Trotz mehre­rer Corona-Fälle beim Gegner Ukrai­ne wurde das Länder­spiel der Natio­nal­mann­schaft in Leipzig angepfif­fen. Nach leich­ten Anfangs­schwie­rig­kei­ten kontrol­lier­te die DFB-Elf die Partie. Gegen Spani­en kommt es nun zum Gruppen­fi­na­le in der Nations League.

Nach stunden­lan­gem Warten auf die Spiel­erlaub­nis der Gesund­heits­be­hör­den setzte sich die Auswahl von Bundes­trai­ner Joachim Löw beim Rekord­spiel von Torwart Manuel Neuer dank des Tore-Doppel­packs von Werner (33./64. Minute) gegen die Ukrai­ne mit 3:1 (2:1) durch.

«Wir haben das Spiel gegen eine gute ukrai­ni­sche Mannschaft gewon­nen und können insge­samt zufrie­den sein. Wir wollten uns schon ein bisschen einspie­len, das ist uns ganz ordent­lich gelun­gen», sagte Löw im ZDF. Beim ersten gemein­sa­men Start­elf-Auftritt seit zwei Jahren bewies der junge Turbo-Sturm eindrucks­voll seine Treffsicherheit.

Vor Werners Toren hatte Leroy Sané (23. Minute) beim Geister­spiel in der Red Bull Arena den Ausgleich erzielt. Nur Serge Gnabry blieb aus dem Trio diesmal ohne Treffer. Die nach dem Wirrwarr um vier positi­ve Corona­tests perso­nell geschwäch­ten Gäste waren durch Roman Jaremt­schuk (12.) in Führung gegan­gen. Glück hatte die DFB-Elf bei drei Pfosten­tref­fern in der zweiten Halbzeit (52./75./81.).

Zum Abschluss des schwie­ri­gen Corona-Jahres hat die DFB-Auswahl gegen Spani­en beim Showdown in Sevil­la am Diens­tag nun alle Trümp­fe in der Hand. Durch das 1:1 der Spani­er (8 Punkte) in der Schweiz übernahm die DFB-Elf (9) Platz eins. Nach dem Abstiegs-Desas­ter 2018 genügt dem deutschen Team ein Unent­schie­den, um Platz eins zu behal­ten und die Teilnah­me am Final Four im Oktober 2021 perfekt zu machen.

Das würde nach viel öffent­li­cher Kritik auch den von Löw erhoff­ten Schub Richtung EM im Sommer geben. «Es war ein sehr schwie­ri­ges Spiel. In der aktuel­len Situa­ti­on hilft nur eines: Siege, und das haben wir heute geschafft», sagte Leon Goretz­ka. In Spani­en gesperrt ist nach seiner zweiten Gelben Karte Vertei­di­ger Antonio Rüdiger.

«Gestern war schon ein bisschen Unsicher­heit zu spüren, aber Gott sei Dank hat sich bewahr­hei­tet, dass das Spiel statt­fin­den kann», hatte Löw, der mit schwar­zen Handschu­hen und weißen Turnschu­hen das Spiel verfolg­te, kurz vor dem Anpfiff noch gesagt. DFB-Direk­tor Oliver Bierhoff äußer­te sich «natür­lich froh, dass wir spielen können».

Spiel­freu­de demons­trier­te die DFB-Elf dann auch — wurde aber vom frühen Gegen­tor überrascht. Robin Koch und Philipp Max ließen sich überrum­peln, gegen den Schuss von Jaremt­schuk war Bayern-Keeper Neuer in seinem 95. Länder­spiel chancen­los. Damit holte Neuer den heute 76 Jahre alten Sepp Maier als deutschen Rekord­tor­wart ein.

Die inter­na­tio­nal noch unerfah­re­nen Koch und Max durften von Beginn an ran. Beim Freibur­ger Koch überrasch­te Löw mit einem takti­schen Kniff und stell­te den 24-Jähri­gen, der ihn beim 1:0‑Sieg gegen Tsche­chi­en überzeugt hatte, als Sechser vor der Vierer-Abwehr­ket­te auf. Max war an den ersten beiden gefähr­li­chen Aktio­nen betei­ligt. Eine Vorla­ge des Profis von PSV Eindho­ven schoss Goretz­ka drüber (3.), eine Herein­ga­be klärte Eduard Sobol zur Ecke (6.).

Auf sieben Positio­nen hatte Löw die Start­elf im Vergleich zum Tsche­chi­en-Spiel, das ebenfalls in Leipzig statt­fand, verän­dert. Doch gegen die tief stehen­den Ukrai­ner hatten die Deutschen zwischen­zeit­lich Schwie­rig­kei­ten beim Aufbau­spiel und dabei, Geschwin­dig­keit in ihre Offen­siv-Aktio­nen zu bringen.

Die Gäste spiel­ten nach ihrer 1:0‑Führung erstaun­lich selbst­be­wusst auf, der Ausgleich durch Sané fiel zu diesem Zeitpunkt überra­schend. Goretz­ka erober­te den Ball gegen Alexan­der Sintschen­ko und passte zu seinem Münch­ner Mitspie­ler Sané, der mit seiner ersten gelun­ge­nen Aktion zum 1:1 traf. Für den 24-Jähri­gen war es das erste Tor im DFB-Trikot seit Juni 2019 und das erste nach seinem Kreuzbandriss.

Bei Goretz­ka schien die Vorla­ge der Blocka­de­lö­ser gewesen zu sein. Der 25-Jähri­ge war auf der Zehner-Positi­on nun Dreh- und Angel­punkt des deutschen Spiels und an fast allen gefähr­li­chen Situa­tio­nen betei­ligt. Mit einer artis­ti­schen Einla­ge mit ausge­streck­tem Bein nahm er eine Koch-Flanke an und bedien­te Werner, der aus kurzer Distanz einköp­fen konnte. Nach den leich­ten Anfangs­schwie­rig­kei­ten kontrol­lier­te die DFB-Elf nun die Partie — ledig­lich die Gelbe Karte für Rüdiger trübte die Stimmung ein wenig. Gegen Jaremt­schuk leiste­te sich der Abwehr­spie­ler vom FC Chelsea ein takti­sches Foul (29.).

Nach dem Wechsel waren es wieder die Ukrai­ner, die den ersten Akzent setzten — diesmal jedoch ohne Folgen. Einen Schuss von Sintschen­ko fälsch­te Niklas Süle ab, für den wohl geschla­ge­nen Neuer rette­te der Pfosten (52.). Und erneut zeigte das Löw-Team eine Reaktion.

Sané wurde abgedrängt (57.), bei einem geblock­ten Schuss von Werner forder­ten die Gastge­ber verge­bens einen Handelf­me­ter (58.). Gnabry hatte gleich zweimal Pech im Abschluss (60./61.), ehe Werner nach feiner Vorar­beit von Gündo­gan und Matthi­as Ginter zum 3:1 traf. Glück hatten Neuer & Co., dass Marlos (75.) und Junior Moraes (82.) nur den Pfosten trafen.