen, wenn am Ende der TTF-Franzose gewonnen hätte. Es war ein 0:3, wie es ehrenvoller letztlich kaum sein konnte. Da man mit dem Einzug ins Final Four ja bereits ein Saisonziel erreicht hatte, hielt sich die Trauer bei den Ochsenhauser Spielen letztlich in Grenzen. Vielmehr überwog die Freude, dass man bei einem derart hochkarätig besetzten Turnier vor einer solche Kulisse dabei sein konnte.
Neu-Ulm macht später mit Düsseldorf kurzen Prozess
Das Finale um die Deutsche Pokalmeisterschaft bestritten später der TTC Neu-Ulm und Rekordpokalsieger Borussia Düsseldorf, der Titelverteidiger 1. FC Saarbrücken TT im anderen Halbfinale keine Chance gelassen hatte. Neu-Ulm machte kurzen Prozess mit Boll und Co. und sicherte sich den ersten Titel der noch jungen Vereinsgeschichte. Düsseldorf konnte den Neu-Ulmern weniger Widerstand entgegensetzen als zuvor die TTF. Letztere müssen sich keinen Vorwurf machen, sie haben alles gegeben und sich, gerade in Anbetracht der Tatsache, dass man personell nicht aus dem Vollen schöpfen konnte, teuer verkauft. Sie konnten den Ort des Geschehens erhobenen Hauptes verlassen.
Dieser Ansicht war auch TTF-Präsident Kristijan Pejinovic: „Wir haben Neu-Ulm noch am ehesten die Stirn geboten, vergleicht man es mit dem Finale gegen Düsseldorf, das absolut chancenlos war. Bedenkt man nun, dass wir von ursprünglich sechs Spielern nur noch drei zur Verfügung hatten – das Problem mit Kanak Jha ist bekannt, Shunsuke Togami muss in seiner Heimat die Vorbereitung auf die All Japan Championships mitmachen und Samuel Kulczycki fiel kurzfristig erkrankt aus –, muss man dem Trio attestieren, dass es bis zum letzten Punkt unsere Fahne bestmöglich hochgehalten hat. Dafür kann man den Jungs nur Respekt zollen.“ Pejinovic fährt fort: „Wir haben somit noch das Beste aus den eingeschränkten Möglichkeiten gemacht. Wir haben gute Gegenwehr geleistet und viel Herz am Tisch gelassen. Chancen, die wir hatten, haben wir leider nicht genutzt und auf dem Niveau wird das halt gnadenlos abgestraft. Nichtsdestotrotz musste sich das Team nicht verstecken und hat alles gegeben. Wir haben es weit geschafft und uns teuer verkauft, sodass wir schon mit breiter Brust aus der Halle gehen konnten.“
Das Turnier war vorzüglich organisiert und hat auch bei den Ochsenhausern mächtig Eindruck hinterlassen. „Im Übrigen herzlichen Glückwunsch an Nico Stehle und sein Team von der TTBL für dieses außerordentliche, sehr gut gelungene Event. Es hat richtig Spaß gemacht, dass wir dabei sein durften“, so Pejinovic abschließend. Wir werden alles versuchen, uns für das nächste Liebherr Final Four erneut zu qualifizieren und dann schau‘n wir mal, was vielleicht möglich ist.“
Das Spiel in der Übersicht
Simon Gauzy — Truls Möregårdh 0:3 (6:11, 6:11, 9:11)
Alvaro Robles – Lin Yun-Ju 1:3 (9:11, 11:13, 11:9, 9:11)
Can Akkuzu – Dimitrij Ovtcharov 2:3 (15:13, 9:11, 19:17, 7:11, 11:13)