BERLIN (dpa) — Nachdem Anne Spiegel über ihr Verhal­ten in der Flutka­ta­stro­phe gestol­pert war, musste eine neue Famili­en­mi­nis­te­rin her. Die Grünen haben ein paar Tage gesucht — nun sind sie fündig geworden.

Die Grünen-Finanz­po­li­ti­ke­rin Lisa Paus soll neue Bundes­fa­mi­li­en­mi­nis­te­rin werden. Das wurde der Deutschen Presse-Agentur am Donners­tag aus Partei­krei­sen bestätigt.

Zuvor hatten auch andere Medien darüber berich­tet. Paus soll damit die Nachfol­ge von Anne Spiegel überneh­men, die am Montag ihren Rücktritt angekün­digt hatte.

Die 53-jähri­ge Diplom-Volks­wir­tin Paus gehört dem linken Partei­flü­gel an. Sie kommt aus dem Landes­ver­band Berlin und sitzt seit 2009 im Bundes­tag. Sie hat jahre­lan­ge Erfah­rung in der Finanz- und Wirtschafts­po­li­tik gesam­melt, gilt aber auch als einer der führen­den Köpfe hinter dem grünen Konzept für eine sogenann­te Kindergrundsicherung.

Kinder­grund­si­che­rung als wichtigs­tes Projekt

Deren Einfüh­rung wird auch für die neue Famili­en­mi­nis­te­rin das wichtigs­te Projekt sein. Sie ist eines der zentra­len Vorha­ben der Ampel-Koali­ti­on. In der Kinder­grund­si­che­rung sollen die bishe­ri­gen finan­zi­el­len Unter­stüt­zungs­leis­tun­gen des Staates für Kinder gebün­delt und durch einen Grund­be­trag für alle Kinder ab der Geburt ersetzt werden. Wegen der Komple­xi­tät des Themas — es geht um Kinder­geld, Hartz IV, Steuer­fra­gen und vieles mehr — wurde zunächst eine Arbeits­grup­pe mit Fachleu­ten aus dem Famili­en­mi­nis­te­ri­um und den Bundes­mi­nis­te­ri­en für Finan­zen, Justiz, Arbeit, Bildung und Wohnen gebil­det. Sie soll die Details erarbeiten.

Spiegel hatte ihren Rücktritt angekün­digt, nachdem bekannt­ge­wor­den war, dass sie kurz nach der Flutka­ta­stro­phe im vergan­ge­nen Sommer in einen vierwö­chi­gen Famili­en­ur­laub gefah­ren war. Sie war damals rhein­land-pfälzi­sche Umwelt­mi­nis­te­rin und damit für das Krisen­ma­nage­ment mit verantwortlich.

Partei­che­fin Ricar­da Lang hatte im Vorfeld klar gemacht, dass eine Frau auf Spiegel folgen solle und Kompe­tenz ein wichti­ges Krite­ri­um sei. Für die Grünen ist aller­dings auch die Zugehö­rig­keit zu einem der Flügel, Realos oder Linke, ein wichti­ges Krite­ri­um. Drei der fünf grünen Bundes­mi­nis­ter sind nun auch künftig Realos, zwei gehören damit ebenso wie Spiegel dem linken Flügel an.